sprachreif 1, Schulbuch
101 ziert im Sinne von in ihrem Selbstkonzept ra- dikal in Frage gestellt fühlen sie sich aufgrund dessen aber meistens nicht. Es mag zynisch klingen, aber es ist wohl so: Um die aufgeklärten, verständnisvollen und ansons- ten in ihrem Alltag großteils ziemlich überfor- derten Erwachsenen mehrheitlich aus der Re- serve zu locken, braucht es mehr: tätliche Gewalt gegen wehrlose Andere, aggressive Selbstinsze- nierungen in der Öffentlichkeit oder ein Votum für die politische Rechte – die Nischen, die auch heute noch provokativ wirken, sind rar. Die so genannte kritische Bildungselite verfolgt indessen die tagesaktuellen Nachrichten und sieht sich in ihrem negativen Bild von der Politik und dem Zustand der Gesellschaft bestätigt. Sie verharrt dabei großteils in einer Zuschauerposi- tion. Sie sucht, so scheint es, auch nicht nach neuen, unkonventionellen Perspektiven und sie findet im gezielten Kontrastieren von Gegen- sätzlichem auch nicht intellektuelle Inspira- tion . Früher war das anders, erzählen Zeitzeu- gen. Wolfgang Bauer, „ enfant terrible “ der österreichischen Literaturszene und einer, der in den späten 1960er Jahren mit den Hippies mehr sympathisierte als mit der Studentenbewegung, meint so etwa rückblickend: „Schön war, dass alles möglich war. Wittgenstein und Donald Duck zur selben Zeit, das war das Schöne. In der linken Tasche Wittgenstein, und in der rechten Tasche Donald Duck.“ (Welzig 1985: 156) Ein zeitgemäßes Pendant zu Donald Duck und Witt- genstein oder auch Marcuse und Castaneda hat in den politischen Selbstfindungsprozessen der Gegenwartsjugend wenig Platz. (Hervorhebun- gen F. M., Anm .) QUELLE: Großegger, Beate: Die anti-revolutionäre Generation. Selbstverständnis und Grundbefindlichkeit Jugendlicher vierzig Jahre nach Woodstock. Wien 2009. S. 12–14. Ordnen Sie die hervorgehobenen Passagen den einzelnen Kategorien zu, indem Sie die Tabelle ausfüllen. Übertragen Sie dazu diese Vorlage in Ihr Heft/Ihre Mappe und ergänzen Sie Zeilen nach Bedarf. Fremdwörter Partizipialkonstruktionen kulturelle Referenzen Hypotaxen (Schachtelsätze) Oft ist der Übergang zwischen Fachsprache und Sonder- sprache allerdings fließend: Besonders im akademischen Bereich werden nicht nur Fachbegriffe verwendet, sondern auch besonders komplizierte Wort- und Satzkonstruktio- nen , um einerseits zu beweisen, dass man über eine hohe sprachliche Kompetenz verfügt und um andererseits das Zielpublikum mit zu „einfacher“ Sprache nicht zu „beleidi- gen“. Natürlich rechtfertigen komplizierte und anspruchs- volle Sachverhalte einen komplexen Satzbau: Übertriebe- ne Vereinfachungen können zu ungenauen bzw. mangelhaften Darstellungen führen und dadurch unwis- senschaftlich oder sogar unrichtig werden. A13 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 Merkenswert: Fachsprache will sich nicht bewusst von der Allgemeinsprache abschotten. Sondersprache beabsichtigte Verständnislosig- keit bei „Nicht-Sprecherinnen und -Sprechern“. Text- kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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