Zeichen 3, Schulbuch

78 Vom Abbild zum Zeichen Bilder am Fußboden Einer der Gründe, warum die Kunst der griechischen und römischen Antike so bewundert wird, ist ihre erstaunliche Naturnähe. Für viele Menschen ist es schwer verständlich, dass diese Art der Bildgestaltung in der Spätantike aufgegeben wurde, für lange Zeit fast völlig verschwand und erst nach rund tausend Jahren wieder neu entwickelt wurde. Wie konnteesdazukommen?Das folgendeKapitel zeigt anhandausgewählter Beispiele, dass es im Lauf der Kunstgeschichte immer wieder Gründe gab, auf naturgetreue Darstellungsweisen zu verzichten. 1  Aquileia, Boden mosaik in der Basilika. Der Kirchenraum, den wir heute betreten, wurde erst im Mittelalter errichtet. Unter seiner Pflasterung blieben die spät­ antiken Boden mosaike aus dem frühen 4. Jahrhundert erhalten. Dass sie nach­ träglich ausgegraben wurden, erkennst du an den freigelegten Fundamenten der Säulenreihen. 2  Aquileia, im Hintergrund die Domkirche, im Vordergrund Reste der Mosaik fußböden römischer Häuser 3  Aquileia, Basilika Wirtschaftszentrum  Aquileia liegt im nordöstlichen Teil Italiens, am Südrand der friulanischen Ebene, nicht weit entfernt von den bekannten Badestränden der oberen Adria. Heute leben in der verstreuten Siedlung etwa 3.000 Menschen. Vor 2.000 Jahren waren es mehr als 150.000. Aqui­ leia war damals eine der größten Städte des Römischen Reiches. Die günstige Lage am Knotenpunkt wichtiger Handelsstraßen und der Flus- shafen mit Verbindung zum Meer ermöglichten es der 181 v. Chr. gegrün- deten Kolonie, sich in kurzer Zeit zu einem bedeutenden Wirtschaftszen- trum zu entwickeln. Dementsprechend großzügig waren die privaten und öffentlichen Gebäude gestaltet. Mosaike  Die Fußböden in den Thermen (Badeanlagen) und in den Häu- sern der wohlhabenden Bürger waren mit Mosaiken ausgestattet: ver- schiedenfarbige kleine Würfelstücke aus Stein, Glas oder glasiertem Ton, die sich zu Ornamenten und Bildern zusammenfügten. Abbildung 4 zeigt ein überaus feines Fußboden mosaik aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. Mit nur millimetergroßen Steinchen wurde das seidige Schimmern einer Schleife wiedergegeben. Auch der Körper der Meeresnymphe, die auf einem See­ stier sitzt (Abb. 6), ist mit vielfältigen Farbabstufungen modelliert. Das Toleranzedikt  Als Kaiser Konstantin im Jahre 314 ein Gesetz erließ, das den Christen die öffentliche Ausübung ihrer Religion erlaubte, ent- standen kurz darauf im ganzen Römischen Reich christliche Versamm- lungsräume. Auch in Aquileia ließ Bischof Theodorus auf dem Gelände ehemaliger Lagerhäuser ein Zentrum für die Christengemeinde errichten. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=