Zeichen 2, Schulbuch

29 10 Tess und ihre rosa und lila Besitztümer, Yeongmee Yoon, 2006 Alles rosa? Als ihre fünfjährige Tochter nur mehr rosafarbene Kleidung tragen wollte, startete die südkoreanische Fotografin Yeongmee Yoon (geb. 1969) ihr Pink & Blue Project. Schnell war ihr klar, dass ihre Tochter kein Einzelfall war und Yoon begann die einseitige Farbwelt vieler Kinder- zimmer zu dokumentieren. Dabei arrangierte sie Kleidung und Spielsa- chen um das jeweilige Kind und erhielt als Ergebnis ein farbig ziemlich einheitliches Gesamtbild. In ihren Arbeiten wird der Einfluss der Werbung auf unsere Vorlieben und auf unser Kaufverhalten augenscheinlich vor- geführt. Die geschlechterspezifische Zuteilung der beiden Farben Rosa und Blau ist in unserer vernetzten, globalen Welt ein weltweiter Stan- dard. Denkt man etwa an die blauen bzw. rosa Geschenke zur Geburt eines Kindes, wird klar, wie früh die Einflussnahme bereits beginnt. Naturgesetz? Die Zuordnung kann sich aber auch ändern: Noch 1914 war Rosa in den USA ein Zeichen für Männlichkeit und Zeitungen bewarben die Farbe für Jungen und Blau für Mädchen. Erst nach 1945 wechselten die Farben die Geschlechter und blieben bis heute tonangebend bei der Gestaltung vieler Kinderartikel. Und heute? Viele Mädchen drängen noch immer in die wenigen „weib- lichen“ – meistens schlechter bezahlten – Berufssparten, obwohl sie für technische Berufe genauso geeignet wären und dort viel bessere Auf- stiegsmöglichkeiten hätten. Die einengende Wirkung starrer Rollenbil- der bezieht sich aber nicht nur auf Mädchen und Frauen. Auch Buben und Männer werden durch vermeintliche Männlichkeitsideale oft zu Verhal- tensweisen gedrängt, die den persönlichen Bedürfnissen gar nicht ent- sprechen. Das kann sehr belastend sein. Manchmal kann einem der dau- ernde Konkurrenzkampf, wer der Stärkste und Coolste ist, ziemlich auf die Nerven gehen! 11 Hojun und seine blauen Besitztümer, Yeongmee Yoon, 2007 12 Polizistin und Hausmann Wenn man Magazine durch- blättert, nimmt man die Werbe- anzeigen meistens nur neben- bei wahr. Konzentriere deine Aufmerksamkeit einmal speziell auf diese Seiten. Suche mit Mitschülerinnen und Mitschülern nach Anzeigen, die dem traditionellen Rollen- bild entsprechen und dann nach solchen, die davon abweichen. Klebt jeweils drei oder vier Beispiele auf große Papierbögen, schreibt Kom- mentare dazu, stellt sie den anderen Gruppen vor und diskutiert darüber. Schaut euch Werbespots an, in denen Kinder vorkommen. Wie werden Buben dargestellt, wie Mädchen? Denkt euch Parodien von Werbespots aus, in denen die alten Rollenklischees übertrieben dargestellt werden. Zeichnet eure Aufführung mit der Kamera auf. Spielt dieselbe Szene mit vertauschten Rollen: Wie fühlen sich Mädchen, wenn sie Buben spielen? Wie fühlen sich Buben, wenn sie Mädchen spielen? v.Chr. 0 500 1000 1500 heute 1918, Frauenwahlrecht in Österreich Nur zu P üfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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