Zeichen 1, Schulbuch
44 8 Leonardo: anatomische Studie , um 1500 9 Leonardo und Luca Pacioli: Bilder von Polyedern aus dem Buch „De Divina Proportione“, 1509 10 Leonardo: Groteske Köpfe, Ausdrucks studie , um 1500 Die Natur im Bild Mit der genauen Beobachtung wuchs das Verständnis für die Natur und ihre Gesetzmäßigkeiten. In der Zeit Leonardos, wir nen- nen sie heute die Epoche der Renaissance , begannen Bildhauer und Maler damit, die Welt in ihren Bildern naturgetreu darzustellen. Kenntnisse und Techniken, die dazu notwendig sind, waren seit der Antike verloren- gegangen. Sie mussten von den Künstlern erst wieder neu erarbeitet werden. Es genügte ihnen nicht, das bloße Aussehen eines Menschen zu erfassen und wiederzugeben. Sie mussten auch wissen, wie eine Bewegung zustande kommt, welche Muskeln und Sehnen daran beteiligt sind und anderes mehr. Erst dieses Wissen setzte sie in die Lage, eine Person auch in einer Haltung darzustellen, die sie nie zuvor gezeichnet hatten, oder den Gesichtsausdruck eines Modells glaubhaft zu verändern, um einen bestimmten Ausdruck oder eine bestimmte Aussage zu erreichen. Mathematik als Methode Schon zu Beginn der Renaissance hatte der Architekt Filippo Brunelleschi (1377–1446) die Regeln der Perspektive ent- deckt und die mathematischen Grundlagen des räumlichen Sehens und der Raumdarstellung erforscht. Leonardo studierte Mathematik bei Luca Pacioli (1445–1514/17?) und arbeitete später an der Universität Mailand gemeinsam mit ihm an verschiedenen Studien. Als Ergebnisse dieser Zu- sammenarbeit entstanden Bücher über Proportionen („Goldener Schnitt“) , über die Gesetze der Perspektive und über das Schachspiel. Leonardo hielt die Mathematik für den Schlüssel zum Verständnis aller Naturge- setze. Auch unser Empfinden für Schönheit sah Leonardo in mathemati- schen Größen begründet. Forscher und Künstler Anatomie Manche Zeichnungen Leonardos erinnern eher an ein Fachbuch für Medizin als an das Skizzen buch eines Künstlers. Künstler waren unter den ersten, die sich intensiv und genau mit dem Aufbau und mit der Funktionsweise des menschlichen Körpers befassten. Natürlich profitierten auch die Medizin und andere Wissenschaften von ihren Beobachtungen. Viele Kunstschaffende waren an Erkenntnissen interessiert, die wir heute als wissenschaftlich bezeichnen würden. Sie glaubten die Natur so gut wie möglich verstehen zu müssen, um sie glaubwürdig abbilden zu können. Ideen sichtbar machen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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