Begegnungen mit der Natur 4, Schulbuch

Veränderung des Erbmaterials Genome Editing – die Zukunft der Gentechnik? In den letzten Jahrzehnten wurde auch immer wieder versucht, durch Gentechnik eine Ertragssteigerung bei Tieren zu erzielen. So gelang es u.a. das menschliche Wachstumshormon in das Erbgut von Schweinen einzuschleusen. Die Tiere nahmen schneller zu und erreichten das Schlachtgewicht früher. Kühen wurden Hormon-Gene zur Steigerung der Milchleistung übertragen. Dass es bis heute, mit Ausnahme der so genannten „Turbolachse“ dennoch keine gentechnisch veränderten Tiere als Nahrungslieferanten gibt, liegt unter anderem daran, dass die gentechnischen Verfahren sehr aufwändig, teuer und fehleranfällig sind. Zudem sind gentechnisch veränderte Tiere oft krankheitsanfälliger (siehe unten). Mit einem neuen Verfahren, dem Genome Editing, hofft man nicht nur in der Pflanzenzucht, sondern auch in der Tierzucht auf Erfolge. In den USA ist es dadurch zB bereits gelungen, hornlose Rinder und gegen eine gefürchtete Schweinekrankheit resistente Ferkel zu entwickeln. Gentechnik ist nicht unumstritten Neben den großen Erfolgen, etwa in der Medizin, darf man aber die Risiken und Problematiken der Gentechnik nicht außer Acht lassen. So weisen zB gv-Pflanzen mitunter neue unerwartete und unerwünschte Eigenschaften auf oder können eine Gefahr für Nützlinge darstellen. Problematisch sind auch gv-Pflanzen, die durch das Einschleusen entsprechender Gene Resistenzen gegen bestimmte Unkrautvernichtungsmittel erworben haben. Die Gifte, die im „Doppelpack“ mit dem Saatgut erhältlich sind, töten alle Pflanzen auf der Anbaufläche ab, außer die gentechnisch veränderten. Der Einsatz von gv-Pflanzen kann somit zu einem Verlust der biologischen Vielfalt führen. Ein weiteres Problem sind unkontrolliert stattfindende Kreuzungen zwischen gv-Pflanzen und ihren „wilden“ Verwandten. So werden Resistenzen gegen Gifte auch an die Nachkommen vererbt. Eine weitere wirtschaftliche und soziale Problematik stellt für Landwirtinnen und Landwirte die Abhängigkeit vom Saatguthandel dar: Sie müssen Saatgut und Spritzmittel jedes Jahr neu kaufen, da sie die Pflanzen nicht weiterzüchten dürfen. Auch in der Tierzucht ist Gentechnik nicht unumstritten. Schweine, denen im Versuch Wachstumshormon-Gene eingeschleust wurden, zeigten zwar das gewünschte Wachstum, litten aber an Krankheiten wie Herzvergrößerung, Gelenksentzündungen und Nierenerkrankungen. Auch konnte bei Kühen, denen Hormon-Gene zur Steigerung der Milchleistung übertragen wurden, vermehrt Euterentzündungen beobachtet werden. Gesetzliche Regelungen sind wichtig In allen Staaten der EU dürfen gv-Pflanzen in der Landwirtschaft und in der Lebensmittelproduktion nur nach Zulassung verwendet werden. Derzeit ist das nur eine bestimmte, gegen Maiszünsler-Larven resistente Maissorte, die hauptsächlich in Spanien angebaut wird. In allen EU-Staaten ist der Import gentechnisch manipulierter Nutztiere zur Herstellung von Lebensmitteln verboten. Seit 1995 gibt es in Österreich ein eigenes Gentechnikgesetz. Es regelt den Einsatz der Gentechnik in Medizin und Landwirtschaft, um Mensch und Umwelt vor eventuellen negativen Auswirkungen zu schützen. Bis heute gibt es in Österreich noch keine Anbauzulassungen für gv-Pflanzen (auch nicht für den in einem kleinen Teil der EU bereits angebauten gv-Mais). Erlaubt ist allerdings der Import gentechnisch veränderter Produkte wie zB Sojabohnen, die hauptsächlich als Futtermittel für Nutztiere dienen. Ertragssteigerung (Tiere) zB Steigerung der Fleischqualität und -quantität, höherer Ertrag ihrer Produkte (zB Milch), Resistenz gegen Krankheiten „Turbolachse“ gentechnisch veränderte atlantische Lachse, die wesentlich schneller wachsen als normale Wildlachse und die fünffache Größe erreichen. Nach einem 20 Jahre andauernden Zulassungsverfahren kamen die Fische erstmals 2017 in Kanada in den Handel. Genome Editing Genomchirurgie; Methode, bei der keine Fremdgene eingeschleust, sondern einzelne DNA-Stücke gezielt entfernt oder „umgeschrieben“ werden unerwünschte Eigenschaften ZB gab es bei gv-Baumwollpflanzen in Mississippi große Ernteeinbußen, da die Pflanzen vor der Ernte die Blüten abwarfen. Gefahr für Nützlinge ZB produziert gv-Mais einen Stoff, der Maiszünsler-Larven (Schädlinge) vergiftet. Werden diese Larven nun etwa von Florfliegen gefressen, sterben auch diese durch das Gift. Florfliegen spielen in der biologischen Schädlingsbekämpfung eine wichtige Rolle als Blattlausvertilger. gentechnisch veränderte Produkte Innerhalb der EU (und damit auch in Österreich) müssen Lebensmittel, die aus GVO erzeugt werden, erkennbar gekennzeichnet sein. Nicht gekennzeichnet sind jedoch Produkte von Tieren (Fleisch, Milch, Milchprodukte und Eier), die mit gv- Pflanzen gefüttert wurden. Auch Lebensmittelzusatzstoffe (zB Aromen), die mit Hilfe von gentechnisch veränderten Bakterien produziert werden, unterliegen nicht der Kennzeichnungspflicht, da sie nicht als Lebensmittel gelten. „Gentechnik pro und contra“. Verantstaltet dazu eine Diskussionsrunde in der Klasse. Legt im Vorfeld gemeinsam unterschiedliche Standpunkte und bestimmte Rollen fest (zB Umwelt-Aktivist/in, Landwirt/in, Saatgut-Händler/in, Mediziner/in …). Du bist dran! 117 Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verl gs öbv

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