Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]
165 2 Entstehung und Formen von aggression und Gewalt Aggressive Verhaltensweisen sind weit verbreitet. Wer selbst schon von Aggressionen anderer betroffen war, weiß, wie unangenehm das ist, auch wenn es nicht zu körperlicher Gewalt kommt. Es fragt sich, ob Aggressivität zum Mensch-Sein gehört und wie mit aggressiven Gefühlen so umgegangen werden kann, dass niemand zu Schaden kommt. 2.1 aggression und Gewalt Als Aggressionen werden in der Psychologie Verhaltensweisen zusammengefasst, die anderen Menschen psychischen oder körperlichen (physischen) Schaden zufügen. Ein solches Verhalten ist eng verknüpft mit dem Begriff der Gewalt . Gewalt hat ebenfalls mit Handlungen und Verhaltensweisen zu tun. Sie liegt dann vor, wenn jemand einseitig so auf einen Gegenstand, ein Tier oder einen Menschen einwirkt, dass sich bei dem Objekt eine strukturelle Veränderung einstellt. Gewalt kann physisch oder psychisch erfolgen. Körperliche Gewalt besteht beispielsweise darin, dass jemand eine/n andere/n schlägt oder durch Zufügen von Schmerzen dazu zwingt, Handlun- gen zu setzen oder zu erdulden, die die/der andere weder setzen noch erdulden will. Aggressives Verhalten kann sich in Form gewaltförmiger Handlungen ausdrücken, es kann sich aber auch in einer Andeutung von Gewalt erschöpfen. Ob und wie es zu aggressivem Verhalten kommt, hängt wie so vieles andere von der jeweiligen Situa- tion ab, aber auch vom Aggressionspotential, das ein bestimmter Mensch bereits mitbringt. In der Aggressionsforschung wird deshalb zwischen impulsiver Aggression unterschieden, die situativ entsteht, und instrumenteller Aggression , die situationsun- abhängig eingesetzt wird, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Wer zum Beispiel eine halbe Stunde in der Warteschlange vor einer Ladenkasse ansteht und zu schreien beginnt, wenn sie/er endlich an der Reihe ist und jemand anders sich just in dem Moment vordrängen will, handelt impulsiv und situativ. Ihr/Sein Verhalten (Schreien) ist aggressiv, ihr/ihm ist gewissermaßen der Geduldsfaden gerissen. Jemand anders würde in der Situation aber durchaus gelassen bleiben, zumindest aber ruhig und unaufgeregt reagieren. Das Verhalten der/des schreienden Kundin/Kunden ist einerseits durch die Situation bedingt, andererseits durch seine eigene emotionale Verfassung und durch seine Bewertung von Gewalt ganz allgemein. Je eher jemand Gewalt in unterschiedlicher Ausprägung für ein legitimes Mittel von Auseinandersetzungen hält, desto eher ist sie/er geneigt, auch einmal aggressiv oder tendenziell gewaltförmig zu reagieren. Wer jeden Nachmittag ins Büro einer/eines Mitarbeiterin/Mitarbeiters tritt und diese/n anbrüllt, setzt instrumentelle Gewalt ein. Dieses Verhalten hat nichts mit der Situation zu tun, im Gegenteil, sie wird überhaupt erst durch den Schreienden geschaffen. Ihr/Sein Ziel kann darin liegen, den/die Mitarbeiter/in zu schikanieren oder einfach Dampf abzulassen . Gewalt bewertet sie/er als Mittel sehr positiv. GrundlaGEn aggression von lat. aggredi , „herangehen, angreifen“; Bezeichnung für eine Handlung oder eine Einstellung, die auf einen Angriff und Gewaltanwen dung abzielt Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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