Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]
66 Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Erklären Sie in eigenen Worten den Zusammenhang von Emotionen und Lernprozes sen! Wie die beim Laufen über Schnee oder Gras entstehenden Spuren in der Land- schaft entstehen im Gehirn Spuren, wenn Informationen in ihm verarbeitet wer- den. Während die eingehenden Aktionspotentiale flüchtig sind und nur Milli sekunden dauern, sind die Spuren über längere Zeiträume von Stunden, Wochen bis Jahre hinweg, stabil. Manfred Spitzer: Selbstbestimmen (Nachdruck 2012), S. 46. Von Erinnerungsspuren sprach, wie schon gezeigt, bereits Sigmund Freud. Der Psychiater und Neurowissenschafter Manfred Spitzer vertritt die Auffassung, dass Lernprozesse das Gehirn auch in physiologischer Hinsicht verändern. Zugleich geht er davon aus, dass im Gehirn stets Lernvorgänge vonstattengehen. Gedächtnisverluste (Amnesien) infolge von Gehirnschädigungen können mannigfache Ursachen haben, und es empfiehlt sich nicht, vorschnelle Urteile zu fällen. Gehirner- krankungen wie Alzheimer, Verletzungen, aber auch die Einnahme bestimmter Substanzen kann zu Gedächtnisverlusten führen oder beitragen. So beschrieb der Psychiater Sergei Korsakow Ende des 19. Jahrhunderts eine Form von schwerem Gedächtnisverlust, bei der entweder früher vorhandene Gedächtnisinhalte vergessen werden ( retrograde Amnesie ) oder keine neuen Gedächtnisinhalte gebildet werden können, die Betroffenen also außerstande sind, sich etwas Neues zu merken ( antegrade Amnesie ). Auch beides gemeinsam konnte auftreten. Der Fall antegrader Amnesien erwies sich für das später sogenannte Korsakow-Syndrom allerdings als der häufigere. Da von dieser Art Gedächtnisstörung sehr viele Personen betroffen waren, die große Mengen Alkohol zu sich nahmen, ging man davon aus, dass dieser Umstand ursächlich für die Erkrankung sei. Dies erwies sich jedoch als unrichtig. Vielmehr stellte sich heraus, dass der Gedächtnisverlust durch einen Mangel des Vitamins B 1 (Thiaminmangel) ausgelöst wurde. Dies bedeutet keinesfalls, dass sich übermäßiger Alkoholgenuss günstig auf das Gehirn auswirkt. Das Korsakow-Syndrom löst er allerdings nicht aus. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Bilden Sie Gruppen und diskutieren Sie Spitzers These, dass das menschliche Gehirn gar nicht anders könne als zu lernen! Recherchieren Sie im Internet zum Thema Amnesie und erstellen Sie eine Übersicht der Ursachen und Ausprägungen! 1 AuSFüHrunG Manfred Spitzer (geb. 1958) VErTiEFunG Amnesie Gedächtnisverlust, hergeleitet von der griechischen Vorsilbe a, „nicht“ oder „ohne“, und dem griechischen Substantiv mnéme , „Gedächtnis, Erinnerung“ 2 t 3 Nur zu Prüf wecken – Eigentum des Verlags öbv
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