Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]

65 3.4 Neurobiologische Aspekte Welche Bereiche des Gehirns für Lernen und Erinnern zuständig sind, kann am ehesten im Zusammenhang mit Schädigungen einzelner Hirnareale erschlossen werden. Besteht beispielsweise eine Verletzung des Hippocampus , so zeigt das räumliche Erinnerungsvermögen Beeinträchtigungen. Ist der präfrontale Cortex geschädigt, so kann dies zu Verlusten im Bereich des episodischen Gedächtnisses führen. Aufgrund solcher Erkenntnisse wird angenommen, dass die genannten Gehirnareale für Gedächtnis und Erinnerung wichtig sind. Aber auch der Amygdala kommt hier möglicherweise große Bedeutung zu. Dieses Gehirnareal gilt als sehr wichtig für die emotionale Bewertung von Erlebnissen. Evolutionsgeschichtlich steht es vermutlich im Zusammenhang mit dem Erkennen möglicher Gefahren, der Entste- hung von Angst und der Fähigkeit, unbewusst auf Gefahr zu reagieren. Allerdings wird die Amygdala auch aktiv, wenn gar keine reale Gefahr besteht, sondern jemand eine Situation nur für gefährlich hält, weil er gelernt hat, beim Auftreten bestimmter Reize mit Angst zu reagieren. Gefühle oder genauer, die emotionale Bewertung von Erfah- rungen, sind mithin für das menschliche Gedächtnis sehr wichtig. Hat ein Lebewesen gelernt, auf einen bestimmten Reiz (Stimulus) mit Angst zu reagieren, so reagieren die Nervenzellen in den beteiligten Hirnregionen auf einen Angstauslöser zuverlässig durch Hervorrufen des Angstgefühls. Vermutlich bringt die Amygdala ein komplexes Wechselspiel neuronaler und hormoneller Faktoren in Gang, das körperliche Reaktio- nen wie Herzrasen, Schweißausbrüche, Muskelanspannung, Atemnot, erweiterte Pupillen und Stoffwechselveränderungen auslöst. Sie sehen, Lernen und Erinnern finden auf vielen verschiedenen Ebenen statt. Oft ist Ihnen gar nicht bewusst, was Sie alles bereits gelernt haben oder gerade zu lernen im Begriff stehen. Im Grunde scheinen Menschen gar nicht anders zu können, als fortwährend zu lernen, weil in ihren Gehirnen ständig Lernprozesse vonstattengehen. Dies wirkt sich aber zugleich auch auf das lernende Gehirn selbst aus, weil Lernpro- zesse Spuren hinterlassen, auch im neuronalen Bereich. Frontallappen (Stirnlappen) komplexe Bewegungsmuster willkürliche Bewegungen Antrieb Sprechen Handlungsplanung Arbeitsgedächtnis Temporallappen (Schläfenlappen) Hören Kleinhirn Bewegungskoordination Gleichgewichtssinn Parietallappen (Scheitellappen) Körperempfindung Ortssinn, Zeit-, Raumempfinden Eigen- und Fremdwahrnehmung Okzipitallappen (Hinterhauptslappen) Sprach-, Schrift-, Satz- und Wortverständnis Sehen GrundlaGEn úú Kapitel 1.3.2 Das limbische System mit der Amygdala Gyrus cinguli Riechkolben Hypothalamus Hypocampus Amygdala Basalganglien Thalamus Wahrnehmung und Kognition Wahrnehmung und Kognition 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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