Zeichen 3, Schulbuch

80 Anders sehen, anders denken Vereinfachung und Abstraktion  Die zunehmende Abstraktion, die wir schon an den Bildbeispielen der vorigen Doppelseite beobachtet haben, setzte sich fort. In einigen Bildfeldern des Mosaik bodens der Domkirche sind Köpfe von Männern und Frauen zu sehen. Sie tragen vornehme Klei- dung. Wahrscheinlich handelt es sich um Porträts von Menschen, die durch Geldspenden den Bau der Kirche ermöglicht haben. Wenn wir eines dieser Stifter porträts (Abb. 10 oben) mit der früheren Darstellung eines Athleten (Abb. 9) vergleichen, stellen wir fest, dass im älteren Bild das Gesicht des Sportlers durch Licht und Schatten plastisch modelliert ist, beim jüngeren Bild aber auf diese feinen Übergänge von Hell nach Dun- kel verzichtet wurde. Dass es noch einfacher geht, noch abstrakter, zeigt uns das letzte Bild dieser Vergleichsreihe (Abb. 10 unten). Themen und Botschaften  Manche Bilder sind nur verständlich, wenn man die entsprechende Textstelle in der Bibel kennt. So galt etwa die Geschichte vom Propheten Jonas, der von einem Seeungeheuer ver- schlungen und nach drei Tagen wieder ausgespien wurde, als Symbol für Tod und Auferstehung Jesu. Wenn man die nackten Figuren in dieser Szene (Abb. 11) mit der etwa 400 Jahre früher entstandenen Meeres­ nymphe (Abb. 6) vergleicht, ahnt man, dass hier eine tiefgreifende Ver- 9  Aquileia, ehemalige Thermen: Kopf eines Athleten, Mosaik, 3. Jahrhundert 10  Aquileia, Basilika: Stifter porträt, Detail aus einem Boden mosaik, um 315 (oben) und Profilansicht eines Kopfes, vielleicht ein Dämon oder der Teufel, spätes 4. Jahrhundert (unten) 11  Aquileia, Basilika: Jonas wird über Bord geworfen und von einem Seeungeheuer verschlungen, Boden mosaik , um 315 Vom Abbild zum Zeichen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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