Spielpläne Unterstufe 2, Schulbuch (3. und 4. Klasse)
92 l l Sonatensatzform (2) Willibrord Mähler: Beethoven um 1804 (Gemäldeausschnitt) Ludwig van Beethoven – Revolutionär und Humanist Ludwig van Beethoven wurde 1770 in Bonn als Sohn eines Musikers und Musiklehrers geboren. Er erhielt schon früh eine strenge Musikausbildung und trat im Alter von sieben Jahren erstmals als Pianist auf. 1792 übersiedelte Beethoven nach Wien, wo er unter anderem bei Joseph Haydn ( < S. 136f.) weiter unterrichtet wurde. Er lebte als freier Musiker und Komponist von Honoraren für Klavierunterricht oder für Auftragswerke, vorrangig aus Wiener Adelskreisen. In seinem ganzen Leben war er nirgend- wo angestellt und keinem Dienstherren verpflichtet. Er hat keine Familie gegründet und Beziehungen zu Frauen sind nur bruchstückhaft überliefert. Er wird als eigenwilliger, kompromissloser und stark emotionaler Mensch beschrieben, dem sowohl der Wert der Kunst als auch humanistische Ideale über alle Maßen wichtig waren. Neben seiner für damalige Verhältnisse revolutionären Lebensplanung (denn er gehörte nicht dem Adels- stand an), war der allmähliche und schließlich vollständige Verlust des Gehörs ein Schicksalsschlag, der die letzten zehn Jahre seines Lebens entscheidend prägten. Der Beginn der 5. Sinfonie („Schicksalssinfonie“) mit ihrem einprägsamen ersten Motiv gilt als musikalische Umsetzung dieser Situation. Beethoven starb am 26. März 1827 in Wien. O ihr Menschen, die ihr mich für feindselig, störrisch oder misanthropisch haltet oder erkläret, wie unrecht tut ihr mir, ihr wisst nicht die geheime Ursache von dem, was euch so scheinet (…) aber bedenket nur, dass seit 6 Jahren ein heilloser Zustand mich befallen (…) selbst empfänglich für die Zer- streuungen der Gesellschaft, musste ich früh mich absondern, einsam mein Leben zubringen. (…) nur sie, die Kunst hielt mich zurück. Ach es dünkte mich unmöglich, die Welt eher zu verlassen, bis ich das alles hervorgebracht, wozu ich mich aufgelegt fühlte (…) Gottheit du siehst herab auf mein Inne- res, du kennst es, du weißt, dass Menschenliebe und Neigung zum Wohltun drin hausen. O Menschen, wenn ihr einst dieses leset, so denkt, dass ihr mir unrecht getan, und der Unglückliche, er tröste sich, einen seinesgleichen zu finden, der trotz allen Hindernissen der Natur doch noch alles getan, was in seinem Vermögen stand, um in die Reihe würdiger Künstler und Menschen aufgenommen zu werden (…) Ludwig van Beethoven „Heiligenstädter Testament“, 6.10.1802 Beethoven schrieb hier von seinem Wunsch und seiner Bestimmung, der Menschheit künstlerische Werke in höchster Vollendung zu hinterlassen. Er hat die musikalische Tradition Haydns und Mozarts weiterge- führt. Die 1. Sinfonie ( < S. 93ff.) wurde im Jahr 1800 uraufgeführt und symbolisiert den Aufbruch in ein neues Jahrhundert. Er hat in den wichtigsten Gattungen der Instrumentalmusik herausragende Werke geschaffen, nämlich 32 Klaviersonaten (Klavier solo) 16 Streichquartette (2 Violinen, Viola, Violoncello) 10 Violinsonaten (Violine und Klavier) 5 Klavierkonzerte und 1 Violinkonzert (Soloinstrument und Klavier) 9 Sinfonien (Orchester, 9. Sinfonie mit 4 Solisten und Chor) sowie Vokalmusik, darunter die Oper „Fidelio“, die „Missa solemnis“ und zahlreiche Lieder. Die Musik Beethovens perfektioniert die Vorstellungen der Wiener Klassik, vor allem der Sonatensatzform ( < S. 93ff.), geht aber in seinen späten Werken darüber hinaus. Er weist den Weg zur Romantik ( < 6. Sinfo- nie S. 138f.) und zur Erweiterung von musikalischen Formen und Strukturen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum es Verlags öbv
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