global 8. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

20 Fallbeispiel Globaler Müll Globaler Müll in den Meeren Am 10. Jänner 1992 geriet das Frachtschiff „Ever Laurel“ im Nordpazifik in einen schweren Sturm. Dabei wurden 28 800 Kunststofftierchen (gelbe Enten, grüne Frösche, blaue Schildkröten und rote Biber) ins Meer gespült. Acht Monate später wurden die ersten Tiere in Alaska angespült und über die nächsten Jahre tauchten sie an vielen weiteren Küsten des gesamten Planten auf. Die Reise der Friendly Floatees inspirierte nicht nur Kinderbuchautorinnen und -autoren, sondern vor allem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die die Fundorte zur Rekonstruktion der Meeresströmungen nutzen konnten. Aber nicht nur Badeenten treiben auf den Strömungen durch die Weltmeere, auch alle anderen Arten von (Plastik-) Müll werden rund um unseren Planeten gespült. Die Mee- resschutzorganisation „Oceana“ hat berechnet, dass stünd- lich 675 Tonnen Müll ins Meer geworfen werden. 50% davon besteht aus Plastik. Aber auch das an Land weg­ geworfene Plastik wird durch Wind und Flüsse langsam ins Meer getragen. Durch die Meeresströmungen bilden sich Sammelbereiche, in denen sowohl große Plastikteile, als auch kleinste Plastikpartikel (Mikroplastik: < 1–5mm) in hoher Konzentration zu finden sind (M1). Viele Meeres­ lebewesen verheddern oder strangulieren sich in Mülltei- len oder fressen und verschlucken kleine Plastikteile ein- fach. Darin enthaltene Zusatzstoffe wie Weichmacher oder UV-Filter werden so vom Organismus aufgenommen. Über die Nahrungskette gelangt Plastikmüll auch in den mensch- lichen Körper. Wer glaubt, selbst nicht zur Meeresver- schmutzung beizutragen, mag sich vielleicht täuschen: Mikroplastik findet sich zB in Kosmetikprodukten (Peelings, Zahnpasten, …), und wer schon mal einen Fleecepullover gewaschen hat, hat dabei bis zu 2 000 Kunstfasern aus Poly- ester oder Polyacryl ins Abwasser entlassen. Ocean Cleanup Boyan Slat, ein damals 16-jähriger Niederländer, fragte sich im Jahr 2013, warum eigentlich niemand den selbst produ- zierten Müll in den Ozeanen wieder aufräumt. Ihm wurde klar, dass das Einsammeln mit Schiffen und Netzen zu lan- ge dauern würde und viel zu teuer wäre. Daher hatte er die Idee, an den fünf großen Akkumulationsbereichen (M1) schwimmende, u-förmig gebogene Schläuche zu positionie- ren, die als Barriere für das schwimmende Plastik dienen sollen. Die Meeresströmung treibt die Abfälle automatisch in diese Barriere, wo sie gesammelt und von kleinen Fracht- schiffen abgeholt werden. Das Ocean Cleanup Project (www.theoceancleanup.com , M2) hat erste Pilotversuche bereits abgeschlossen und begann im Herbst 2018 mit der Reinigung der Ozeane. Bis 2020 sollen alle großen Akkumulationsbereiche mit diesen Reinigungsstationen ausgestattet sein. Elektronikschrott Aber auch andere Formen von Abfällen belasten unsere Umwelt schwer. In der EU wurden im Jahr 2014 durch- schnittlich ca. 5 Tonnen Müll pro Einwohner produziert, wobei Österreich mit ca. 6,5 Tonnen noch über dem EU- Schnitt liegt (M3). Insgesamt wurden in diesem Jahr ca. 2 500 Mio. Tonnen Müll in der EU erzeugt. Auch Elektronik- schrott stellt dabei eine große Belastung dar: 2016 landeten weltweit 44,7 Mio. Tonnen elektronischer Geräte auf dem Müll. Auf die Weltbevölkerung aufgerechnet ergibt das sechs Kilogramm pro Person, wobei steigende Einkommen in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern und niedri- gere Produktionskosten diesen Wert künftig wohl noch ansteigen lassen werden. Handys werden zB in den USA, China und der EU im Schnitt alle 1,5–2 Jahre gewechselt, wobei alleine das Gewicht der jährlich neu produzierten Nordpazifischer Wirbel Oberflächenströmungen Plastikmüllstrudel in den subtropischen Wirbeln 1000 bis 2500 g/km² 1000 bis 2500 g/km² 1000 bis 2500 g/km² 1000 bis 2500 g/km² 50 bis 200 g/km ² 50 bis 200 g/km ² 0 g/km ² 0 g/km ² 1000 bis 2500 g/km² Südpazifischer Wirbel Nordatlantischer Wirbel Südatlantischer Wirbel Indischer Ozean Wirbel M1 Häufungen von Plastikmüll in den Ozeanen M2 Das Ocean Cleanup Project in der Bucht von San Francisco (Foto 2018) Kompetenzorientiertes Lernziel  globalen Wandel und seine ökonomischen, sozialen und ökologischen Ursachen und Wirkungen – auch hinsicht- lich der eigenen Lebenssituation – erörtern Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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