Zeichen 2, Schulbuch

21 16 Ammonit, grafische Visualisierung (oben) und Fossil (unten) 15 Trilobit, Fossil (oben) und grafische Visualisierung (unten) Surrealismus Ein großer Teil der Arbeiten Max Ernsts wird der Kunstrich- tung des Surrealismus zugeordnet. Die Surrealisten wollten die Sehge- wohnheiten der Menschen verändern, sie mit Rätseln oder Unerklärli- chem konfrontieren und Verunsicherung auslösen. „Nicht Antworten geben, sondern Fragen stellen“, hieß eines ihrer Ziele. Auf diesem Wege, hofften sie, würden Betrachterinnen und Betrachter ihrer Bilder mehr über sich selbst, über ihre eigene Fantasie, über ihre Wünsche und Sehnsüchte erfahren können und vielleicht auch lernen, ihre eigene Per- son und ihr eigenes Leben mit anderen Augen zu sehen. Freiheit der Kunst Viele Surrealisten glaubten, dass die Menschen sich innerlich befreien und verändern müssten, damit sie die Welt auch poli- tisch verändern und ihre Lebensbedingungen verbessern könnten. Man- che glaubten, dass die Oktoberrevolution in Russland (1917) ein erster Schritt zu einer gerechteren Weltordnung sein könnte. Viele engagierten sich imWiderstand gegen Faschismus und Nationalsozialismus. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland wurden opposi- tionelle Künstlerinnen und Künstler und solche, deren Ausdrucksweise von vorgegebenen Regeln abwich, verfolgt und verloren ihre Existenz- grundlage. Ihnen blieb nur Flucht und Exil. Max Ernst war schon 1922 von Köln nach Paris übersiedelt. Dort wurde er 1939 zunächst von der franzö- sischen Polizei, später von der deutschen Gestapo verhaftet. Nach seiner Flucht lebte er von 1941 bis 1953 in den USA. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er wieder in Paris. Nutze einige der Techniken, die du in diesem Kapitel kennengelernt hast, zur Gestaltung eigener Bilder: Du könntest mit dem Erzeugen von Farbklecksen beginnen. Diese entstehen, wenn relativ flüssige Farben auf eine glatte Unterlage, zum Beispiel eine Glasplatte, getropft und dann von einem darübergelegten Blatt Papier aufgesaugt werden. Verschiedene Papiersorten und ungleich dick angerührte Farben führen bei dieser Abklatschtechnik zu unterschiedlichen Ergebnissen. Eine andere Möglichkeit ist es, Farben mithilfe eines Schwamms oder anderer Materialien direkt auf das Bild zu drucken. Dabei entstehen nicht nur zufällige Verläufe und Übergänge zwischen den Farben, sondern auch überraschende Strukturen. Strukturen oder Muster ergeben sich auch, wenn ein Zeichenblatt auf einer rauen oder unregelmäßigen Fläche liegt und mit Bleistift oder Buntstiften bearbeitet wird. Diese Abreibetechnik kennst du wahrscheinlich schon. Mache dich auf die Suche nach Flächen, die du abreiben könntest. Wenn dich Strukturen, Formen und Farbkombinationen, die du auf diese Weise gefunden hast, auf Ideen bringen, bearbeite die Blätter weiter. Nun kannst du jene Teile, die du für dein Bildkonzept brauchst, deut- licher herausarbeiten: durch Übermalen unwichtiger Stellen zum Bei- spiel oder dadurch, dass du die brauchbaren Stücke ausschneidest und auf ein eigenes Blatt klebst. Zu Beginn weißt eigentlich nur du, worauf deine Bildgestaltung hinausläuft. Andere würden in deinen Materialien vielleicht ganz andere Motive sehen. Wenn du aber durch behutsames Zeichnen oder Malen deinen Einfall verstärkst und Teile ergänzt, dann werden auch Mitschülerinnen und Mitschüler erkennen, was du in deiner Fantasie schon lange gesehen hast. Der zufällige Klatschdruck oder die abgeriebene Struktur können dich also auf eine Idee bringen. Ein Bild entsteht daraus aber erst, wenn du selbst daran arbeitest. Bild und Wissenschaft Naturvorbilder, im konkreten Fall Fossilien, können auch Anlass zu ganz anderen Bildgestaltungen sein. ln Zusammenarbeit mit der Wissen- schaft versuchen Grafikerinnen und Grafiker, uns eine möglichst exakte Vorstellung davon zu geben, wie längst ausgestorbene Lebewesen, von denen nur noch fossile Spuren existieren, einmal ausgesehen haben. Auch solche Bilder können uns in eine faszinierende fremde Welt führen. Im Unterschied zu einem Kunstwerk sollen wissenschaftlich motivierte Grafiken aber begründete und nachprüfbare Antworten auf eindeutige Fragen geben. v.Chr. 0 500 1000 1500 heute Max Ernst (1891–1976) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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