Zeichen 1, Schulbuch

36 5 Stammesführer der Maori, Neuseeland, kolorierte Zeichnung um 1817 6 Der Amerikaner Matt Gone ließ nach eigenen Angaben schon mehr als 90 Prozent seiner Haut tätowieren, Foto, 2015 7 Krieger von Nuku Hiva, Marquesas-Inseln, kolorierter Kupferstich, spätes 18. Jahrhundert Fremdartig und bedrohlich Zwei Krieger von den Marquesas-Inseln auf einer Grafik des späten 18. Jahrhunderts: Die Männer tragen grobe Waf- fen, ihre Körper sind zur Gänze mit Tätowierungen bedeckt und ihre Haar- tracht erinnert an Teufelshörner. An einem Strick baumelt ein Schädel- skelett. Vermutlich war die Wirkung des Bildes zur Zeit seiner ersten Ver- breitung in Europa fremdartig und bedrohlich. Bilder dieser Art hatten großen Einfluss auf die Vorstellungen, die sich viele Europäerinnen und Europäer von fernen Ländern und den dort lebenden Menschen machten. Das Bild der beiden Krieger von Nuku Hiva wurde sogar zur Illustration von Jugendbüchern verwendet. Sensations- und Abenteuerlust kamen dabei eher auf ihre Rechnung als das Interesse an genauer Information und gesichertem Wissen. Vermutlich hatte der Hersteller des oben gezeigten Bildes selbst nie einen Krieger aus Ozeanien gesehen. Er konnte sich aber an älteren Zeichnungen orientieren, Details nach Belieben verändern und so ein Fantasiebild schaffen, das den Erwartungen und den Vorlieben der Mas- sen entsprach. Welche Bedeutungen die Tätowierungen ursprünglich hatten, wurde auf diesem Weg nicht vermittelt. Sie blieben unlesbar und unverständlich. Tattoos und Uniformen Tattoos Zum traditionellen Körper- schmuck vieler Völker im pazifischen Raum gehörten Tattoos . In einem milden Klima, in dem nur wenig Kleidung notwendig ist, konnte die Haut selbst zur Bildfläche werden. Illustrierte Berichte von Weltreisenden und Forschenden machten die „Körperbilder“ seit dem 16. Jahrhundert auch in der westlichen Welt bekannt. In Europa blieben Tätowierungen lange Zeit eine seltene Ausnahme. An Matrosen, die sie auf ihren Fahrten kennengelernt hatten, konnte man sie zwar sehen, aber für die große Mehrheit der Bevölkerung blieb ihre Wirkung fremd, wild und bedrohlich. Modetrends der letzten Jahre zeigen allerdings, dass sich solche Auffassungen auch relativ rasch wieder verändern können. Bilder auf der Haut Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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