Zeichen 4, Schulbuch

83 Der Reiter  Auf dem großen Relief dieser Seite (Abb. 17) ist ein Reiter auf einem Maultier zu sehen. Obwohl er die Attribute eines Kriegers trägt – Waffe und Helm – sind Fachleute der Meinung, es handle sich um einen Herrscher. Die Verzierungen des Schwertes und der Kopfbedeckung deu- ten eher auf Machtsymbole als auf eine wirklich kampftaugliche Ausrüs- tung hin. Die reich geschmückte Kleidung unterstützt diese Annahme. Beschreibung der Stadt Benin  In europäischen Archiven finden sich auch schriftliche Zeugnisse über Benin. Immerhin haben Handelsbeziehungen zwischen diesem Königreich und Europa jahrhundertelang bestanden. Erhalten blieb auch der Bericht eines holländischen Reisenden, der Benin um 1600 besuchte. Wir kennen nur die Initialen seines Namens: D. R. Seine Aufzeichnungen geben uns eine Vorstellung vom damaligen Aussehen der Stadt und sie liefern uns Hinweise auf den ursprünglichen Sinn und Gebrauch einiger ihrer Kunstwerke. „Das Schloss des Königs ist viereckig und steht auf der rechten Seite der Stadt, wenn man durch das Tor aus Richtung Ughoton hereinkommt. Es ist wohl so groß wie die ganze Stadt Harlem und rundherum mit einer eigenen Mauer umgeben. Es ist in viele prächtige Wohnungen eingeteilt und hat schöne, lange, viereckige Laubengänge, die ungefähr so groß sind wie die Börse von Amsterdam. Das Dach derselben steht auf hölzernen Säulen, die von unten bis oben mit Messing überzogen sind, auf denen ihre Kriegstaten und Feldschlach- ten abgebildet sind.“ Interessenskonflikte  Portugiesische Seefahrer und Händler hatten im 15. Jahrhundert erste Kontakte mit dem Reich von Benin geknüpft. Die Zerstörung der Hauptstadt stand am Ende diplomatischer Streitigkeiten, in denen es um britische Handelsinteressen ging, denen der Oba (König) von Benin Widerstand entgegensetzte. Als Mitglieder einer britischen De- legation trotz eines Verbotes die Hauptstadt besuchen wollten, wurden sie von Soldaten des Oba getötet. Eine „Strafexpedition“ war die Folge. Flucht, Zerstörung und Plünderung  Die britischen Soldaten betraten eine menschenleere Stadt. Die Bewohnerinnen und Bewohner waren gemein- sam mit dem König geflohen. Wir wissen nicht, was den großen Brand auslöste, der Benin in den Tagen, die auf den Einmarsch folgten, völlig zerstörte. Erst ein halbes Jahr später unterwarf sich der König mit seinem Gefolge den Briten. Er starb 1914 in der Verbannung. Seine Minister und Hauptleute wurden hingerichtet. In der zerstörten Stadt wurde ein Schatz gefunden: 2.400 Kunstgegen- stände aus Metall, Elfenbein und Korallen. Sie wurden weggeschafft und tauchten später zum Großteil in europäischen Auktions- und Handelshäu- sern wieder auf. Auch die britische Regierung brachte Benin-Bronzen zum Verkauf, um die Kosten der „Strafexpedition“ wieder hereinzubringen. Ein Teil dieser Schätze landete schließlich in Wien und bereichert heute die faszinierende Sammlung des Weltmuseums (Museum für Völkerkunde). 17  Reiter, Metall relief aus Benin, 17. Jahrhundert, Höhe ca. 40 cm 18  Krieger, Metall relief aus Benin, 17. Jahrhundert, Höhe ca. 40 cm v.Chr. 0 500 1000 1500 heute 1897, Zerstörung der Stadt Benin Nur zu Prüfzwecken – Eigentum es Verlags öbv

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