Zeichen 3, Schulbuch

54 Vom Feinen zum Groben Bild und Buch Erinnerst du dich an Dürers „Rhinoceros“? An diesem Beispiel hast du kennengelernt, wie die druckgrafische Technik des Holzschnitts funktioniert und wie sie gegen Ende des Mittelalters zu einem wichtigen Medium der Vervielfältigung und Verbreitung von Bildern wurde (vgl. Zeichen 1: „… des Helffandt todt feyndt“). Im folgenden Kapitel geht es um die Weiterentwicklung dieses druckgrafischen Verfahrens im 19. Jahrhundert. Dabei wirst du sehen, dass die Veränderung der Aus­ drucksabsichten fast immer auchmit einerVeränderungder bildnerischen Techniken verknüpft ist. Ziele  Der französische Grafiker Gustave Doré hatte sich schon als Zwanzigjähriger vorgenommen, alle Meisterwerke der Weltliteratur zu illustrieren. Trotz seines frühen Todes im Alter von 50 Jahren schuf er mehr als 10.000 Druckgrafiken. Seine Bilderfindungen prägten die Vorstellungswelt nachfolgender Generationen und üben bis heute auf Kino und Comics großen Einfluss aus. 1  Gustave Doré: Ausschnitt aus Abb. 2 Technik  Im vergrößerten Ausschnitt (Abb. 1) wird sichtbar, wie im Holzstich durch feine Linien, Schraffuren und Punkte scheinbare Grauwerte, Hellig­ keitsunterschiede und feinste Schat­ tierungen erzeugt werden. Illustrationen wurden in Schwarz-Weiß gedruckt und bei Bedarf nachträglich koloriert. Das Prinzip des Farbdrucks mit mehreren Platten war zwar seit der Renaissance bekannt, kam für den Buchdruck aber aus technischen Gründen und wegen der hohen Kosten nicht in Frage. 2  Gustave Doré: Jakobs Gebet, Holzstich, nachträglich koloriert, 1866 Buchillustration  Das Bild zeigt eine Szene aus dem Alten Testament: der Patriarch Jakob beim Gebet. Die dramatische Beleuchtung und die pathe- tische Gebärdensprache wirken wie eine Bühneninszenierung. Theatrali- sche Darstellungen dieser Art waren zur Entstehungszeit dieses Bildes sehr beliebt. Bücher, die mit solchen Illustrationen ausgestattet waren, erreichten hohe Verkaufszahlen. Der Entwurf zum gezeigten Bild stammt vom französischen Grafiker Gustave Doré (1832–1883). Er war der berühm- teste Illustrator seiner Zeit. Zur Verbreitung seiner Bilder nutzte und per- fektionierte Doré ein damals noch relativ neues Hochdruck verfahren, den Holzstich . Dieses neue Medium erweiterte die Möglichkeiten der Bildge- staltung und verbilligte gleichzeitig den Druck illustrierter Texte. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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