global 7. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

43 Maturaaufgabe Gesamtwirtschaftliche Leistungen und Probleme sowie Wirtschafts- und Sozialpolitik erklären Jung, älter, arbeitslos Der Arbeitsmarkt in Österreich hat sich im Frühjahr 2017 zwar etwas erholt, eine Gruppe bereitet aber nach wie vor Kopf- zerbrechen: die Über-50-Jährigen. 1 Werten Sie die Grafik M1 aus und gehen Sie insbeson- dere auf die Erwerbstätigenquote der 55- bis 65-Jähri- gen in Österreich im Vergleich zu den restlichen EU- Staaten ein. 2 Arbeiten Sie aus M2 heraus, welche Begründung für die hohe Altersarbeitslosigkeit in Österreich genannt wird. 3 „Da müssen die Sozialpartner ran!“ Erläutern Sie stich- wortartig die Sozialpartnerschaft in Österreich (Ziele, Funktionsweise, Interessenverbände, Aufgabenberei- che). 4 Stellen Sie dar, welche Maßnahmen in M2 vorgeschla- gen werden, um die Altersarbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen. Beurteilen Sie, inwieweit die Sozialpart- ner die Möglichkeit haben, die in M2 genannten Maß- nahmen umzusetzen. 5 Zählt die in M2 erwähnte „Aktion 20 000“ zur aktiven oder zur passiven Arbeitsmarktpolitik? Begründen Sie Ihre Antwort. 6 Formulieren Sie drei zentrale Argumente, warum die hohe Altersarbeitslosigkeit ein Problem für den Staat darstellt und dementsprechend bekämpft werden muss. " { { } { } EL CY UK CZ FR RO AT EU HR NL LV SK HU PL SE PT BE EE DE SI FI ES DK IE LT MT LU IT BG 80 30 70 60 50 40 20 10 Prozent 0 Erwerbstätigenquote der 55- bis 64-Jährigen in der EU Frauen gesamt Männer 46,3 53,3 M1 Erwerbstätigenquoten der 55- bis 64-Jährigen in der EU 2016 Mit Fünfzig schon auf dem Abstellgleis Wer älter als 50 ist und seinen Job verliert, hat kaum noch Chancen, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. (…) Wir haben es hier mit einem Phänomen zu tun, das von der allgemeinen Arbeitsmarktsituation in Österreich abgekop- pelt ist. Und zwar in negativer Hinsicht. Das hat einen klaren Grund: Der Arbeitsmarkt ist, im Gegensatz zu er- folgreichen nordeuropäischen Ländern, auf das vermehrte Auftreten älterer Arbeitssuchender nicht vorbereitet. Es gibt die Altersarbeitsplätze nicht – und es gibt auch noch keine erkennbare Bereitschaft, sich mit dem Thema ernst- haft auseinanderzusetzen. Daran ist allerdings weniger die Regierung schuld. (…) Da müssen die Sozialpartner ran. Und zwar so: • Die Sozialpartner sollten auf die Einstellung ihrer Mit- glieder einwirken, um unhaltbare Vorurteile abzubauen. Wenn in Schweden drei Viertel und in Deutschland zwei Drittel aller 55- bis 64-Jährigen noch zur Arbeit gehen (in Österreich sind es mickrige 46,3 Prozent), dann lässt sich das Vorurteil, dass Über-50-Jährige für den Arbeitsmarkt mangels Können und Wollen kaum noch brauchbar sind, nicht aufrecht erhalten. • Die Sozialpartner sollten sich über eine realitätsnähere Ausgestaltung von Kollektivverträgen (etwa bei der Gestaltung der Lebenslohnkurven, die derzeit vor allem ältere Angestellte schnell zu teuer machen) unterhalten. Und über die Gestaltung von altersgerechten Arbeits- plätzen und Karriereverläufen. • Die Sozialpartner sollten sich auch über permanente Qualifizierungsmaßnahmen (lebenslanges Lernen) mehr Gedanken machen. Damit fällt dann das Argu- ment weg, Ältere seien wegen veralteten Wissens oder zu geringer Flexibilität nicht mehr einstellbar. • Und sie sollten ihre bestehenden Initiativen in Sachen Krankheitsprävention deutlich verstärken. (…) Maßnahmen wie die jüngst kreierte Aktion 20 000 (die vorübergehende Anstellung von 20 000 Langzeitarbeitslo- sen bei der öffentlichen Hand), kann als vorübergehende Akutmaßnahme zwar durchaus argumentierbar sein. Sie unterscheidet sich in einem Punkt aber nicht von der Frühpensionierung: Sie löst das Problem nicht einmal ansatzweise, sondern verschiebt es nur. (Die Presse, Josef Urschitz, 7. 4. 2017, stark gekürzt und vereinfacht) M2 Altersbeschäftigung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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