Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]
187 Treffen wir auf eine Gesprächspartnerin, die weder mimisch noch verbal auf die von uns vorgetragenen Gefühle reagiert, muss dieser Umstand zwar nicht bewusst werden, doch er wird auf die weitere Verhaltensbereitschaft Einfluss nehmen. Die entsprechenden Reize im Wahrnehmungsfeld können nämlich auch registriert werden, wenn sie nicht im Fokus der unmittelbaren Aufmerksamkeit stehen. In der Folge mag die Bereitschaft sich mitzuteilen allmählich abnehmen oder der Kontakt mit dem Gegenüber künftig ganz gemieden werden. Dieses Phänomen wird als „operantes Konditionieren“ bezeichnet. Es besagt, dass spontan gezeigtes („operan- tes“) Verhalten auf Grund der nachfolgenden Bedingungen in seiner Auftretens- wahrscheinlichkeit beeinflusst wird. Erwin Parfy/Bibiane Schuch/Gerhard Lenz: Verhaltenstherapie (2003), S. 22. Dieses recht anschauliche Beispiel zeigt, welche Rolle operante Konditionierung im Alltag permanent spielt. Die meisten von uns achten nicht nur in der Kindheit, sondern ständig darauf, wie ihre Umwelt reagiert, und passen ihr Verhalten den entsprechenden Signalen an. Auf welche Weise die Anpassung an Signale von außen erfolgt, ist allerdings höchst unterschiedlich und hängt von der Selbstwahrnehmung der beteiligten Personen ab. So kann die signalisierte Gleichgültigkeit der Gesprächspartnerin im Beispiel oben einen Menschen kränken, einen anderen in Zorn versetzen. Einen Dritten wiederum wird sie selbst kalt lassen, er wird einfach das Interesse verlieren. Das Verhalten hängt davon ab, welchen Wert jemand sich selbst und seinem Gegenüber zumisst, in welcher Stimmung sich jemand gerade befindet, wie groß oder klein seine Ängste generell sind. Desinteresse wird jemanden, der sich gerade unwohl oder unsicher fühlt, härter treffen und zu intensiverer Gegensteuerung bewegen als jemanden, der sich insgesamt einigermaßen stabil fühlt. Ansätze und Methoden der Verhaltenstherapie sind heute sehr unterschiedlich und vielfältig. Im Kern gehen sie auf behavioristische Modelle zurück. Vor allem der bereits erwähnte Psychologe Skinner versuchte diese Modelle für psychotherapeutische Arbeit zu nutzen. Seine lerntheoretischen Überlegungen entwickelte Skinner im Rahmen von Tierversuchen. So setzte er ausgehungerte Ratten in einen Behälter mit glatten Wänden, einem Schacht für die Ausgabe von Futter, einer Lichtquelle und einem Hebel („Skinner-Box“). Die Elemente dieses Behälters können unterschiedlich verbunden sein. So kann das Aufleuchten der Lichtquelle bedeuten, dass sich Futter im Ausgabeschacht befindet. Die Ratte kann durch Betätigen des Hebels an dieses herankommen. Sie erfasst die Funktionsweise früher oder später durch Probieren, lernt aber in weiterer Folge durch Deutung der Lichtquelle, den Hebel zu betätigen. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Bilden Sie Gruppen und diskutieren Sie Stärken und Schwächen des an Skinner orientierten Lernmodells. Lesen Sie dazu auch nochmals Kapitel 4.5! Begründen Sie Ihre Standpunkte! auSFührunG Behaviorismus von engl. behavior , „Verhalten“; Sammelbe griff für Ansätze, die versuchten, tierisches und menschliches Verhalten mit rein naturwissen schaftlichen Methoden zu erforschen und zu erklären VErtiEFunG Schematische Darstellung einer SkinnerBox Lampen Reaktionshebel Futterspender 2 t Motive menschlichen Handelns Motive menschlichen Handelns 5 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verl gs öbv
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=