Zeichen 3, Schulbuch
31 6 Fra Angelico: Verkündigung, um 1440 7 Matthias Grünewald: Isenheimer Altar, Verkündigung, um 1515 Ausdrucksmittel Wir haben durch unsere Bildvergleiche Möglichkeiten kennengelernt, wie Gefühlsreaktionen bei einer unerwarteten Begeg- nung in einem Bild sichtbar gemacht werden können: Neben dem Aus- druck von Gesichtern, Händen und der Körperhaltung, tragen vor allem die Positionierung der handelnden Figuren und deren Größenverhält- nisse zur Aussage bei. Auch Kleidung, Gegenstände, ihre Anordnung, der umgebende Raum und der Betrachterstandpunkt geben Hinweise auf Machtverhältnisse und Gefühlszustände. Dazu kommen noch jene Gestal- tungsmittel, die bei Bildern jeder Art die Wahrnehmung beeinflussen: Farbgebung, Malweise und Bildaufbau. Male ein Bild, in dem eine Beziehung geschildert wird, z. B. das Thema „Ich begegne einem fremdartigen Wesen“: Wie würdest du bei einem solchen Zusammentreffen reagieren? Verwende bei der Gestaltung einige der besprochenen Ausdrucksmittel. Da die Darstellung der eigenen Person ziemlich schwierig ist, könnst du dich auch in einer „sprechenden“ Körperhaltung fotografieren lassen und dieses Foto in dein Bild einbauen. Architektur im Bild Wenn wir die Räume genauer betrachten, in denen Fra Angelico und Matthias Grünewald ihre Szenen der Verkündigung jeweils statt finden lassen, werden wir in unterschied liche Zeiten versetzt. Frau Angelico zeigt uns eine Loggia im Stil der Früh renais sance. Die Zentralerspektive, in der er sie darstellt, war erst wenige Jahre vor dem Entstehen des Bildes entdeckt worden: neueste Architektur in der damals modernsten Bildsprache. Grünewalds Bild, das mehr als ein halbes Jahrhundert später entstand, stellt die Szene in einen mittelalterlichen, einen gotischen Raum. Die Zentralperspektive kennt und verwendet auch er. Die unterschiedliche Atmosphäre der Räume hat starken Einfluss auf die Wirkung der Bilder. 8 Matthias Grünewald: Isenheimer Altar, Verkündigung, um 1515 Meister Mathis Matthias Grünewalds „Verkündigung“ ist auf eine Holztafel gemalt. Sie ist eines der Flügelbilder eines großen mehrteiligen Wandelaltars. Er gilt als eines der bedeutendsten Werke der europäischen Bild- und Kunst geschichte. Das Werk, der sogenannte „Isenheimer Altar“, benannt nach seinem ursprünglichen Aufstellungsort, steht heute im Unterlinden-Museum der Stadt Colmar im Elsass. Den Maler dieses Meisterwerks kennen wir eigentlich nicht. Im 16. und 17. Jahr hundert wurden erstmals die Namen Matthias Grünewald oder Matthias von Aschaffenburg mit dem Werk in Verbin dung gebracht. Auch andere Namen wurden genannt: Mathis Gothart oder Mathis Nithart. Früher sprach man einfach von Meister Mathis oder von Mathis, dem Maler. v.Chr. 0 500 1000 1500 heute 1515, Mathias Gr newald: Isenheimer Altar Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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