sprachreif 2, Schulbuch

137 gestaltung, die Beleuchtung, die musikalische Gestaltung, etc. mit ein. Gerade bei klassischen Stücken, die ganz neu interpretiert werden, ist dieser zusätzliche Aspekt oft der entscheidende. Lesen Sie die folgende Rezension über das Theaterstück Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt. Markieren Sie im Text, wo das Geschriebene eindeutige subjektive Wertungen enthält. A13 „Die Physiker“: Die Welt als Irrenhaus, in dem Irre die Irren als Irre entlarven Von Guido Tartarotti | 15.11.2014 Das Volkstheater zeigt „Die Physiker“ als Groteske mit einer geisterhaften Vera Borek. „Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt, 1962 mit riesigem Erfolg uraufgeführt, ist heute vor allem ein Deutschunterrichts-Klassiker. Die im Stück verhandelten Fragen – wie frei oder neu- tral darf Wissenschaft sein, führt Atomspaltung zwingend auch zur Atombombe? – eignen sich ideal für eine Deutschschularbeit. Der Plot: Der geniale Physiker Möbius will sich und seine Erkenntnisse im Irrenhaus begraben. Er spielt, ihm erscheine der König Salomo. Zwei Berufskollegen, die vorgeben, sich für Newton bzw. Einstein zu halten, sind von ihren Staats- mächten auf Möbius angesetzt. Möbius gelingt es, seine Kollegen zu überzeugen, dass ihnen nur das Exil im Irrenhaus bleibt – zu gefährlich ist sein Wissen. Doch Anstaltsleiterin Dr. von Zahnd hat Möbius’ Manuskripte heim- lich kopiert. Sie ist die wahre Verrückte, die von Weltherrschaft träumt und sich von Salomo aus- erwählt fühlt. Das Stück wird in Österreich gar nicht so oft ge- spielt, wie man glauben würde. Das Volkstheater zeigte es zuletzt 1999. Rainer Frieb, der diesmal den Einstein verkörpert, spielte damals den Newton (den diesmal Erich Schleyer gibt; Thomas Kamper ist ein koboldhafter Möbius). Hilde Sochor legte die Mathilde von Zahnd als Parodie eines James-Bond-Bösewichts an. Diesmal spielt Vera Borek die Rolle wie ein Weiß-Clown, zerbrechlich, flackernd, geister- haft. Dass sie nach dem Ende tatsächlich dieWelt erobert, erscheint unwahrscheinlich. Vermutlich ist sie selbst Insasse eines Irrenhauses und weiß es nur nicht – und bildet sich die ganze Hand- lung nur ein. Regisseur Elias Perrig inszeniert das Stück als Groteske: Irre entlarven Irre als Irre – sicheren Boden gibt es hier nicht. Er gibt aber auch der Verführung zum Blödeln nach (eine Kelly-Fa- mily-Parodie mit quälend falschem elfstimmi- gen Flötenspiel) und nimmt der Handlung damit viel an Gefährlichkeit. Andererseits: Vielleicht kann man dieses Beleh- rungsstück aus der Zeit des Kalten Krieges heute nur noch so spielen: Die Welt als Irrenhaus, in dem sich weitere Irrenhäuser befinden. Mehr Tempo wäre trotzdem erlaubt gewesen. Viel Applaus (und totales Chaos beim Verbeu- gen). QUELLE: http://kurier.at/kultur/buehne/die-physiker-die-welt-als-irrenhaus-in-dem-irre-die-irren-als-irre-entlarven/97.254.109 ; (abgerufen am 23.04.2015) 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 Erläutern Sie Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner, ob Sie nach dem Lesen dieser Rezension das Stück ansehen würden oder nicht. Begründen Sie Ihre Entscheidung. Die Buchkritik Buchkritiken oder -rezensionen konzentrieren sich einerseits auf den Inhalt des besprochenen Werkes, andererseits auf die sprachliche Gestaltung, die Erzählperspektive und die Beschreibung der auftretenden Figuren. Häufig werden auch Vergleiche mit anderen Autorinnen bzw. Autoren oder A14 B Text- kompetenz Literarische Bildung Nur zu Prüfzwecken – Eigen tum des Verlags öbv

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