Zeichen 2, Schulbuch
61 Sterne und Feuer Beteigeuze im Sternbild Orion ist einer der hellsten Sterne, die am Nachthimmel zu sehen sind: ein Riesenstern, dessen Durchmesser den unserer Sonne 662-fach übertrifft. Die Schrottplastik mit der großen Eisenkugel (Abb. 13) trägt den Namen dieses Gestirns. Die schwere Kugel erscheint über dem zerbrechlich wirkenden Unterbau leicht und fast schwebend. Verglichen mit dem Saurier und dem Zyklopen wirkt diese Gestaltung abstrakt . Viele der riesigen und schweren Gebilde Luginbühls befassen sich eigentlich mit den Themen das Tragens, des Stützens und des Ausgleichs von Lasten. Abstraktion rückt diese Aspekte stärker und klarer ins Blickfeld. In Bernhard Luginbühls späterem Werk sind Vergänglichkeit und Vergeblichkeit ein wichtiges Thema. Seine Feu- erskulpturen, die in langen Arbeitsprozessen geplant und aufgebaut wur- den, verbrannten jeweils in einer einzigen Nacht (Abb. 14). Forum Metall An der Donaulände in Linz stehen in einem Skulpturen- park große Metallplastiken. Sie wurden von Künstlerinnen und Künstlern, die aus der ganzen Welt nach Linz kamen, in den Werkstätten der VOEST- ALPINE und anderer Betriebe aus Industrieschrott gebaut. Auch eine Arbeit Luginbühls („Donauatlas“) stand dort in den Jahren 1977 bis 2000. Der Basilisk Eine seltsame Gestalt in einer Mauernische (Abb. 16). Wir sehen eine undeutlich geformte Steinfigur mit Ergänzungen aus vergoldetem Metall: Schwanzfedern, einen Schnabel und eine Art Krone. Eine alte Inschrift an der Fassade erzählt von einem unheimlichen Wesen, das vor langer Zeit in einem Brunnen des Hauses gelebt und mit seinem Gift Menschen getötet habe. Die Figur in der Nische zeige sein Aussehen. Sein Name: Basilisk. Eine Wiener Sage berichtet, ein Bäckergeselle sei in den Brunnen hinabgestiegen und habe dem Untier einen Spiegel vorgehalten, worauf es über sein eigenes Aussehen zu Tode erschrak. Es sei ein Mischwesen aus Hahn, Kröte und Schlange gewesen. 13 Bernhard Luginbühl: Dickfigur Beteigeuze, 1996 14 Bernhard Luginbühl: Feuerskulptur Kux, Verbrennungsaktion, Lugano, 2005 15 Linz, Skulpturenpark an der Donaulände mit Blick auf das Lentos Kunstmuseum Linz 16 Der Basilisk, Steinfigur an der Fassade des Hauses Schönlaterngasse 7 in Wien 17 „Basilisk“ auf einem Relief an der Fassade des Schiefen Turmes von Pisa 18 Ein 1644 in Amsterdam erschienenes Naturgeschichtsbuch enthält auch die Beschreibung und das Bild eines Basilisken. Vieles, was wir heute als Fantasiegeschichte betrachten, wurde in früheren Zeiten tatsächlich geglaubt. v.Chr. 0 500 1000 1500 heute Bernhard Luginbühl (1929–2011) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlag öbv
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