sprachreif 2, Schulbuch

173 Doch es half nichts: Nach empörten Protesten seiner Leserschaft gab Doyle nach. 1903 erschien die Kurzgeschichte „The Empty House“: Holmes hatte seinen Tod nur inszeniert, um Sebastian Moran zu ent- kommen, einem Komplizen Moriartys. […] Angesichts der Popularität dieser Figur ist es kein Wunder, dass schon 1905 in den USA der erste Holmes-Film entstand: „The Ad- ventures of Sherlock Holmes“. Sein ewig gültiges Filmgesicht verlieh Holmes jedoch der britische Schauspieler Basil Rathbone. Der stand ab 1939 in insgesamt 14 Produktionen als Holmes vor der Kamera und prägte die Vorstellung vom Aussehen des Meisterdetektivs für Jahrzehnte – auch wenn sich in den folgenden Jahren immer wieder renommierte Schauspieler an der Figur versuchten: Christopher Lee etwa, Stewart Granger oder Rupert Everett. Über 200 einschlägige Produktionen zählen Filmlexika. […] Doch irgendwie schien die Figur Sherlock Holmes einen schleichen- den Kulturtod zu sterben. Viele Autoren und Regisseure wussten nicht so recht umzugehen mit dem Spagat zwischen einer Geschich- te aus dem viktorianischen England und den Möglichkeiten und Sehgewohnheiten des modernen Kinos. Bezeichnend etwa Guy Rit- chies ermüdender Versuch von 2009 aus Holmes – dargestellt von Robert Downey jr. – einen Actionhelden vor historischer Kulisse zumachen. Doch dann kam „Sherlock“. Steven Moffat und Mark Gattis, die Autoren und Produzenten der seit 2010 von der BBC produzierten Miniserie, mischten die Karten neu: „Sherlock“ versetzt die Ge- schichten von Doyle konsequent in das London des 21. Jahrhun- derts, hält aber an ihren Grundkoordinaten fest. Nach wie vor wohnt Holmes zusammen mit Watson in der Baker Street 221b. Wie im Original ist Dr. Watson Militärarzt und Veteran eines Afghanistan-Kriegs. Auch der moderne Holmes ar- beitet als „Consulting Detective“ . Wie vor hundert Jahren löst er seine Fälle mit Hilfe seiner brillanten Beobachtungsgabe. Und weil schon der historische Holmes technisch auf der Höhe seiner Zeit war, nutzt sein Pendant Smartphone, GPS und die Mittel und Mög- lichkeiten moderner Forensik. […] Das allein wäre alles ganz nett, aber an sich nicht besonders spekta- kulär. Was „Sherlock“ zu einem Ereignis macht, sind die Drehbü- cher, die Optik und vor allem – Benedict Cumberbatch. Cumber- batch ist Holmes. Und wie der britische Schauspieler das Bild eines intellektuellen Snobs und schnöseligen Dandys zeichnet, der sich nicht einmal die Mühe gibt, die Verachtung zu verbergen, die er für seine ebenso einfältige wie hässliche Umwelt empfindet, das allein ist schon sehenswert . Doch Cumberbatch gibt nicht einfach nur den blasierten Ästheten und das intellektuelle Genie. 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 Publikum in diesem Zusam- menhang noch etwas Neues, Spektakuläres zu bieten. Überleitung zum eigentlichen Thema der Rezension und Einführung in die Serie Eindeutige Stellungnahme mit Empfehlungscharakter Schriftliche Kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=