Zeichen 2, Schulbuch
20 Napoleon? Der Hut und die Haltung der linken Figur vielleicht, sonst aber erinnert nicht viel an den Feldherrn und späteren Kaiser der Franzosen. Auch für dieses Bild hat Max Ernst das Abklatschverfahren zur Herstel- lung farbiger Strukturen verwendet, die er anschließend durch Über- malung zum Teil wieder abdeckte. Er hat dann aber größere Teile des Bildes in einer illusionistischen, am Naturvorbild orientierten Malweise ergänzt. Der Gegensatz zwischen den naturgetreu und überlegt gemal- ten Bildpartien und den abstrakten, teilweise vom Zufall mitbestimmten Flächen erzeugt eine fast unheimliche Wirkung. Um solche Wirkungen zu erzielen und die Bildwelt des Alltags zu durchbrechen, nutzte Max Ernst auch „Erfindungen der Natur“, die er in mikroskopischen Aufnahmen oder in versteinerten Lebensformen (Fossilien) fand. Technik und Wirkung Wir haben bei der Untersuchung der Bilder dieses Kapitels nach den technischen Verfahren gefragt, die zu ihrer Herstellung angewandt wurden. Techniken sind wichtig, um eine bestimmte Art der Darstellung, bestimmte Effekte und bestimmte Absichten in einem Bild erreichen zu können. Manchmal können die Besonderheiten einer Technik auch Anregungen für die Gestaltung selbst liefern. ln erster Linie geht es in einem Bild aber darum, welche Wirkungen es auslöst und welche Aussagen es vermitteln kann. Die Technik ist nur Mittel zum Zweck. Irritationen und Surreales 12 Max Ernst: Die faszinierende Zypresse, Lichtdruck nach Bleistiftfrottage, 1925/26 13 Versteinertes Blatt aus der mittleren Jura-Epoche, karbonisiertes Fossil, eingebettet in Sandstein 14 Max Ernst: Napoleon in der Wildnis, 46,3 × 38 cm, Abklatsch (Decalcomanie) auf Leinwand, mit Ölfarben übermalt, 1941 Bild und Kunst Max Ernst hat Strukturen der Natur und versteinerten Abdrucke früherer Lebensformen als Anregung für Bildgestaltungen genutzt. Er führt uns in eine fantastische, mitunter auch unheim- liche Bildwelt, in der uns manches seltsam vertraut, anderes aber völlig fremd und rätselhaft erscheint. Künstlerinnen und Künstler haben die Freiheit, Vorbilder aus der Natur so zu verwenden oder so umzuformen, wie sie für ein Bildkonzept am nützlichsten sind. Bilder im Kopf Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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