sprachreif 2, Schulbuch

149 Diskutieren Sie mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner, ob die ironische Darstellung der Entwicklung Kants heute ernst genommen werden kann. Sind Sie der Meinung, dass sich Kant heute so ent- wickeln würde? Warum? Das Theater in der Aufklärung Da sich die Aufklärer ja insbesondere gegen die Mächtigen, also den Adel, das Königshaus und die Kirche richten, wirkt sich dies auch auf die Literatur aus. Hier werden neue, teils für die Autorin oder den Autor riskante Aussagen getätigt und Forderungen gestellt. Eines der bekanntesten Werke der Aufklärung ist Gotthold Ephraim Lessings Nathan der Weis e, in dem die Religionsfreiheit propagiert wird. Lesen Sie den folgenden Auszug aus Lessings Stück. Hier begründet der Sultan Saladin, warum er Nathans Meinung hören möchte. Unterstreichen Sie seine Begründungen im Text. Beantworten Sie anschließend für sich selbst folgende Frage: Kann man den Begründungen Saladins Glauben schenken? Überprüfen Sie Ihre Meinung, indem Sie entweder in Ihrem Literaturbuch oder online eine Inhaltsangabe des Stückes lesen. Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise Saladin. Ich heische deinen Unterricht in ganz Was anderm; ganz was anderm. Da du nun So weise bist: so sage mir doch einmal Was für ein Glaube, was für ein Gesetz Hat dir am meisten eingeleuchtet? Nathan. Sultan, Ich bin ein Jud’. Saladin. Und ich ein Muselmann. Der Christ ist zwischen uns. Von diesen drei Religionen kann doch eine nur Die wahre sein. Ein Mann, wie du, bleibt da Nicht stehen, wo der Zufall der Geburt Ihn hingeworfen: oder wenn er bleibt, Bleibt er aus Einsicht, Gründen, Wahl des Bessern. Wohlan! so teile deine Einsicht mir Dann mit. Laß mich die Gründe hören, denen Ich selber nachzugrübeln, nicht die Zeit Gehabt. Laß mich die Wahl, die diese Gründe Bestimmt, versteht sich, im Vertrauen wissen, Damit ich sie zu meiner mache. Wie? Du stutzest? wägst mich mit dem Auge? Kann Wohl sein, daß ich der erste Sultan bin, Der eine solche Grille hat; die mich Doch eines Sultans eben nicht so ganz Unwürdig dünkt. Nicht wahr? So rede doch! Sprich! Oder willst du einen Augenblick, Dich zu bedenken? Gut, ich geb ihn dir. QUELLE: http://gutenberg.spiegel.de/buch/nathan-der-weise-1179/5 ; (abgerufen am 22.03.2015) (in Original-Rechtschreibung) Lesen Sie auf der Internetseite http://gutenberg.spiegel.de/buch/nathan-der-weise-1179/5 die sogenannte „Ringparabel“, in der Nathan der Weise durch eine Lehrgeschichte die Gleichheit aller Religionen begründet. Besprechen Sie anschließend mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner, mit welchem Bild/Beispiel Nathan seine Vorstellung der drei Weltreligionen ausdrückt. Was kann man aus dieser Geschichte lernen? Zwischenstopp Sie sollten jetzt folgende Teilkompetenzen erworben haben: • Fragen zu einem theoretischen Text aus der Zeit der Aufklärung beantworten können • komplizierteren Texten wichtige Informationen entnehmen können • eine Szene aus einem bekannten Theaterstück analysieren können A30 B A31 A32 B Ó 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 Literarische Bildung N u r zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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