Zeichen 3, Schulbuch

36 Werbung für die gute Sache Um auf Missstände aufmerksam zu machen hat die die Umweltorgani­ sation Greenpeace im Laufe der letzten vier Jahrzehnte die Strategie entwickelt, gezielt Bilder zu erzeugen, die uns im Gedächtnis bleiben: Ein Mann mit Helm, Gummistiefeln und wasserdichtem Schutzanzug klammert sich an die mächtige Ankerkette eines großen Schiffs. Dem scharfen Wasserstrahl, der ihn zum Aufgeben zwingen soll, hält er hartnäckig stand. Heldengeschichten 1  Crewmitglieder der „Greenpeace“, 1971 Erfolgsgeschichte  Alles begann mit einer Protestfahrt auf einem alten Fischerboot. Um einen Atombombentest vor Alaska zu verhindern, stachen einige Aktivisten 1971 von Vancouver in Kanada aus in See. Das Schiff erhielt einen neuen Namen: Greenpeace. Die Aktion war Auslöser von Demonstrationen in vielen Städten Kanadas. Die USA verschoben daraufhin den Test. Seither ist die inzwischen weltweit aktive Non-Profit-Organisation stetig gewachsen und hat ihre Aktionen immer professioneller und mediengerechter geplant und durchgeführt. Auf ihrer Homepage findet sich eine lange Liste an realisierten Kampagnen aus den Bereichen Umwelt- und Tierschutz. Auch Themen wie gesunde Ernährung oder Energiepolitik werden aufgegriffen und lokal (von Landesverbänden) und global (von der Dachorganisation) medial aufbereitet und kommuniziert. Greenpeace finanziert sich durch Spenden, und genau das wird immer wieder kritisiert: Man verkaufe gutes Gewissen, ohne wirkich das Problem zu lösen. 2  Eine Aktion der niederländlischen Greenpeace-Sektion, 2001, rechts nähert sich ein Polizeiboot. Signal  Das Foto oben entstand bei einer Aktion der Umweltschutzorgani- sation Greenpeace zur Rettung des kanadischen Regenwaldes. Ein nor- wegischer Holzfrachter sollte am Auslaufen aus einem niederländischen Hafen gehindert werden. Sieben Stunden harrte der Mann auf der Anker- kette aus. Die Fotos dieser Aktion gingen durch die Medien, lenkten die Aufmerksamkeit auf das Problem und dienten als Blickfang für Aufrufe, kein Regenwaldholz zu kaufen. Die Holzfirmen lenkten schließlich ein und stimmten einer Reduktion der Schlägerungen zu. Mit dieser Taktik hat Greenpeace schon seit 40 Jahren Erfolg: Durch die Aktionen selbst können die angeprangerten Missstände zwar kaum ver- hindert werden, aber die Fotos und Filmberichte, die dabei entstehen, sind so spektakulär, dass sie von den Medien gerne aufgegriffen werden und so an ein breites Publikum gelangen. Erst durch den Druck der öffent- lichen Meinung sehen sich die Verantwortlichen gezwungen, zu dem jeweiligen Problem Stellung zu beziehen. Planung  Die dramatische Qualität der Greenpeace-Fotos ist natürlich kein Zufall. Die Aktionen sind immer sorgfältig vorbereitet. Die Ausrich- tung auf starke visuelle Effekte ist dabei besonders wichtig. Manchmal hat man den Eindruck, als ob sogar die Reaktionen der Gegenseite in die Inszenierung einbezogen wären (z. B. die Abwehr durch Wasserwerfer). Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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