Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]
56 diese Weise zu einer Form von Kommunikation, und das unter Umständen über Länder und Kontinente hinweg. Allerdings handelt es sich um eine ganz andere Kommunikation als bei einem vertraulichen Gespräch zwischen Menschen. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Definieren Sie für sich selbst, was eine/n beste/n Freundin/Freund nach Ihrer Erfah rung ausmacht! Bilden Sie Gruppen und diskutieren Sie, ob über Social Networks Freundschaften entstehen! Führen Sie eine Woche lang Protokoll über Ihre entsprechenden Aktivitäten in Social Networks und stellen Sie Ihre Ergebnisse gegenüber! Indem es den Fluss seines Erlebens segmentiert und Teilstücke aufeinander bezieht und verkettet, schafft das Subjekt sich Modelle von „Dingen“ und kategorisiert sein Erlebensfeld, in dem sie isoliert wurden, als „Umwelt“. Insofern diese Dinge sich dann als mehr oder weniger dauerhaft erweisen und ihrerseits aufeinander bezo- gen und verkettet werden können, erwächst die Konstruktion einer kohärenten Wirklichkeit. Ernst von Glasersfeld: Konstruktion der Wirklichkeit und des Begriffs der Objektivität. In: Claus Pias u. a. (Hg.): Kursbuch Medienkultur (3. Aufl. 2000), S. 366. Aus Sicht des Radikalen Konstruktivismus ist jede Wirklichkeit eine Konstruktion. Insofern wären Freundschaften auf Facebook nicht weniger wirklichkeitshaltig als solche im wirklichen Leben . In der Tat sind Social Networks bereits für viele Menschen Bestandteile ihres wirklichen Lebens . Angesichts wachsender Bedeutung der Social Networks in der Lebenswirklichkeit vieler Menschen verändern sich auf diese Weise allerdings auch langsam die Vorstel- lungen darüber, was Freundschaften sind oder sein sollen. Anders gesagt: Die Wahr- nehmung auf den Themenkomplex Freundschaft verändert sich. Viele erwarten etwas anderes davon, als es vor den Social Networks möglich war, und sie beginnen auch ihre Beziehungen außerhalb derselben anders zu gestalten. Alles sollte schneller und weniger mühsam laufen. Enttäuschungen werden vielleicht seltener, weil es nicht mehr ganz so persönlich wird – doch vielleicht leben Beziehungen gerade davon. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Lesen Sie die zitierte Textpassage und geben Sie dessen zentrale Aussagen in eigenen Worten wieder! 1 2 t 3 r AuSFüHrunG Ernst von Glasersfeld (1917–2010) VErTiEFunG 4 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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