Zeichen 3, Schulbuch

75 schufen eine wichtige Grundlage für die weitere Stadtentwicklung. Bis 1986 blieben die Simmeringer Gasbehälter, von den Wienern „Gasometer“ genannt, in Betrieb. Danach wurden sie wegen der Umstellung auf Erd- gas und neue Speichermethoden nicht mehr gebraucht. Fast zwei Jahr- zehnte lang fanden die riesigen, eindrucksvollen Innenräume nur noch gelegentlich Verwendung als Filmkulisse, bei Ausstellungen, Clubbings und Music-Events. Denkmalschutz  Wegen ihrer besonderen Bedeutung für das Stadtbild und die Stadtgeschichte stehen die Gasometer seit 1981 unter Denkmal- schutz. Gebäude, für die der Denkmalschutz ausgesprochen wurde, dürf- ten in ihrer Substanz und in ihrem Erscheinungsbild eigentlich kaum noch verändert werden. Wenn überhaupt, dann nur unter Aufsicht des Bundesdenkmalamtes und unter Einhaltung strenger Auflagen. Es ist nicht selbstverständlich, dass man sich in Simmering entschloss, nur die Fassaden und Kuppeln der Gasbehälter unter Schutz zu stellen und die Innenräume für eine neue Nutzung freizugeben. Die Gasometer verloren damit wesentliche Eigenschaften eines Industriedenkmals. Ihre ursprüng- liche Funktion ist nicht mehr ablesbar und niemand mehr kann die groß- artige Wirkung der weiten Innenräume erleben. Aber die Entscheidung machte den Weg frei für eine neue Verwendung der riesigen Bauten und bewahrte doch weitgehend das Aussehen der alten Wahrzeichen – wenn auch nur nach außen. Eingebaut  Jean Nouvel (geb. 1945), der das Konzept für den westlichen Gasometer (A) entwickelte, plante neun Türme, die er an die Innenwand eines der alten Gasometer stellte. Sie enthalten Büros und Wohnungen. Zwischen diesen Türmen blieben Fensterachsen der alten Gasometer fas- sade frei. Sie leiten Licht in den kreisförmigen Innenhof. Reflektierende Metallspiegel und große Glasflächen schaffen einen hellen, transparen- ten und relativ freien Raumeindruck. Die Büros und Wohnungen haben auf der einen Seite Fenster, die durch die alte Fassade nach außen gehen. Auf der Innenseite fällt der Blick in den Hof. Eine Glaskuppel trennt die Wohngeschoße vom darunter liegenden Geschäftsbereich. An ihrem Rand wurden Bäume gepflanzt. 3  Jean Novel: Gasometer A, Simmering, Blick vom Innenhof auf die Kuppelkonstruktion 4  Gasometer während des Umbaus Das Konzept  1997 begann die Planung des Umbaus und die künftigen Funktionen wurden festgelegt. Rund 800 neue Wohnungen sollten entstehen – es wurden schließlich 615. Dazu kamen ein Studentenheim, eine Veranstaltungshalle für 4.200 Personen, Büros, Archivräume der Stadt Wien und Garagen. Eine Einkaufsstraße zieht sich als durch­ gehende Verbindung durch alle vier Gasometer. Alles in allem entstand eine kleine Stadt. Die Planerinnen und Planer hofften, dass diese sich zu einem Zentrum auch für die nähere Umgebung entwickeln würde, in der weitere neue Wohnanlagen und Büros gebaut werden. Für die Verbindung mit anderen Stadtteilen wurde ein eigener U-Bahn- Anschluss hergestellt. Der Innenausbau der einzelnen Türme wurde vier Architekten übertragen. Ihre Entwürfe hatten sich in einem Wettbewerb durchgesetzt und waren von einer Jury den Bauträgern zur Verwirklichung empfohlen worden. v.Chr. 0 500 1000 1500 heute 1899, Bau der Gasometer in Simmering Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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