Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]

55 Fun ist ein Stahlbad. Die Vergnügungsindustrie verordnet es unablässig. Lachen in ihr wird zum Instrument des Betrugs am Glück. […] Das Lachen über etwas ist allemal das Verlachen […]. Das Kollektiv der Lacher parodiert die Menschheit. Max Horkheimer/Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung (1944; 47. – 50. Tsd. 1997), S. 149. Was die Philosophen und Sozialwissenschafter Theodor W. Adorno und Max Horkhei- mer hier Mitte der 1940er-Jahre ausgeführt haben, erscheint wie eine düstere Zukunftsvision. In der Tat scheint es eine Facette vieler Casting-Shows und Doku- Soaps zu sein, dass menschliche Schwäche und menschlicher Jammer zur Freude des Publikums ausgiebig vorgeführt werden. Vorgeführte Stereotypen werden zur Norm, Spaß zur Pflicht. Viele Casting-Shows oder Doku-Soaps werden international von verschiedenen Sendern ausgestrahlt und mit der einen oder anderen regionalen Nuance oft europa- oder sogar weltweit produziert. So entstehen sehr gleichförmige Bilder, die als normal und damit zugleich normbildend wirken, weil sie unhinterfragt bleiben und scheinbar unbezweifelbar Lebenswirklichkeiten so darstellen, wie sie eben sind . Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Sind CastingShows und DokuSoaps reine Unterhaltung oder bilden sie Normen und fördern sozialen Druck? Führen Sie eine ProundContraDiskussion durch! 2.4 Wer ist eine Freundin oder ein Freund? Wie wir schon angedeutet haben, ist es gar nicht so einfach, Freundinnen/Freunde zu finden. Vieles hängt von Zufälligkeiten ab, davon, wo wir uns gerade aufhalten und wer sich sonst noch dort befindet, daneben spielen unsere eigene Wahrnehmung und die Art, wie andere uns wahrnehmen, eine entscheidende Rolle. Ist erst einmal etwas wie eine Freundschaft gereift, muss sie, wie jede andere Beziehung auch, gepflegt werden, Freundinnen/Freunde sollten einander von Zeit zu Zeit sehen und vor allem miteinander reden, Vertrauen zueinander haben und dieses nicht missbrauchen, sonst ist die Freundschaft auch schon wieder in Gefahr. Eine Vertrauensverletzung kann zudem sehr kränkend sein. Dabei finden sich immer irgendwelche Eigenheiten von Menschen, die uns stören oder nicht so gefallen. Bei Freundinnen/Freunden können wir das nicht so deutlich zeigen, wir müssen uns auch manchmal ein wenig zurückhal- ten und Rücksicht nehmen. Social Networks wie Facebook erleichtern die Sache ganz ungemein. Es genügt, auf einen Button zu drücken, und schon hat man eine/n neue/n Freundin/Freund gewonnen. Auf diese Weise können viele Freundschaften geschlos- sen werden, sogar auf der ganzen Welt. Mühe kostet das keine, und von unangeneh- men Eigenheiten müssen wir uns nicht stören lassen, schließlich wird unser Blick auf die/den Freundin/Freund nicht zwangsläufig durch persönliche Bekanntschaft getrübt. Die Kommunikation folgt den Regeln des Netzwerks, man unterhält sich online so, wie man sich in einem solchen Forum eben unterhält, von den Themen bis zur Wortwahl. Schließlich will ja niemand uncool sein. Ohne Zweifel kommt es auf AuSFüHrunG Theodor W. Adorno (1903–1969) VErTiEFunG Max Horkheimer (1895–1973) 3 t GrundlaGEn Wahrnehmung und Kognition Wahrnehmung und Kognition 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigent m des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=