Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]

168 Taten folgen. Dieses Phänomen begegnet überall dort, wo Vorurteile gegen Personen oder Gruppen emotional stark aufgeladen werden und keine gesellschaftlichen Korrektive im Wege stehen. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Erläutern Sie die dargestellten Ursachen für Aggression und Gewalttätigkeit mit eigenen Worten und arbeiten Sie die Unterschiede heraus! Gibt es Ansätze, die einander widersprechen? Begründen Sie Ihre Standpunkte! Sigmund Freud war der erste große Theoretiker, der sich mit der Problematik der Gewalt als einer grundlegenden psychischen Motivation beschäftigte. Seine Theo- rie des Todestriebes versuchte erstmals, Aggression als eine entscheidende Motiva- tion des menschlichen Wesens zu beschreiben. […] Die fundamentalen Triebe waren für Freud damals die Sexualität in einem weiteren Sinne einschließlich der Liebe, der Abhängigkeit aller positiven, die menschliche Beziehung stärkenden Motive, und der Todestrieb, mit allen negativen Elementen der Zerstörungssucht von anderen und von sich selbst. Dabei sprach er von Trieben, nicht von Instink- ten, denn er sah bereits ganz klar den Unterschied zwischen den biologisch begründeten Instinkten und den psychisch bedingten Trieben. Otto Kernberg: Hass, Wut, Gewalt und Narzissmus (2012), S. 13. Die Psychoanalytikerin Melanie Klein hat das Triebmodell Sigmund Freuds aufgegrif- fen, sich kritisch mit ihm auseinandergesetzt und es weiterentwickelt, indem sie sich verstärkt mit dem Todestrieb beschäftigt hat. Otto Kernberg hat daran angeknüpft und sich insbesondere mit dem Aggressionstrieb beschäftigt. Wichtig ist für ihn auch eine differenzierte Betrachtung des Triebbegriffs, der bei Freud zwar seinen Ausgang in biologischen Faktoren nimmt, dann aber integraler Bestandteil des psychischen Apparats wird. Dafür, dass zwischen Temperaturanstieg und Aggression Zusammenhänge bestehen können, gibt es zumindest statistische Hinweise. In mehreren Untersuchungen wurden Zusammenhänge zwischen Gewalttaten und hohen Außentemperaturen gemessen. Das kann damit zusammenhängen, dass drückende Hitze die Reizbarkeits- schwelle herabsetzt, aber auch damit, dass Menschen bei höheren Temperaturen mehr unterwegs sind. Es spielen also psychische, aber auch gesellschaftliche oder kulturelle Faktoren eine Rolle. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Interpretieren Sie die zitierte Textpassage im Blick auf Ihre Kenntnisse von Freuds Begriff des Triebes! Erörtern Sie mit Ihrer/Ihrem Sitznachbarin/Sitznachbarn die These, dass ein Zusam­ menhang zwischen Wetter und Aggressionsneigung besteht! Finden Sie Argumente dafür und dagegen! 1 t auSFührunG VErtiEFunG 2 3 t Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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