Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]

46 1.5 Wahrnehmung von Raum … Räumliche Wahrnehmung bezieht sich auf die drei Dimensionen des Raums, die Ihnen aus Mathematik und Physik hinlänglich bekannt sein werden: Länge, Breite und Tiefe. Zur Tiefenwahrnehmung haben wir bislang kaum etwas gesagt, obwohl sie im täglichen Leben allgegenwärtig und auch ziemlich wichtig ist – denken Sie nur an den heranfliegenden Ball. Ein auf Sie zurasendes Auto ist eine regelrechte Bedrohung. Räumliche Tiefeninterpretation hat schon mit den Sinnesorganen zu tun, den Augen. Bei Menschen befinden sie sich in der Regel in einem Abstand von 5 bis 8 cm vonein- ander. Sie empfangen daher keine zwei exakt gleichen, sondern geringfügig vonein- ander verschobene Bilder. Diese Ungleichheit wird retinale Querdisparation genannt. Relative Distanz Gegenbegriff zu absoluter Distanz . Als absolute Distanz wird jede Art von Distanz bezeichnet, die in festgelegten physikalischen Einheiten (wie z.B. Meter oder Kilometer) gemessen werden kann. Alle anderen Abstände zwischen Gegenständen nennt man relative Distanzen. Wenn beide Augen auf ein Objekt gerichtet sind, drehen sie sich leicht nach innen; je näher das Betrachtungsobjekt, desto stärker bewegen sich die Augen nach innen, bis sich die Blicke buchstäblich überschneiden (Crossview) . Dieser Vorgang wird als Konvergenz bezeichnet. Diese leistet einen weiteren Beitrag zur Wahrnehmung räumlicher Tiefe, und zwar insoweit, als ihr Auftreten als Information an das Gehirn weitergeleitet wird. Dies interpretiert sie dann als Kriterium für das Vorliegen räumli- cher Tiefe. Konvergenz und retinale Querdisparation werden zusammen als binokulare Tiefenkriterien bezeichnet. Auch bei Betrachtung eines Bildes oder eines Gegenstandes mit nur einem Auge entstehen Informationen zu räumlicher Tiefe. In diesem Fall wird von monokularen Tiefenkriterien gesprochen. Sie entstehen, wenn etwa ein undurchsichtiger Gegen- stand auf einem an sich nur zweidimensionalen Bild einen anderen Gegenstand teilweise verdeckt. Man spricht dann von Interposition . Auch können unterschiedlich GrundlaGEn retinale Querdisparation retinal, weil bezogen auf die Netzhaut (Retina); Disparation, von lat. disparare , „absondern, trennen“, bedeutet so viel wie Abweichung. binokular – auf beide Augen bezogen monokular – auf ein Auge bezogen Zentralperspektive Als Technik in der Malerei wurde die Zentralperspek­ tive im Italien des 15. Jahrhunderts entwickelt. Die Verwendung perspektivischer Techniken ermöglicht es, in einem Bild, auf einem zweidimensionalen Blatt Papier oder einer Leinwand, die Illusion räumlicher Tiefe zu erzeugen. So erscheinen etwa Gegenstände umso kleiner, je weiter sie vom dem/der Betrachter/in entfernt sind. Eine zentralperspektivische Darstellung geht vom Auge der/des Betrachte­ rin/Betrachters aus und lässt etwa Dinge, die weit von ihr/ihm entfernt sind, klein erscheinen, nahe gelegene hingegen groß. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=