Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]
72 In der griechischen Mythologie war Mnemosyne die Göttin der Erinnerung. Deshalb kommt ihr Name auch heute noch in dem Wort Mnemotechnik(en) („Methode[en], sich zu erinnern oder die Gedächtnisleistung zu verbessern“) vor. Davon gibt es eine ganze Reihe. Eine haben wir gerade exemplarisch vorgestellt. Wenn man Informatio- nen verlässlich speichern und abrufbereit halten will, ist es generell von Vorteil, sie elaboriert zu wiederholen. Dies bedeutet, dass man nicht versuchen sollte, sich unzusammenhängende Informationen gewaltsam einzutrichtern. Viel besser ist es, Zusammenhänge zu konstruieren, zum Beispiel die Informationen in Vorstellungsbil- der einzubauen oder Geschichten rund um sie zu erfinden. Das erleichtert die Spei- cherung im Langzeitgedächtnis samt späterer Abrufmöglichkeit ungemein. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Recherchieren Sie im Internet und/oder in Lexika weitere Beispiele für Mnemotechni ken! Bilden Sie Gruppen und stellen Sie jeweils eine mit ihren wesentlichen Merkma len auf einem Plakat dar! Präsentieren Sie es dann in der Klasse! 3.8 Lernen lernen Kehren wir noch einmal zum Lernen und seinen Voraussetzungen zurück. Wir haben gesehen, dass es in vielen Fällen geradezu darum geht, Lernen zu lernen, und zwar immer dann, wenn der Lernerfolg nicht unmittelbar spür- und erlebbar wird. Wenn wir Radfahren lernen, müssen wir uns dazu nicht eigens motivieren, die Aussicht, uns selbstständig auf einem Fahrrad fortbewegen zu können, reicht als Motivation völlig aus, und außerdem dauert der Lernprozess in der Regel nicht besonders lang. Ganz anders verhält es sich beispielsweise beim Erlernen einer Fremdsprache. Es dauert oft Jahre, bis man einigermaßen gut mit ihr umgehen und Freude daran empfinden kann, und wenn man sich den Sprachunterricht nicht selber ausgesucht hat, stellt sich obendrein für viele die Sinnfrage. Hinzu kommt, dass man, sofern kein regelrechtes Sprachtalent, Strategien erarbeiten muss, wie man den Lernprozess am besten gestaltet und bewältigt. Im schulischen Zusammenhang kommt erschwerend hinzu, dass Lernabläufe in vielen verschiedenen Fächern koordiniert werden müssen. Lernen kann sich also durchaus als Problem stellen, das gelöst werden muss. Wir haben gesehen, dass es dazu Sinn macht, das Problem erst einmal zu analysieren, sich brauchbare Lösungen vorzustellen und dann Wege und Mittel zu ersinnen, wie die angestrebten Lösungen auch erreicht werden können. Die Probleme können im Detail ganz unterschiedlich sein, aber gerade beim schulischen Lernen kreisen sie meist darum, dass man den Stoff nicht versteht oder ihn sich nicht merkt, wobei beides nicht selten miteinander zu tun hat. Um sich eine Orientierung zu verschaffen, ist es sicher hilfreich, im Vorfeld herauszufinden, welcher Lerntyp man eigentlich ist. Welche Aktivitäten fördern Verständnis und Merkfähigkeit? Tut man sich leichter, den Sinn von etwas zu erfassen, wenn man es liest (optisch-visueller Typ) oder wenn man es hört (akustischer Typ) ? Muss man etwas tun, etwa den Lernstoff aufschreiben (haptischer Typ) , reagiert man auf Begriffe oder Formeln (verbaler Typ) oder hilft eine Gesprächssituation (Gesprächstyp) ? Erst dann sollte man zu einer Analyse des Problemgegenstandes und einer zielorientierten Problemlösung schreiten. VErTiEFunG 2 GrundlaGEn Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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