Zeichen 1, Schulbuch
38 12 Häuptling Mato-Tope mit Kriegs- bemalung, Kupferstich nach Karl Bodmer, 1832 13 Diplomverleihung an einer australischen Universität, Foto, 2014 14 Italienischer Fußballfan, Foto, 2012 Kriegsbemalung Bei den Indianerstämmen Nordamerikas wurde durch Ausgraben des Kriegsbeils und das Auftragen einer „Kriegsbemalung“ die Entschlossenheit zum Kampf angezeigt. Durch Einhaltung dieser traditio- nellen Vorgangsweise wollte man die Zustimmung der Götter erwerben. Zeremonien , also Handlungen, die nach festen Regeln ablaufen, sollten aber auch helfen, Aggression und Gewalt wenigstens bis zu einem gewis- sen Grad unter Kontrolle zu halten. Das Rauchen der Friedenspfeife sym- bolisierte schließlich das formelle Ende einer gewaltsamen Auseinander- setzung. In manchen Kulturen wurden symbolische Handlungen entwickelt, die eine kriegerische Austragung von Konflikten überhaupt ersetzen sollten: ein Wettstreit nach Spielregeln an Stelle eines bewaffneten Kampfes. Indianer vom Stamm der Kwakiutl forderten ihre Gegner zum „Kampf mit dem Eigentum“. Der Herausforderer zerstörte dabei vor Zeugen so viel von seinem eigenen Besitz wie nur möglich. Der Gegner musste durch Vernichtung eigener Güter mithalten. Wer aufgab, hatte verloren. Natür- lich ging es dabei letztlich darum zu zeigen, wer sich mehr leisten konnte. Gibt es ähnliche „Wettkämpfe“ vielleicht auch in unserer heutigen Gesell- schaft? Kriegsbemalung und Rituale, Gruppe und Ausgrenzung Schlachtenbummler Wenn heute bekannte Teams zu einem Fußballspiel antreten, bereiten sich manche ihrer Anhängerinnen und Anhänger durch entsprechende „Kriegsbemalung“ auf das Ereignis vor. Sie ziehen als „Schlachtenbummler“ von Spiel zu Spiel. Schminke und Kleidung der Fans bringt zum Ausdruck, zu welcher Mannschaft, zu welchem „Stamm“ sie sich bekennen. Rituale Dass im Umfeld sportlicher Großereignisse und Wettkämpfe Zei- chen gesetzt werden, die an Bräuche alter Kulturen erinnern, ist kein Zufall. Die Verhaltensforschung spricht in diesem Zusammenhang von Riten und Ritualen. Rituale haben eine symbolische Bedeutung. Ihre Abläufe erzeugen inszenierte Bilder und sie werden wie Bilder interpre- tiert . Auch Mannschaftssport ist grundsätzlich eine zivilisierte und gere- gelte Form des Wettkampfs. Regeln werden allerdings auch gebrochen. Moderne Riten Rituelle Handlungen und Zeichen finden wir nicht nur bei sport- lichen Wettkämpfen. Auch der Rahmen, in dem bestimmte Prüfungen, wie zum Beispiel die Matura, abgehalten, Universitätsdiplome verliehen oder bestimmte Feste gefeiert werden, haben mit Ritualen zu tun. Bilder auf der Haut Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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