Zeichen 1, Schulbuch

45 11 Leonardo: Pferde studien , 1490/1507 12 Andrea del Verrocchio: Reiterdenkmal des Colleoni, Venedig, 1493 13 Aufbau einer Pferdestatue nach Leonardos Entwurf, Debrecen, Foto 2007 Kunst und Handwerk Leonardo hat viele seiner Arbeiten nicht vollendet. Er meinte, dass das Entwickeln ungewöhnlicher Ideen und das Finden neuer Lösungen die eigentlichen Aufgaben der Kunst seien. Die Ausfüh- rung eines Bildes, eines Bauwerks oder einer Skulptur sei Sache des Handwerks. Nicht immer allerdings war es Leonardos eigene Entschei- dung, wenn eines seiner Werke unvollendet blieb. Das berühmteste Bei- spiel ist ein Reiterdenkmal, das er im Auftrag des Herzogs von Mailand entwarf. Es sollte alles übertreffen, was es bis dahin an vergleichbaren Kunstwerken gegeben hatte. Leonardo begann mit genauen Studien über Pferde und berechnete die technischen Voraussetzungen seines Projekts. Sieben Tonnen Bronze wur- den für den Guss benötigt. Eigene Werkstätten mussten errichtet werden. Zehn Jahre vergingen, bis ein Modell aus Gips probeweise aufgestellt werden konnte. Es hatte bereits die Originalgröße des geplanten Bronze- pferdes. Angeblich war es 7,64 Meter hoch. Doch dann gab es Krieg. Die Bronze wurde für den Guss von Kanonen verwendet, das Gipspferd zerfiel und diente schließlich französischen Besatzungssoldaten als Zielscheibe. Jahre später versuchte Leonardo im Auftrag des Mailänder Adeligen Trivulzio noch einmal ein großes Reiterdenkmal zu schaffen. Auch dieses Mal gab es kein Ergebnis. Seit 1999 steht allerdings in Mailand ein großes Pferd aus Bronze , das nach Leonardos Skizzen gebaut wurde. Ein ameri- kanischer Kunstfreund hatte viel Geld gesammelt und mit einer Verspä- tung von fünf Jahrhunderten Leonardos Idee doch noch realisiert. 2007 wurde in der ungarischen Stadt Debrecen ein riesiges Pferd aus Fiberglas errichtet. Es wurde nach Leonardos Entwürfen gebaut und ist sieben Meter hoch. 1493 vermachte der erfolgreiche Söldnerführer Bartolomeo Colleoni der Republik Venedig sein gesamtes Vermögen – unter einer Bedingung: Für ihn sollte in großes Denkmal vor „San Marco“ aufgestellt werden. Damit war natürlich die Kirche am Markusplatz gemeint. Der Rat von Venedig kassierte das Erbe, errichtete das Denkmal aber vor der „Scuola di San Marco“, auf einem weniger wichtigen Platz der Stadt. Das Reiterstandbild wurde allerdings eine Sensation. Erstmals seit der Antike gelang der Guss eines riesigen Pferdes aus Bronze , das auf nur drei Beinen steht. Leonardos Lehrer, Andrea del Verrocchio (1435–1488), hatte es entworfen, seine Fertigstellung aber nicht mehr erlebt. v.Chr. 0 500 1000 1500 heute Leonardo da Vinci (1452–1519) Nur zu Prüfzwecke – Eigentum des Verlags öbv

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