Zeichen 3, Schulbuch
59 16 Felix Vallotton: Das Geld, Holzschnitt, 1898 Blick auf die Gesellschaft In einer seiner Holzschnitt serien stellte Vallot- ton Beziehungen zwischen Mann und Frau in der bürgerlichen Gesell- schaft dar. Scharfe Hell-Dunkel-Kontraste erzeugen eine beunruhigende Spannung und lassen scheinbare Nebensächlichkeiten überdeutlich her- vortreten. Eine Frau und ein Mann stehen an einem Fenster. Sein dunkler Anzug verschmilzt mit dem Hintergrund zu einer riesigen schwarzen Flä- che mit beklemmender Wirkung. Die Frau wird durch diese Finsternis an den Rand gedrückt. Der ins Bild einbezogene Titel „Das Geld“ („l’argent“) regt zu vielerlei Deutungen an. Auch das zweite Beispiel schildert eine Problemsituation. Figuren und Gegenstände zeichnen sich als helle Flecken in der dunklen Bildfläche ab. Betrachterinnen und Betrachter müssen Angedeutetes ergänzen und ihre eigene Fantasie aktivieren, um die Botschaft des Bildes zu deuten. 17 Felix Vallotton: Das letzte Mittel, Holzschnitt, 1898 18 Félix Vallotton: Die Geige, 1896 Musikinstrumente Eine Holzschnitt serie Vallottons stellt verschiedene Musik instrumente dar. Dem Künstler ging es dabei nicht so sehr um die äußere Form des jeweiligen Instruments, sondern um die Charakterisierung einer Stimmung, die sein Klang hervorruft. In Vallottons Bild sitzt der Geiger allein vor dem Kaminfeuer. Arm- und Rückenlehne des Polstersessels wirken wie eine melodische Linie. Le Nabis 1892 trat Félix Vallotton einer Künstlergruppe bei, die sich Les Nabis (= die Propheten) nannte. Der Einfluss dieser Gruppe, für die Paul Gauguin wichtige Anregungen geliefert hatte, ist auch in Vallottons Arbeiten spürbar. Das Bild der beiden Mädchen (Abb. 19) entstand in dieser Zeit. Es ist der älteste von allen Holzschnitten, die auf dieser Doppelseite des vorliegenden Buches gezeigt werden. Im Vergleich mit späteren Arbeiten wirkt er am stärksten vereinfacht und steht der Bildsprache, die für die frühe Moderne richtungs weisend wurde, am nächsten. 19 Felix Vallotton: Zwei Mädchen, 1893 v.Chr. 0 500 1000 1500 heute Félix Vallotton (1865–1925) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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