Begegnungen mit der Natur 4, Schulbuch

Stofftransport beim Menschen Wir unterscheiden vier Blutgruppen Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts verstarben zwar nicht immer, aber immer wieder Patientinnen bzw. Patienten, nachdem sie durch eine Transfusion Blut einer anderen Person (Fremdblut) übertragen bekommen hatten, um starke Blutverluste auszugleichen. Im Jahr 1900 erkannte der Wiener Arzt Karl Landsteiner die Ursache für diese hohe Sterblichkeitsrate: Er fand heraus, dass es nicht nur eine, sondern verschiedene Arten von roten Blutkörperchen gibt. Sie unterscheiden sich durch ganz bestimmte Strukturen auf ihrer Oberfläche. Diese Oberflächenstrukturen werden Blutgruppenantigene genannt. Demnach lässt sich das menschliche Blut in vier Gruppen einteilen: A, B, AB und O. Blut enthält Abwehrstoffe gegen andere Blutgruppen Im Plasma der Blutgruppe A befinden sich Abwehrstoffe (Antikörper) gegen das Antigen der Blutgruppe B. Im Plasma der Blutgruppe B befinden sich hingegen A-Antikörper. Bei Kontakt von A-Antikörpern mit A-Antigenen (zB wenn der Spender einer Vollblut-Transfusion Blutgruppe B hat, der Empfänger aber A) werden die A-Antikörper gegen die A-Antigene aktiv (Antigen-Antikörper- Reaktion,  S. 57) – es kommt zu einer Verklumpung der roten Blutkörperchen ( Abb. 78 A). Dasselbe passiert, wenn B-Antikörper auf B-Antigene treffen ( Abb. 78 B). Im Blutplasma der Blutgruppe O kommen sowohl A- als auch B-Antikörper vor. Im Blutplasma der Blutgruppe AB befinden sich keine Antikörper. Transfusion Übertragung von Blut; früher wurden alle Blutbestandteile übertragen (Vollblut), heute verwendet man vor allem Erythrozyten-Konzentrate Blutverlust Bei Verlust von mehr als einem Liter Blut besteht Lebensgefahr. Der Verlust von zwei bis drei Litern führt zum Tod. Blutgruppenantigene Protein-Kohlenhydrat-Verbindungen auf der Oberfläche von roten Blutkörperchen A, B, AB und 0 Rote Blutkörperchen der Blutgruppe A haben Antigen A. Rote Blutkörperchen der Blutgruppe B haben Antigen B. Rote Blutkörperchen der Blutgruppe AB haben sowohl Antigen A als auch Antigen B. Rote Blutkörperchen der Blutgruppe 0 haben keine Antigene auf ihrer Oberfläche. Antikörper Die Antikörper gegen die A- und B-Antigene sind nicht von der Geburt an vorhanden. Sie bilden sich in den ersten Lebensmonaten. Zu dieser Zeit entwickelt sich die Darmflora ( S. 30). Bestimmte Darmbakterien haben die gleichen Antigene wie unsere Blutkörperchen, manche mit A- und manche mit B-Antigenen. Babys mit der Blutgruppe A bilden Abwehrstoffe gegen Bakterien mit den B-Antigenen, Babys mit der Blutgruppe B Abwehrstoffe gegen Bakterien mit A-Antigenen. Babys mit der Blutgruppe AB bilden keine Antikörper. Babys mit der Blutgruppe 0 bilden Abwehrstoffe sowohl gegen Bakterien mit A- als auch B-Antigenen. Verklumpung Die Verklumpung des Bluts kann letztendlich zum Tod führen und war auch die Ursache für die ursprünglich hohe Sterblichkeit nach einer Fremdbluttransfusion. Rhesusfaktor Menschen, deren Blutkörperchen einen Rhesusfaktor aufweist, werden als rhesuspositiv, Menschen ohne Rhesusfaktor als rhesusnegativ bezeichnet. Auch der Rhesusfaktor ist entscheidend Der Rhesusfaktor ist ein bestimmtes Protein, das bei etwa 85% der Bevölkerung ebenfalls auf der Oberfläche von roten Blutkörperchen vorkommt. Bei den restlichen 15% fehlt der Rhesusfaktur. Durch die Entdeckung des Rhesusfaktors – ebenfalls durch Landsteiner im Jahr 1940 – konnte das Rätsel um eine, bei manchen Neugeborenen auftretende, lebensgefährliche Krankheit gelöst werden: Bei der Geburt eines Kindes können rote Blutkörperchen des Kindes in das Blut der Mutter gelangen. Bekommt nun eine rhesusnegative Frau ein Kind, das den Rhesusfaktor vom Vater geerbt hat und deshalb rhesuspositives Blut besitzt, werden in den Monaten nach der Geburt im Blut der Mutter Antikörper gegen den Rhesusfaktor gebildet. Bei einer erneuten Schwangerschaft gelangen diese Antikörper über die Plazenta ( S. 103) ins kindliche Blut. Besitzt dieses Kind rhesusnegatives Blut, passiert nichts. Besitzt es allerdings rhesuspositives Blut, werden seine roten Blutkörperchen von den Antikörpern zerstört. Heute wird Müttern mit rhesusnegativem Blut, die ein Kind mit rhesuspositivem Blut bekommen haben, kurz nach der Geburt ein Medikament gespritzt, das die Antikörperbildung verhindert. 78 Antigen-Antikörper-Reaktion; A) A-Antigene mit A-Antikörpern, B) B-Antigene mit B-Antikörpern rotes Blutkörperchen mit A-Antigenen B-Antikörper A-Antikörper rotes Blutkörperchen mit B-Antigenen B A 49 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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