Zeichen 1, Schulbuch

43 Beobachten und Erkennen Leonardo war überzeugt, dass bewusstes Sehen zum Denken und schließlich zu neuem Wissen führen müsse. Er interessierte sich vor allem für die Natur und ihre Gesetze. Seine neuen Erkenntnisse nutzte Leonardo für zahlreiche Erfindungen. Aus der Be- obachtung des Vogelfluges und schwebender Pflanzensamen entwickelte er Konzepte für Flugmaschinen und Fallschirme. Viele Erfindungen Leonardos waren so neuartig, dass ihre Verwirklichung an den technischen Möglichkeiten seiner Zeit scheiterte. Der Entwurf sei- nes Hubschraubers ist dafür ein Beispiel. Für andere seiner Ideen interes- sierte sich niemand und es gab deshalb auch kein Geld zu ihrer Realisie- rung. Schon damals aber waren die Mächtigen bereit, riesige Summen für Rüs- tung und Waffentechnik auszugeben. Obwohl Leonardo angeblich den Krieg für das größte Übel der Menschheit hielt, befassen sich zahlreiche seiner Studien mit militärischen Fragen. Als er sich im Jahre 1482 um einen Posten am Hofe des Herzogs von Mailand bewarb, betonte er seine Fähig- keiten als Ingenieur und Militärexperte und erwähnte nur nebenbei, dass er auch als Maler, Bildhauer und Architekt Großartiges leisten könne. Leonardos Bewerbung war erfolgreich. Concetto Leonardo nannte seine Skizzen „concetti“: Konzepte. Die Zeichnung war für ihn der unmittelbarste Weg, eine Beobachtung, einen Gedanken oder eine Idee festzuhalten. Eine Zeichnung kann nicht nur die Wirklichkeit erfassen und wiedergeben, sie kann auch Gedanken und Vorstellungen sichtbar werden lassen, die es in der Wirklichkeit noch gar nicht gibt. In der Zeichnung ist nach Leonardos Überzeugung bereits die ganze künstlerische oder wissen- schaftliche Leistung enthalten. Das gilt für den Entwurf eines Gemäldes genauso wie für den Plan eines Bauwerks oder die Konstruktionszeichnung einer Maschine. 5 Leonardo: Flugapparat (oben) und Fahrrad (unten). Die Modelle wurden nach Leonardos Zeichnungen gebaut. 6 Leonardo: Skizze eines Fallschirms 7 Fallschirm, gebaut nach Leonardos Entwurf, im Einsatz, Foto, 2008. Am 26. April 2008 sprang der Schweizer Olivier Vietti-Treppa mit einem nach Leonardos Entwurf gebauten Fallschirm aus einer Höhe von 600 Metern ab und landete sicher auf dem Flugplatz von Payerne. Onlineergänzung d4t2tt v.Chr. 0 500 1000 1500 heute Leonardo da Vinci (1452–1519) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags s s öbv öö

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