Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]
68 alleine erscheint, tritt kein Lerneffekt der Art ein, dass auch der zweite Reiz ein bestimmtes Ereignis ankündigt. Die beschriebene Art der Konditionierung findet sich im Alltag häufig, und auch die Werbung macht sie sich zunutze, indem an sich völlig unzusammenhängende Faktoren immer wieder kombiniert werden, bis ein Zusammenhang emotionaler Art hergestellt wird. Beispielsweise wurde die Werbung für Zigaretten lange Zeit mit Aufnahmen sportlicher Menschen vor weiten Landschaften kombiniert, sodass sich bei vielen Menschen allmählich eine Assoziation von Rauchen und Freiheit etablieren konnte. Wenn sie rauchten, fühlten sie sich in der Folge freier. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Erklären Sie die Wirkungsweise der klassischen Konditionierung mit eigenen Worten! Geben Sie dafür ein eigenes Beispiel! Ist das Herstellen eines gewünschten Verhaltens Ihrer Ansicht nach ein Ziel des Lernens? Diskutieren Sie gemeinsam! Watson und Rayner […] trainierten Albert, Furcht vor einer weißen Ratte zu haben, die er ursprünglich gerne mochte, indem sie das Erscheinen der Ratte mit einem aversiven UCS paarten – ein lautes Geräusch direkt hinter ihm, das durch Schlagen mit einem Hammer auf einen Stahlstab erzeugt wurde. Die unkonditio- nierte Schreckreaktion und der emotionale Stress auf das unangenehme Geräusch hin bildeten die Basis für das Lernen der Furchtreaktion beim Erscheinen der wei- ßen Ratte. […] Als Albert lernte, vor dem gefürchteten Stimulus zu fliehen, erwei- terte sich die emotionale Konditionierung zu einer Verhaltenskonditionierung. Die Furcht des Kindes generalisierte dann auf andere pelzige Objekte, wie beispiels- weise einen Hasen, einen Hund und auch auf eine Nikolausmaske […]. Richard J. Gerrig/Philip G. Zimbardo: Psychologie (18. Aufl. 2008), S. 203. Der Psychologe John Watson und seine Kollegin Rosalie Rayner konditionierten einem elf Monate alten Kind namens Douglas Merritte gezielt Angst vor pelzigen Tieren an. In der Versuchsdokumentation wurde das Kind Little Albert genannt. Der Vorgang spielte sich 1920 an einer Universitätsklinik in Baltimore ab. Douglas’ Mutter, die ebenfalls an diesem Spital beschäftigt war, brach das Experiment ab, indem sie mit ihrem Kind die Flucht ergriff. Über das weitere Leben des Kindes ist nichts bekannt. Experimente dieser Art wären heute glücklicherweise nicht mehr durchführbar, zumin- dest nicht offiziell, weil sie ohne jeden Zweifel als ethisch nicht verantwortbar gelten. Ob das Little-Albert-Experiment einen Eindruck davon vermittelt, wie bestimmte Ängste entstehen, ist umstritten. Wir wissen schlichtweg nicht, wie sich Douglas Merritte in seinem weiteren Leben emotional zu weißen Pelztieren verhalten hat. Manche irrationale Ängste stammen gleichwohl aus erziehungsbedingten Konditio- nierungen. So gibt es Menschen, die sich vor schwarzen Katzen fürchten, weil sie irgendwann einmal das Konzept Schwarze Katzen bringen Unglück eingeübt haben. 1 2 t AuSFüHrunG aversiver UCS unkonditionierter Reiz, der eine Vermeidungsreaktion auslöst, weil er als unangenehm oder ekelerregend empfunden wird VErTiEFunG Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv
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