Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]
71 Vortrags zu! Die Gegenstände müssen Sie sich nicht erst einprägen, die kennen Sie so gut, dass Sie ihre Position im Raum jederzeit und überall vor Ihr „geistiges Auge“ rufen können. Sie müssen jetzt nur noch eine Richtung festlegen, in der Sie sich im betref- fenden Raum bewegen und einem Gegenstand nach dem anderen Sätze oder Absätze zuordnen. Sie beginnen zum Beispiel links von Ihrer Schlafzimmertüre, wo eine Kommode steht. Über der Kommode hängt ein Bild. Mit diesem Bild verknüpfen Sie gedanklich Ihren ersten Satz. Sobald Sie später beim Vortragen an das Bild denken, denken Sie auch an den entsprechenden Satz. Machen Sie auf diese Art weiter, jedes Ding ein Satz, von links nach rechts, bis Sie wieder bei der Türe angelangt sind. Wenn Sie dann noch immer Sätze übrig haben, gehen Sie über den Flur ins nächste Zimmer und fahren dort mit Ihrem Programm fort, immer weiter, bis Sie den letzten Satz einem Objekt zugeordnet haben. Verwenden Sei dabei nur Objekte, deren Platzierungen Sie jederzeit blind abrufen können! Wiederholen Sie Ihren Spaziergang noch ein paar Mal und überprüfen Sie, ob Sätze und Gegenstände für Sie zusammenpassen! Später, wenn Sie Ihren Vortrag halten, wiederholen Sie den Rundgang im Kopf und sprechen ganz ruhig und ohne Angst vor Aussetzern Ihren Text! Sie wissen ja, wo Sie als nächstes entlanggehen, oder? Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Testen Sie die skizzierte Methode für die Vorbereitung auf Ihr nächstes Referat! Halten Sie es zumindest einmal zur Probe auf diese Weise frei und ohne Manuskript! Das artifizielle Gedächtnis stützt sich auf Orte und Bilder, sagt der Verfasser von Ad Herennium . Der Ort kann ein Haus sein, eine Straße, ein Platz mit vielen Säu- len. Welchen Ort wir auch wählen, wir sollten stets darauf bedacht sein, dass er gut beleuchtet ist und dass wir in unserem natürlichen Gedächtnis vollständige Kon- trolle über seine Lokalitäten haben. Der Abstand zwischen den Säulen sollte nicht zu klein sein, sie dürfen nicht so einförmig sein, dass wir die Orientierung verlie- ren. Dem kann man vorbeugen, indemman beispielsweise elegante mythologische Statuen zwischen die Säulen stellt. Der Verfasser warnt davor, einen locus [Ort] zu wählen, der von vielen Personen bevölkert ist. Diese könnten die Sicht verdecken und überhaupt die Aufmerksamkeit ablenken. Lars Gustafsson: Palast der Erinnerung (1996), S. 8. „Rhetorica ad Herennium“, so heißt das oben erwähnte antike Rhetorikhandbuch. Der Philosoph und Schriftsteller Lars Gustafsson fasst hier die wesentlichen Ratschläge dieses Buches für eine Erinnerungstechnik (Mnemotechnik) zusammen, die Wörter und Sätze mit einprägsamen Bildern und Orten verknüpft. Falls Sie diese Methode ausprobieren wollen, wählen Sie immer nur Orte, die Sie sehr gut kennen, gewisser- maßen im Schlaf, denn wenn Sie sich die Örtlichkeiten auch noch merken müssen, funktioniert die Methode nicht. 1 r AuSFüHrunG Wahrnehmung und Kognition Wahrnehmung und Kognition 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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