sprachreif 2, Schulbuch
58 ziert (= ) wurde. So nahm die ihren Lauf. Besondere Bedeutung für die Entwicklung der deutschen Sprache erlangte Luther in seiner Zeit auf der , wo er einige Zeit inkognito leben musste. Dort übersetzte er in nur elf Wochen das in die Volkssprache. Bis 1534 lag die gesamte Bibel in der Volkssprache vor. Führen Sie ein Clustering zum Begriff „Freiheit“ durch. Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan. 1 Vergleichen Sie Ihr Clustering mit der Aussage Luthers. Haben Sie eine ähnliche Auffassung von Freiheit? Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan. 1 Nur einen Satz später scheint Martin Luther sich selbst zu widersprechen. Warum? freier Herr dienstbarer Knecht Der Mensch muss sich frei machen von allen Zwängen, die von der Amtskirche auferlegt werden. Erst wenn der Mensch frei von diesen Zwängen ist, sich der Liebe Gottes sicher ist, kann er sich um jene kümmern, die ihn brauchen. Entscheidend für Luther sind nicht die guten Taten, die ein Mensch begeht, sondern die Motive, warum diese begangen werden. Eine gute Tat, die aus der falschen Motivation heraus begangen wird, ist (theologisch gesehen) nichts wert. A25 A26 Merkenswert: Der Sendbrief vom Dolmetschen Martin Luther beschreibt in seinem 1530 verfass- ten Text, nach welchen Prinzipien er bei seiner Bibelübersetzung vorgegangen sei: Er habe weniger nach wörtlichen Übersetzungen gesucht, die vielleicht Schriftgelehrte verstünden, sondern vielmehr nach Begriffen, die der Bevölkerung geläufig seien. Dazu war ein großer Arbeitsauf- wand notwendig: Eine vereinheitlichte deutsche Sprache existierte zu diesem Zeitpunkt nicht, deshalb war Luther gezwungen, viele Gespräche mit der Bevölkerung zu führen, um herauszufin- den, welche Bezeichnungen einer möglichst großen Allgemeinheit verständlich waren. 2 4 6 8 10 12 Hier ist fleißig zu merken und ja mit Ernst zu behalten, daß allein der Glaube ohne alle Werke fromm, frei und selig machet, wie wir hernach mehr hören werden, und ist zu wissen, daß die ganze Heilige Schrift wird in zweierlei Worte ge- teilet, welche sind: Gebote oder Gesetze Gottes und Verheißungen oder Zusagen. Die Gebote lehren und schreiben uns vor mancherlei gute Werke, aber damit sind sie noch nicht gesche- hen. Sie weisen wohl, sie helfen aber nicht, leh- ren, was man tun soll, geben aber keine Stärke dazu. 2 1 Luther, Martin: Von der Freiheit eines Christenmenschen. Fünf Schriften aus den Anfängen der Reformation. München und Hamburg: Siebenstern 1964. S. 162. 2 Ebda. S. 166. Literarische Bildung 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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