Bausteine Geschichte 4, Schulbuch

Bausteine 4 Bausteine Geschichte · Sozialkunde Politische Bildung

Bausteine Geschichte 4, Schülerbuch + E-Book Schulbuchnummer: 185152 Bausteine Geschichte 4, Schulbuch und E-BOOK+ Schulbuchnummer: 200148 Bausteine Geschichte 4, E-Book Solo Schulbuchnummer: 207848 Bausteine Geschichte 4, E-BOOK+ Solo Schulbuchnummer: 207849 Mit Bescheid des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung vom 21. Februar 2018, BMBF-GZ: 5.018/0130IT/3/2016, gemäß § 14 Abs. 2 und 5 des Schulunterrichtsgesetzes, BGBl. Nr. 472/86, und gemäß den derzeit geltenden Lehrplänen als für den Unterrichtsgebrauch für die 4. Klasse an Neuen Mittelschulen im Unterrichtsgegenstand Geschichte und Sozialkunde/ Politische Bildung und für die 4. Klasse an allgemein bildenden höheren Schulen – Unterstufen im Unterrichtsgegenstand Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung geeignet erklärt. Mit Bescheid des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung vom 28. September 2020, BMBWF-5.018/0040Präs/14/2019, gemäß § 14 Abs. 2 und 5 des Schulunterrichtsgesetzes, BGBl. Nr. 472/86, und gemäß den derzeit geltenden Lehrplänen als für den Unterrichtsgebrauch für die 4. Klasse an Neuen Mittelschulen im Unterrichtsgegenstand Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung und für die 4. Klasse an allgemein bildenden höheren Schulen – Unterstufen im Unterrichtsgegenstand Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung geeignet erklärt. Dieses Werk wurde auf der Grundlage eines zielorientierten Lehrplans verfasst. Konkretisierung, Gewichtung und Umsetzung der Inhalte erfolgen durch die Lehrerinnen und Lehrer. Die Bearbeitung erfolgte auf der Grundlage von: mitmischen 3, Ernst Klett Verlag GmbH, Auflage 2009, ISBN 978-3-12-431030-9 (Autorinnen und Autoren: Sven Christoffer, Michaela Dominik, Guiskard Eck, Helmut Heimbach, Klaus Leinen, Harald-Matthias Neumann und Antonius Wollschläger) Liebe Schülerin, lieber Schüler, du bekommst dieses Schulbuch von der Republik Österreich für deine Ausbildung. Bücher helfen nicht nur beim Lernen, sondern sind auch Freunde fürs Leben. Kopierverbot Wir weisen darauf hin, dass das Kopieren zum Schulgebrauch aus diesem Buch verboten ist – § 42 Abs. 6 Urheberrechtsgesetz: „Die Befugnis zur Vervielfältigung zum eigenen Schulgebrauch gilt nicht für Werke, die ihrer Beschaffenheit und Bezeichnung nach zum Schul- oder Unterrichtsgebrauch bestimmt sind.“ Umschlagbild: Rüdiger Moegelin, Berlin, Baustelle Fasanenstraße mit Blick auf Gedächtniskirche, 1993 (Original: 180 x 200 cm) Illustrationen: Claudia Blazejak, Braunschweig; Dominic Groebner, Korsika; Rudolf Hungreder, Leinfelden-Echterdingen; Steffen Jähde, Sundhagen; Susanne Mandl, Pürgen; Lutz-Erich Müller, Leipzig; Andreas Piel, Hamburg; Ursula Wedde, Göppingen; Eric Schopf, Wien; Thomas Przygodda, Langenhagen; Adam Silye, Wien; Matthias Pflügner, Berlin; Natascha Römer, Schwäbisch Gmünd Karten: Freytag-Berndt u. Artaria KG, Wien; Kartographisches Büro Borleis und Weis, Leipzig; Ingenieurbüro für Kartographie Joachim Zwick, Gießen; Adam Silye, Wien 1. Auflage (Druck 0006) © by Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart, Bundesrepublik Deutschland, 2009 © Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, Wien 2018 www.oebv.at Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch auszugsweise, gesetzlich verboten. Schulbuchvergütung/Bildrechte © Bildrecht GmbH/Wien Redaktion: Barbara Peintinger, Wien; Gabriela Swoboda-Asmera, Wien Herstellung: Oliver Stolz, Wien Umschlaggestaltung: Power-Design Thing GmbH, Berlin Layout: Power-Design Thing GmbH, Berlin Satz: Markus Schmitz, Büro für typographische Dienstleistungen, Altenberge Druck: Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Horn ISBN 978-3-209-09107-9 (Bausteine Geschichte SB 4 + E-Book) ISBN 978-3-209-10781-7 (Bausteine Geschichte SB 4 + E-BOOK+) ISBN 978-3-209-12505-7 (Bausteine Geschichte SB 4 E-Book Solo) ISBN 978-3-209-12506-4 (Bausteine Geschichte SB 4 E-BOOK+ Solo) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

www.oebv.at Michael Bachlechner Conny Benedik Franz Graf Franz Niedertscheider Michael Senfter Geschichte · Sozialkunde · Politische Bildung Bausteine 4 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

2 Wie arbeite ich mit diesem Buch 4 D I KTATUREN I N EUROPA Modul 1, 5 6 Kein Kaiser mehr in Österreich Modul 1 8 Ende und Anfang Modul 1 10 Die Wirtschaftsmacht USA … Modul 1 12 Autoritäre Systeme … Modul 1 14 Diktatur der Armen? Modul 1 16 Ideologie der Unmenschlichkeit Modul 1 18 Eine Diktatur wird errichtet Modul 1 20 Von Österreich zur Ostmark … Modul 1 22 Alltag im Deutschen Reich Modul 1 24 Jugend … Modul 1 26 Widerstehen und handeln … Modul 1 28 Einschüchtern … Modul 5 30 Vernichten … Modul 5 32 Hass und Mord … Modul 5 34 BASIS UND PLUS – Da s kann i ch! 36 EUROPA UND D I E WELT I N KR I EG UND FR I EDEN Modul 2, 4 38 Kriegsbeginn Modul 2 40 Methode: Fotos analysieren Propaganda und Vernichtungskrieg Modul 2 42 Kriegsende Modul 2 44 Das Gesicht des Krieges … Modul 2 46 Die Welt nach dem Krieg Modul 2 48 Der Kalte Krieg … Modul 2 50 Israel Modul 2 52 Entkolonialisierung Modul 2 54 Friedlich oder gewaltsam … Modul 2 56 Globalisierung Modul 2 58 China und Indien … Modul 2 60 Terror – globale Bedrohung … Modul 2 62 Transkulturelle Phänomene Modul 2 64 Methode: Politisches Lied analysieren Die EU Modul 4 66 Österreichs Beitritt zur EU Modul 4 68 Auflösung und Veränderungen Modul 4 70 Getrennt … Modul 4 72 Osteuropa und Südosteuropa Modul 4 74 Methode: Zeitzeugen befragen Europa – Krisen … Modul 4 76 BASIS UND PLUS – Da s kann i ch! 78 Inhalt Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

3 E I NE GESEL LSCHAF T VERÄNDERT S I CH Modul 3, 6, 7 80 Österreich vor dem Krieg Modul 3 82 Österreich nach dem Krieg Modul 3 84 Österreichs Aufstieg Modul 3 86 Parteienvielfalt und Verfassung Modul 3 88 Wählen dürfen Modul 3 90 Erinnerungskultur Modul 6 92 Methode: Ein Denkmal entschlüsseln Erinnerungspolitik Modul 6 94 Erinnerungen … Modul 6 96 Die Gesellschaft ändert sich Modul 7 98 Dienstleistungsgesellschaft Modul 7 100 Mediengesellschaft Modul 7 102 Die Vielfalt der Gesellschaft Modul 7 104 Rollen in der Gesellschaft Modul 7 106 Gesellschaft in Bewegung Modul 7 108 BASIS UND PLUS – Da s kann i ch! 110 POL I T I SCHE B I LDUNG Modul 8, 9 1 1 2 Grundrechte Modul 8 114 Räume für Demokratie Modul 8 116 Demokratie leben Modul 8 118 Medien machen Meinungen Modul 9 120 Medien haben Macht Modul 9 122 Medien und Demokratie Modul 9 124 BASIS UND PLUS – Da s kann i ch! 126 Kompetenzen 2. Klasse 128 Kompetenzen 3. Klasse 130 Kompetenzen 4. Klasse 132 Stichwortverzeichnis 134 Quellenverzeichnis 136 Modul 1: Faschismus – Nationalsozialismus – politische Diktaturen Modul 2: Ausgewählte Aspekte von Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert Modul 3: Demokratie in Österreich in historischer Perspektive Modul 4: Europäisierung Modul 5: Holocaust/Shoa, Genozid und Menschenrechte ÜBERBL I CK ÜBER D I E MODULE Modul 6: Geschichtskulturen – Erinnerungskulturen – Erinnerungspolitik Modul 7: Gesellschaftlicher Wandel im 20. und 21. Jahrhundert Modul 8: Politische Mitbestimmung Modul 9: Medien und politische Kommunikation Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

4 Wie arbeite ich mit diesem Buch Liebe Schülerin, lieber Schüler, auf dieser Doppelseite zeigen wir dir, wie Bausteine 4 aufgebaut ist. Dein Schulbuch für Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung hat vier große Kapitel. Die Großkapitel haben Auftaktseiten, Themenseiten, Themenseiten mit Methodenschwerpunkt und Abschlussseiten. Jedem Thema ist eine Doppelseite gewidmet. Viel Spaß und Erfolg bei der Arbeit mit diesem Buch! 38 1930 (Aus der Zeitschrift „La Domenica del Corriere“ vom 30. März) Beim Salzmarsch protestiert Mahatma Gandhi mit 78 seiner Anhänger symbolisch gegen das Vorhaben der Briten, die Salzgewinnung und den Verkauf für die Inderinnen und Inder zu verbieten. 1 1942 (Foto, Stalingrad) In der Schlacht von Stalingrad versuchen 250 000 deutsche Soldaten die russische Stadt einzunehmen. 3 EuropA unD DiE WElt in KriEg unD FriEDEn 1961 (Foto, Berlin) Die Berliner Mauer wird gebaut. Sie wird fast 30 Jahre lang Ost- von Westberlin trennen. 2 1995 (EU-Flagge) Österreich tritt der Europäischen Union bei. 4 20 . J AHrHunDErt 1900 1905 1910 1915 1920 1925 1930 1940 1945 1950 1955 1960 1935 39 1 Ordne die bei den Bildern angegebene Jahreszahl in die Zeitleiste ein. 2 Erkläre, was der folgende Satz bedeutet: „Die Welt wird nicht bedroht von Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.“ (Albert Einstein, ein berühmter Physiker) I mP u L S E Derzeit ist Europa ein weitgehend friedliches und demokratisches gebiet. Kriege bringen in anderen Regionen der Welt aber not und Zerstörung und täglich sterben Soldatinnen und Soldaten, aber auch Zivilistinnen und Zivilisten. Abkürzungen wie „unO“ oder „Eu“ hört und liest man immer wieder in den medien. Ebenso Begriffe wie „nationalfeiertag“, „Staatsfeiertag“ oder „nahostkonflikt“. Sie stehen unmittelbar im Zusammenhang mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Auseinandersetzung zwischen den uSA und der Sowjetunion. Diese führte zu einer Welt, in der sich viele Staaten mit misstrauen gegenüberstanden. Konflikte aus dieser Zeit gibt es bis heute. (Letztes verbliebenes Stück der Berliner Mauer, Foto, 2010) 21 . J AHrHunDErt 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2 4 Auftaktseiten Kapitelfarbe, Kapitelsymbol Das große Bild stellt die Verbindung zum Heute her. Einstiegstext als Erstinformation Am rechten Seitenrand findest du jeweils das Modul, das in dem Kapitel behandelt wird. Impulsfragen führen in ein neues Thema ein. Die Zeitleiste gibt dir eine erste Übersicht, wann bestimmte Ereignisse oder Abschnitte der Geschichte waren. Themenseiten Materialien: Fotos, Zeichnungen, Karten, Tabellen, Zusatztexte, Quellen … 42 Propaganda und Vernichtungskrieg Der Krieg in seiner grausamsten Art Entmenschlichung des gegners Jedem Menschen fällt es schwer, einen anderen zu töten. In der Propaganda stellten deshalb alle Kriegsparteien sich selbst als überlegen, unbezwingbar und tapfer dar, ihre Gegner aber als bösartig, gefährlich und hinterhältig. So sprach man den Kriegsgegnern das Menschsein ab. Die Hemmschwelle zu töten sollte dadurch herabgesetzt werden. Vernichtungskrieg der Deutschen 1941 überfielen deutsche Truppen trotz des Hitler-Stalin-Paktes* die Sowjetunion. Der Feldzug war als Vernichtungskrieg geplant, um für die Deutschen Gebiete im Osten zu sichern. Menschlichkeit gegenüber den Einwohnerinnen und Einwohnern der Sowjetunion galt als Schwäche. Es kam zu grausamen Verbrechen. Tausende Menschen wurden erschossen oder als Zwangsarbeiterinnen bzw. Zwangsarbeiter ins Deutsche Reich transportiert. Deutsche Soldaten raubten Lebensmittel, Getreide und Vieh, um ihre Truppen und die eigene Bevölkerung zu versorgen. Von den über 5,5 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen kamen mehr als drei Millionen ums Leben. Vernichtungskrieg in Asien Während der Eroberungen der japanischen Armee kam es zu schrecklichen Gräueltaten. Massenerschießungen, Folterungen, Vertreibungen und verabscheuungswürdige Menschenversuche gehörten dazu. Millionen Menschen mussten unter katastrophalen Bedingungen Zwangsarbeit* leisten und starben. Die geschätzte Zahl der zivilen Opfer in der Zeit der japanischen Herrschaft in Teilen Chinas und Südostasiens liegt bei weit über 14 Millionen. A B C Chinesische gefangene im chinesisch-japanischen Krieg (Foto, 20. Jahrhundert, Japan) Kriegsgefangene und Zivilbevölkerung wurden von japanischen Soldaten oft äußerst grausam behandelt, zu harter Arbeit gezwungen und ermordet. 3 unternehmen „Barbarossa“ (deutsche Soldaten überqueren einen Fluss, Propagandafoto, Fotograf unbekannt, 1941) 1 Quelle: „Barbarossa-Erlass*“ (Auszug, 1941) • „Für Handlungen, die Angehörige der Wehrmacht […] gegen feindliche Zivilpersonen begehen, besteht kein Verfolgungszwang, auch dann nicht, wenn die Tat zugleich ein militärisches Verbrechen oder Vergehen ist. • Freischärler* sind […] im Kampf oder auf der Flucht schonungslos zu erledigen. • Auch alle anderen Angriffe feindlicher Zivilpersonen […] sind von der Truppe auf der Stelle mit den äußersten Mitteln bis zur Vernichtung des Angreifers niederzukämpfen. • Gegen Ortschaften […] werden […] kollektive* Gewaltmaßnahmen durchgeführt, wenn die Umstände die Feststellung einzelner Täter nicht gestatten.“ 2 43 AH S. 21 Lex i kon Barbarossa-Erlass „Fall Barbarossa“ war der Deckname für die Vorbereitungen der deutschen Wehrmacht zum Angriff auf die Sowjetunion. Dieser begann am 22. Juni 1941. Ein Erlass ist eine Anordnung, in diesem Fall vom Oberkommando der Wehrmacht (OKW). Freischärler sind Freiwillige eines militärischen Verbandes, der nicht einem Staat untersteht. Hitler-Stalin-Pakt ist die Bezeichnung für den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom 23. August 1939. In einem Zusatzprotokoll wurden die Einflussgebiete der beiden Staaten in Osteuropa abgegrenzt. Ebenso wurde die Aufteilung Polens beschlossen. kollektiv gemeinschaftlich, gruppenweise Zwangsarbeit Arbeit, die unter schlechten Bedingungen unter Zwang oder als Strafe verrichtet werden muss 1 Stelle fest, wann und warum deutsche Truppen die Sowjetunion überfielen. A–B (Lexikon, Seite 18) h 2 Erkläre in eigenen Worten, was unter einem „Vernichtungskrieg“ zu verstehen ist. B–C 2–3 hp 3 Interpretiere 2 nach der Methode „Fotos analysieren“ auf Seite 41. Begründe, warum 1 und 2 in einem Zusammenhang stehen können. hp 4 Interpretiere 2 nach der Methode „Schriftliche Quellen auswerten“ auf Seite 129. hp 5 Vergleiche, wer auf den beiden Plakaten in 4 wie dargestellt wird, und beschreibe die Unterschiede in allen Einzelheiten. h 6 Recherchiere, wie das Thema dieser Doppelseite in anderen Medien (Sachbuch, TV …) dargestellt wird. hp Au F gAB E n Propagandaplakate – Japan aus der Sicht der uSA; Werbung für die japanische Luftwaffe (Propagandaplakate, 1942, USA und Japan) Auf dem amerikanischen Plakat steht: „Das ist der Feind“. Auf dem japanischem Plakat steht: „Anwerbung junger Heerespiloten – Funk, Wartung, Steuerung – Heeresflugschule“. 4 Zusatzmaterial fu47s8 EuropA unD D i E WElt i n Kr i Eg unD Fr i EDEn 2 Informationstexte Im Lexikon werden Wörter mit * erklärt. Aufgaben Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

5 Themenseiten mit Methodenschwerpunkt Dein Schlüssel zum erfolgreichen Forschen in Vergangenheit und Gegenwart Methodenkasten mit genauen Anleitungen, wie du vorgehen sollst, um deine Kompetenz zu schulen. Einen Methodenüberblick findest du ab Seite 128. Abschlussseiten Basis-Aufgaben zum Üben und Wiederholen Plus-Aufgaben zum Vertiefen des Gelernten Mit jeder Aufgabe, die du löst, baust du schrittweise Kompetenzen auf. Diese können hauptsächlich historische (h), politische (p) Schwerpunkte haben oder auch beide Bereiche betreffen (hp). Hier siehst du, welche Basiskonzepte du schon gelernt hast. 74 Osteuropa und Südosteuropa Wir lernen, Zeitzeugen zu befragen. „Sanfte Revolutionen“ Nicht nur in der DDR, auch in den anderen Ostblockländern stieg der Druck der Bevölkerung auf die kommunistischen Regierungen. Die absolute Alleinherrschaft der kommunistischen Parteien wurde immer mehr in Frage gestellt, es entstanden neue Parteien und freie Wahlen wurden gefordert. Gorbatschow signalisierte, dass sich die Sowjetunion bei politischen Veränderungen nicht so wie früher militärisch einmischen würde. Nach dem Fall der Berliner Mauer löste sich der kommunistische Ostblock langsam auf. In den meisten ehemaligen Ostblockstaaten wurden die kommunistischen Führer nach demokratischen Wahlen durch Vertreter der neu gegründeten Parteien ersetzt. Diese „Sanften Revolutionen“ verliefen weitgehend ohne Gewalt. Außer der Ukraine traten später alle diese Staaten der EU bei. A Eine gewaltsame Revolution In Rumänien regierte seit 1965 der kommunistische Diktator Nikolai Ceauşescu. 1989 demonstrierten tausende Bürgerinnen und Bürger Rumäniens gegen die Gewaltherrschaft und die schlechte Wirtschaftslage im Land. Die Geheimpolizei und die Armee prügelten auf die Demonstrantinnen und Demonstranten ein und schossen auf die Menschen. Die Demonstrationen weiteten sich trotzdem im ganzen Land aus. Der Diktator und seine Frau wurden schließlich gefangen genommen und hingerichtet. Danach kam es zu freien demokratischen Wahlen. Rumänien trat 2007 der EU bei. B modernisierung der Wirtschaft in den Reformstaaten* (Pressefoto, Fotograf Grzegorz Michalowski, Lodz/Polen, 2007) Nach der Wende 1989 wurde nicht nur die Politik demokratisiert, sondern auch Wirtschaft und Gesellschaft in den ehemaligen Ostblockstaaten neu geordnet. Viele kleine, neu gegründete Betriebe und auch moderne Fabriken westlicher Firmen brachten neue Arbeitsplätze. Wegen der niedrigen Löhne konnten sich aber nur wenige Menschen die Konsumgüter leisten, die nun zur Verfügung standen. 2 Staaten mit „Sanften Revolutionen“ (Geschichtskarte) Die Tschechoslowakei trennte sich 1993 friedlich in die Tschechische Republik und die Slowakische Republik. Estland Lettland Litauen Polen Ukraine BRD DDR Tschechoslowakei Ungarn Bulgarien 0 400 km 1 Lex i kon Reformstaaten Staaten des ehemaligen Ostblocks: Statt der Einparteienstaaten wurden demokratische Staaten geschaffen. Die Planwirtschaft wurde langsam in eine Marktwirtschaft umgebaut. 75 Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erzählen, wie sie ein bestimmtes Ereignis erlebt haben und welche Gedanken/Gefühle sie dabei hatten. Solche Berichte können sehr unterschiedlich sein. Oft können Menschen sich nicht mehr genau erinnern oder sie übertreiben. Manches verschweigen sie. Viele waren als Zeitzeuginnen und Zeitzeugen bei Ereignissen nicht direkt dabei, sondern haben sie in den Medien mitverfolgt. Kompetenz aufbauen 1. Vorbereitung – Überlege, welche Personen du zu diesem Thema befragen könntest. – Schreibe dir die Fragen für das Interview auf. 2. Befragung – Stelle keine Fragen, die man nur mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten kann. – Sorge dafür, dass die Aussagen lückenlos aufgezeichnet werden. Am besten eignet sich eine Videokamera. 3. Kritische Auswertung – Vergleiche die Informationen aus dem Interview/den Interviews mit den Angaben in Fachbüchern. Notiere Unterschiede. – An welchen Stellen ist eine persönliche Meinung erkennbar? – Wird jemand besonders gut oder schlecht dargestellt? mETHODE: Zei tzeugen befragen nationalismus und Demokratiefeindlichkeit (Foto, Fotograf Jakob Ratz, Polen, 11. November 2016) Bei weitem nicht alle Menschen in den Ländern Osteuropas und Südosteuropas konnten die neuen Chancen nützen. Nationalistische Parteien profitieren von der steigenden Unzufriedenheit vieler Menschen. Sie sind demokratiefeindlich und meist sehr kritisch gegenüber der Europäischen Union. Die Feindbilder dieser nationalistischen Gruppierungen sind Minderheiten, Roma, Sinti, Jüdinnen und Juden und auch Migrantinnen und Migranten. 3 Quelle: Radiointerview mit H. Havelkova aus der Tschechischen Republik über die Zeit nach der „Wende“ „Ich glaube, dass der Lebensstandard höher wurde für alle Schichten hier. Da bin ich ganz sicher, das zeigen auch die Statistiken. Aber ein Teil der Gesellschaft fühlt sich relativ arm. Es war nämlich so, dass im Kommunismus durch diese […] Umverteilung alle einen sehr gleichen Lebensstandard hatten. Es war wie eine große Mittelschicht. […] Die qualifizierten Leute sind aber heute besser dran.“ 4 1 Beschreibe, was man unter „Sanfter Revolution“ versteht. A h 2 Analysiere einen möglichen Zusammenhang zwischen Nationalismus und Demokratiefeindlichkeit. 3–4 hp 3 Erörtere nach der Methode „Zeitzeugen befragen“: Wähle eine Person aus, die über die Ereignisse nach dem Jahr 1989 in Osteuropa oder Südosteuropa Auskunft geben kann. A–B 1–4 h Au F gAB E n AH S. 37 Zusatzmaterial f7m4yp EuropA unD D i E WElt i n Kr i Eg unD Fr i EDEn 4 AH S. 39/40 Basiskonzepte: Kausalität, Perspektive, Auswahl, Zeitverläufe, Zeitpunkte, Struktur, Macht, Kommunikation, Handlungsspielräume, Lebens/Naturraum, Normen, Arbeit, Verteilung Arbeite mit deiner Banknachbarin bzw. deinem Banknachbarn. Klärt, ob folgende Aussagen wahr oder falsch sind. Stelle die falschen Sätze richtig und schreibe sie auf. h r f a Die Europäische Kommission hat drei Kommissarinnen/Kommissare pro Staat. b Seit dem 18. Jahrhundert ermöglichen Telefonkabel am Land und im Meer schnelle schriftliche Meldungen zwischen den Kontinenten. c Indien ist eine ehemalige britische Kolonie. d In Rumänien fand eine „Samtene Revolution“ statt. e 6 000 Soldaten kehrten aus der russischen Kriegsgefangenschaft wieder zurück. f Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Völkerbund gegründet. g 1942 herrschte Japan über ein Volk von 50 Millionen Menschen. 1 ordne die Begriffe den passenden Erklärungen zu. h Apartheid (1) = privater Besitz wird staatlicher Besitz Zionismus (2) = Ende kolonialer Herrschaft Koalition (3) = Nordatlantikpakt UNO (4) = Regelt die Ausgrenzung der farbigen Bevölkerung Südafrikas Verstaatlichung (5) = Wunsch jüdischer Menschen nach einem eigenen Staat Entkolonialisierung (6) = zwei oder mehr Parteien regieren NATO (7) = Unparteilichkeit Neutralität (8) = Vereinte Nationen Nahostkonflikt (9) = gewaltlose Aktion Gandhis Salzmarsch (10) = Konflikt um die Region Palästina 2 78 BAS i S unD pluS – Da s ka nn i ch ! interpretiere den text nach der Methode „politisches lied analysieren“ auf Seite 65. p 4 3 AH S. 39/40 „Er hod a klanes Häusl in der greanen Au Er hod a guten Posten und a dicke süße Frau Er tut si bei der Arbeit net de Händ verstauchen Er kaun an jeden Sundog a Virginia rauchen Do sogt da mir gehts guat, auf de aundan hau in huat Do sogt da: Hinter meiner, vorder meiner, links, rechts güts nix Ober meiner, unter meiner siach i nix Spür nix, hear nix und i riach nix. Denk i nix und red i nix und tu i nix Waun da Wind wahd in de Gossn Waun da Wind wahd am Land Waun da wind wahd, do steckt da Sein Köpferl in Sand“ interpretiere das Foto nach der Methode „Fotos analysieren“ auf Seite 41. h Die Befreiung (Foto, 1945) Boris Ignatowitsch war ein sowjetischer Fotokünstler. In der Zeit des Zweiten Weltkriegs arbeitete er als Bildreporter an Einsatzorten der Roten Armee. Dieses Foto entstand nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz 1945 durch sowjetische Soldaten. Quelle: Liedausschnitt „Sein Köpferl in Sand“ (Melodie und Text: Arik Brauer) Arik Brauer ist ein österreichischer Maler, Grafiker, Sänger und Dichter. 79 EuropA unD DiE WElt in KriEg unD FriEDEn Alle Aufgaben in diesem Buch sind mit einem dreieckigen Zeichen markiert. Damit weißt du auf einen Blick, um welche Aufgabenart es sich handelt. Wenn du die Aufgaben löst, kannst du selbst überprüfen, was du gut beherrschst und wobei du dir noch schwer tust. Aufgaben mit diesem Zeichen helfen dir, Fachwissen zu erwerben und Grundfertigkeiten zu erlernen. Bei diesen Aufgaben kannst du dein erworbenes Fachwissen und deine erlernten Grundfertigkeiten anwenden. Diese Aufgaben fordern dich auf, selbstständig Lösungswege zu finden oder etwas zu beurteilen. Dabei kann es notwendig sein, dass du zusätzliche Informationen benötigst, zum Beispiel aus dem Internet oder aus Nachschlagewerken. Online-Codes verweisen auf das Online-Zusatzmaterial. Gehe auf www.oebv.at und gib den Code im Suchfeld ein  Zusatzmaterial zum kostenlosen Download Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

6 1919 (Wahlplakat der bürgerlich-demokratischen Partei, Österreich, 1919) Wahlen in der Republik Österreich Ab 1924 (Porträtfoto Josef Stalin, 1945) Josef Stalin errichtet eine kommunistische Diktatur in der Sowjetunion. 1 1942 (Zeichnung einer Gaskammer von Alfred Kantor, 20. Jahrhundert) Die planmäßige Ermordung jüdischer Menschen wird beschlossen. 3 Diktaturen in Europa 1934 (Propagandaplakat des Bundeskanzlers Dollfuß, Ausschnitt, Österreich, 1934) Ende der Demokratie in Österreich 4 2 20 . J ahrhundert 1900 1905 1910 1915 1920 1925 1930 1940 1945 1950 1955 1960 1935 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

7 1 Ordne die bei den Bildern angegebene Jahreszahl in die Zeitleiste ein. 2 Beschreibe, was du unter „Demokratie“ und „Diktatur“ verstehst. 3 Überlegt zu zweit, ob ihr in einer Diktatur ein sichereres oder ein gefährlicheres Leben hättet. I mp u l s e Nach dem Ersten Weltkrieg waren die Menschen vieler europäischer Staaten in Schwierigkeiten. Arbeitslosigkeit, Hunger oder auch politische Unsicherheit führten dazu, dass viele sich die Lösung der Probleme von einem „starken Mann“ erhofften. Minderheiten wurden und werden in Krisensituationen häufig für alle Probleme verantwortlich gemacht. Die Folgen können bis zum Genozid, also zum Völkermord, reichen. Rassismus und Antisemitismus gibt es weltweit bis heute. (Foto, 2010, Ballhausplatz in Wien: Bei der Aktion am Dienstag, 20. April 2010, wurden Blätter mit den Namen der Opfer des Nationalsozialismus am Wiener Ballhausplatz niedergelegt und mit Steinen, unter anderem aus dem Steinbruch des ehemaligen KZ Mauthausen, beschwert) 21 . J ahrhundert 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 1 5 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

8 Kein Kaiser mehr in Österreich Die Erste Republik* Ein schwieriger Beginn Am 11. November 1918 verzichtete Kaiser Karl I. darauf, weiter zu regieren. Als am Tag darauf die Republik ausgerufen wurde, gab es bewaffnete Auseinandersetzungen und viele offene Fragen: • Sollte der neue Staat Deutsch-Österreich kommunistisch regiert werden? • Sollte eine Demokratie* angestrebt werden? • Sollte sich Österreich an Deutschland anschließen? • Welche Grenzen würde der neue Staat haben? • Wie sollten die wirtschaftlichen und sozialen Probleme gelöst werden? • Wie könnte den hungernden Menschen geholfen werden? Friedensvertrag Nach dem Friedensvertrag von St. Germain* vom 10. September 1919 erhielt der neue Staat den Namen Österreich. Auch die neuen Grenzen wurden bestimmt. Über den Verlust von Gebieten, besonders den von Südtirol, waren viele Menschen enttäuscht. Ein Zusammenschluss mit Deutschland wurde verboten. Von ihm hatten sich viele Menschen eine Lösung der wirtschaftlichen Probleme erwartet. Dass das nun klein gewordene demokratische* Österreich seine Probleme alleine lösen könnte, wurde von Teilen der österreichischen Bevölkerung bezweifelt. Im Februar 1919 fanden erstmals Wahlen, an denen auch Frauen teilnehmen konnten, statt. Die Christlichsozialen, die Sozialdemokraten und die Großdeutschen erhielten die meisten Stimmen. 1920 gelang es, Österreich eine demokratische Verfassung* zu geben. Sie ist mit einigen Änderungen noch immer gültig. A B Karl Renner (Foto, 1950) Dr. Karl Renner sollte die Friedensverhandlungen für Österreich in St. Germain leiten. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er Österreichs erster Staatskanzler. Als österreichischer Bundespräsident war er von 1945– 1950 im Amt. 2 Quelle: Regierungsverzicht Kaiser Karls I. am 11. November 1918 Nach dem Tod Kaiser Franz Josephs im Jahr 1916 übernahm Karl I. die Macht in Österreich-Ungarn. Vergeblich wollte er in Geheimverhandlungen einen Friedensschluss mit den Entente-Staaten erreichen. Am 11. November 1918 verzichtete er auf die Herrschaft. Von der Schweiz aus versuchte er, in Ungarn nochmals die Monarchie herzustellen. Deshalb wurde er von den Siegermächten auf die Insel Madeira verbannt. Dort starb er 1922. „Seit meiner Thronbesteigung war ich unablässig bemüht, Meine Völker aus den Schrecknissen des Krieges herauszuführen, an dessen Ausbruch ich keinerlei Schuld trage. Ich habe nicht gezögert, das verfassungsmäßige Leben wiederherzustellen und habe den Völkern den Weg zu ihrer selbständigen staatlichen Entwicklung eröffnet. Nach wie vor von unwandelbarer Liebe für alle Meine Völker erfüllt, will ich ihrer freien Entfaltung Meine Person nicht als Hindernis entgegenstellen. Im Voraus erkenne ich die Entscheidung an, die Deutschösterreich über seine künftige Staatsform trifft. Das Volk hat durch seine Vertreter die Regierung übernommen. Ich verzichte auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Gleichzeitig enthebe ich Meine österreichische Regierung ihres Amtes. Möge das Volk von Deutschösterreich in Eintracht und Versöhnlichkeit die Neuordnung schaffen und befestigen. Das Glück meiner Völker war von Anbeginn das Ziel Meiner heißesten Wünsche. Nur der innere Friede kann die Wunden dieses Krieges heilen.“ 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

9 AH S. 4 Lex i kon Demokratie/demokratisch bedeutet „Herrschaft des Volkes“. Bei dieser Regierungsform dürfen alle Staatsangehörigen ab einem bestimmten Alter durch zum Beispiel Wahlen oder Volksabstimmungen mitbestimmen. Dabei sind alle gleichberechtigt. Republik lateinisch: res publica = öffentliche Sache; Republik ist eine Staatsform. Für Österreich bedeutet das, dass alle wahlberechtigten Staatsbürgerinnen und Staatsbürger das Staatsoberhaupt und die Volksvertreterinnen und Volksvertreter wählen. Eine Monarchie ist eine Alleinherrschaft, in der zum Beispiel eine Königin oder ein König herrscht. St. Germain Vorort von Paris, wo am 10. September 1919 der Friedensvertrag zwischen den Siegermächten und Österreich unterzeichnet wurde; Österreich war von den Verhandlungen ausgeschlossen gewesen. Verfassung Die Grundregeln, nach denen ein Staat regiert werden darf, werden in der Verfassung festgelegt. In einer Demokratie gehören die Kontrolle der Macht und die Einhaltung der Menschenrechte dazu. 1 Arbeite heraus, warum sich viele Me nschen große Sorgen um die Zukunft Österreic hs machten. A–B 1 h 2 Fasse die Situation Österreichs nach dem Ersten Weltkrieg zusammen. A–B 1–3 h 3 Interpretiere 1 nach der Methode „Schriftliche Quellen auswerten“ auf Se ite 129. hp 4 Bildet Gruppen zu drei Personen. Ord net den Plakaten in 3 folgende Begriffe zu: brennende Fackel (1) – Kaiserkrone (2) – Bombe (3) – kaiserlicher Offizier (4) – r ote Arbeitermütze (5) – Handwerkerschürz e (6) – reicher Mann (7) – Priester (8) – Wien ( 9) – österreichische Fahne (10). p 5 Interpretiere ein Plakat nach der Me thode „Plakate analysieren“ auf Seite 131. 3 hp 6 Recherchiere einige Artikel der österreichischen Verfassung. (Lexika, In ternet) hp Au f gab e n 3 Wahlplakate 1919 Auf dem linken unteren Bild versucht eine Menschenmasse, die Kaiserkrone umzustürzen. Diese gräbt sich in die Menschen und erdrückt sie. Zusatzmaterial bf62q7 D i ktaturen i n Europa 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

10 Porto für einen Brief bis 20 g 1.10.1918 0,15 Mark 1.10.1919 0,20 Mark 1.4.1921 0,60 Mark 1.7.1922 3,00 Mark 1.7.1923 300,00 Mark 1.10.1923 2 000 000,00 Mark 1.11.1923 100 000 000,00 Mark 12.11.1923 10 000 000 000,00 Mark 1.12.1923 100 000 000 000,00 Mark Ende und Anfang Dramatische Veränderungen Europa in der Krise Durch den Ersten Weltkrieg verloren etwa 15 Millionen Menschen ihr Leben. Einige Gebiete Europas waren zerstört. Fast alle Staaten hatten große Schulden und Schwierigkeiten, von Kriegswirtschaft auf Friedenswirtschaft umzustellen. Der Einfluss Europas auf seine Kolonien sank. Viele Arbeitslose und ihre Familien hungerten. Sieger und Besiegte waren gleichermaßen betroffen. Es gab aber keine Zusammenarbeit zur Lösung der Wirtschaftsprobleme. Die verbreiteten Existenzängste machten es radikalen Parteien* und deren Führern leichter, Menschen für ihre Ideen zu gewinnen. Frankreich und Großbritannien hatten ihre Kriegskosten mithilfe US-amerikanischer Kredite finanziert. Dadurch waren sie finanziell abhängig von den USA. Österreich und Deutschland mussten Gebiete an andere Länder abtreten. Zusätzlich verlangten die Siegermächte hohe Entschädigungszahlungen. Die USA wurden zu einem der reichsten Staaten der Welt. Die Weimarer Republik Nach Arbeiterstreiks in Berlin dankte Kaiser Wilhelm II. im November 1918 ab. Daraufhin versammelte sich das Parlament aus Angst vor Putschversuchen* radikaler Parteien in Weimar. Deshalb wird die erste deutsche Republik „Weimarer Republik“ genannt. Die demokratisch gewählte Regierung stand vor großen wirtschaftlichen Problemen. Außerdem empfand die Mehrheit der Bevölkerung den Friedensvertrag von Versailles* als ungerecht. Absichtlich verbreitete Lügen von ehemaligen Offizieren gaben den demokratischen Politikern die Schuld an der Niederlage im Krieg. Diese ungerechtfertigte Schuldzuweisung führte auch dazu, dass die radikalen Parteien immer mehr Anhängerinnen und Anhänger gewannen. A B Veranstaltungsplakat der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) (1931) Die NSDAP war eine Partei, die die Bestimmungen des Friedensvertrags von Versailles bekämpfte. Außerdem gaben ihre Mitglieder den demokratischen Politikern die Schuld an der Niederlage im Ersten Weltkrieg. 2 1 Inflation* Der 100 000 000 000 000-Mark-Geldschein hat den höchsten Zahlenwert, der jemals in Deutschland in Umlauf gebracht wurde (1924). Im November 1923 verdiente ein Lehrling in Deutschland eine Billion Mark. 100 Milliarden Mark kostete im Dezember 1923 das Porto für einen Brief. Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

11 Russisches Reich Österreich-Ungarn Osmanisches Reich Schwarzes Meer M i t t e l m e e r Rumänien Serbien Staatsgrenzen von 1914 0 450 km Sowjetunion Österreich Ungarn Estland Lettland Litauen Tschechoslowakei Finnland T ü r k e i Schwarzes Meer M i t t e l m e e r Jugoslawien S.H.S. Rumänien Staatsgrenzen von 1921 (ab 1922) AH S. 5 Lex i kon Friedensvertrag von Versailles ist der Vertrag zwischen den Siegermächten des Ersten Weltkriegs und dem Deutschen Reich, dem die alleinige Schuld am Ausbruch des Krieges gegeben wurde. Deutschland verlor große Gebiete. Das deutsche Heer durfte nur 100 000 Mann stark sein und keine Panzer, U-Boote, Schlachtschiffe und Flugzeuge besitzen. Die Wehrpflicht wurde verboten. Inflation bedeutet Wertverlust des Geldes. Der Staat lässt immer mehr Geld drucken, die Warenmenge wird aber nicht vermehrt. Dies führt zu steigenden Preisen. Sachwerte wie Grundstücke, Häuser oder Schmuck behalten eher ihren Wert. Wer Schulden hat, kann sie nun leichter zurückzahlen. Putschversuch Parteiführer oder Militärbefehlshaber versuchen in einer überraschenden, meist gewaltsamen Aktion, die Macht im Staat zu übernehmen. radikale Partei Anhängerinnen und Anhänger radikaler Parteien wollen politische und gesellschaftliche Probleme ändern, ohne auf die Meinungen anderer einzugehen. Sie lehnen Meinungsfreiheit und Demokratie ab. Europäische Staaten vor und nach dem Ersten Weltkrieg (Geschichtskarte) 1 Zähle auf, welche Probleme die meisten europäischen Staaten nach dem Ende des Ersten Weltkrieges hatten. A–B h 2 Erkläre, warum sich einige europäische Staaten von den USA abhängig machten. A hp 3 Stelle fest, warum viele Menschen der demokratisch gewählten Regierung in Deutschland die Schuld an der Krise gaben. B hp 4 „Auch Milliardäre können verhungern!“ Begründe diese Aussage mit 1 . hp 5 Interpretiere das Plakat in 2 nach der Methode „Plakate analysieren“ auf Seite 131. hp 6 Interpretiere 3 nach der Methode „Geschichtskarten lesen“ auf Seite 129. hp Au f gab e n 3 Zusatzmaterial 9g2gg6 D i ktaturen i n Europa 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

12 Die Wirtschaftsmacht USA … … stürzte Europa in eine neue Krise. Wirtschaftsboom* Nach dem Ersten Weltkrieg gehörten die USA zu den reichsten Staaten der Welt. Zum ersten Mal wurden Autos, Kühlschränke, Waschmaschinen oder Kleidung in Massenproduktion am Fließband* hergestellt. Immer mehr Familien mit durchschnittlichem Einkommen leisteten sich die billigen Massenprodukte. Massenwerbung in Rundfunk, Zeitschriften und Zeitungen begann. Ein Merkmal des „American way of life“ war, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung diese Güter auf Kredit kaufte. Viele Firmen machten hohe Gewinne. Wirtschaftsdepression* Der Wert der meisten Aktien* stieg dauernd an. So kauften viele Amerikanerinnen und Amerikaner Aktien auch auf Kredit. Sie hofften, durch den rasch steigenden Wert der Aktien ihre Schulden zurückzahlen zu können, Gewinne zu machen, und so für Krankheit und Alter vorsorgen zu können. Als im Oktober 1929 die meisten Aktienwerte stark fielen, brach Panik aus. Millionen Menschen versuchten, ihre Aktien so rasch wie möglich zu verkaufen, was diese Aktien wertlos machte. Nach diesem Börsenkrach mussten viele Firmen schließen. Massenarbeitslosigkeit war die Folge. Weltwirtschaftskrise Weil Kredite nicht zurückgezahlt werden konnten, kamen US-Banken in Schwierigkeiten. Zum Ausgleich zogen sie ihre Kredite aus Europa zurück. Dadurch entstand auch in Europa Geldmangel, die Produktion ging zurück und die Arbeitslosigkeit stieg. Die gesamte Weltwirtschaft war von der Krise in den USA betroffen: Sie wurde zur Weltwirtschaftskrise. A B C Wirtschaftskrise – Suppenküche für Arbeitslose (Foto, Fotograf unbekannt, 1930, New York/USA) In den USA gab es in der Zwischenkriegszeit keine verpflichtende Kranken- und Pensionsversicherung. Menschen aller Schichten, die arbeitslos wurden und keine Ersparnisse hatten, litten binnen kürzester Zeit bittere Not. Sie verloren ihre Wohnung, konnten sich keine ärztliche Versorgung mehr leisten und mussten sich um Gratissuppen anstellen. 2 Wirtschaftswachstum – Autoindustrie in den USA (Ford T, Baujahr 1914, Foto 2008) 1 Geschäftsjahr Preis in US-Dollar Produktion in Stück (gerundet) 1908/09 850,00 1 000 1910/11 780,00 34 000 1912/13 600,00 168 200 1914/15 490,00 300 000 1916/17 360,00 785 400 1918/19 525,00 533700 1920/21 bis 300,00 1 250 000 Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verlags öbv

13 AH S. 6 Lex i kon Aktie Anteilschein; Wertpapier, mit dem man Miteigentum und eine Beteiligung am Gewinn eines Unternehmens kauft Massenproduktion am Fließband Der Herstellungsprozess wird in so kleine Einheiten aufgeteilt, dass jede Arbeitskraft nur noch wenige Handgriffe machen muss. Diese können leicht erlernt werden. Dadurch kann man sehr rasch und billig produzieren. Wirtschaftsboom Die Wirtschaft wächst besonders stark. Wirtschaftsdepression Die Produktion sinkt auf einen Tiefpunkt und dadurch geht die Wirtschaftsleistung stark zurück. Die Folgen sind hohe Arbeitslosenzahlen und Massenarmut. Wirtschaftsaufschwung – „New Deal“ (Foto, 2015, Hoover-Staudamm/USA) Die US-amerikanische Regierung finanzierte nach dem Börsenkrach mit Staatsgeldern den Bau von Großprojekten wie Staudämmen, Flussregulierungen, Sportstätten und Gebäuden. Für die USA war das eine neue Situation. Zum ersten Mal griff der Staat direkt in die Wirtschaft ein. Dadurch wurden neue Arbeitsplätze geschaffen und die Nachfrage nach Waren aller Art stieg an. Die Wirtschaft wuchs wieder. Während der Präsidentschaft von Franklin Roosevelt (1933–1945) wurde dieses Reformprogramm „New Deal“ genannt. Beim Bau der Staumauer des abgebildeten Hoover-Staudamms waren von 1931–1935 durchschnittlich 3 500 Arbeiter beschäftigt. John Maynard Keynes (Foto, erschienen in der Illustrated London News Ltd, 1946) Die Grundidee des britischen Wirtschaftsforschers war folgende: In einer Wirtschaftskrise soll der Staat große öffentliche Projekte finanzieren, auch wenn dies zu einer Staatsverschuldung (Defizit) führt. Die Arbeitslosigkeit werde dann sinken, die allgemeine Güternachfrage steigen und das Wirtschaftswachstum wieder beginnen. Ist die Krise vorbei, soll der Staat sparen und Schulden abbauen. Die Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollten als „Sozialpartner“ zusammenarbeiten. Der amerikanische Präsident Roosevelt und die skandinavischen Länder bekämpften nach seinen Ideen die Wirtschaftskrise. Frankreich, Deutschland und Österreich sparten bei den Staatsausgaben. 4 1 Nenne Gründe für den Wirtschaftsboom. A h 2 Arbeite aus 1 heraus, um wie viel Prozent der Autopreis von 1910/11 bis 1920/21 gesunken ist. Warum war das möglich? Ermittle, welche Ursachen der Preisanstieg von 1916/17 auf 1918/19 gehabt haben könnte. A hp 3 Erkläre in eigenen Worten, warum Menschen Aktien kauften. B 2 h 4 Nenne die Folgen des Börsenkrachs. B–C 2 hp 5 Erkläre, wie die Idee von Keynes die Politik von Roosevelt beeinflusste. 3–4 hp Au f gab e n 3 Zusatzmaterial a3bg74 D i ktaturen i n Europa 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

14 Autoritäre Systeme … … im Europa der 1930er Jahre Totalitär oder autoritär In Krisenzeiten unterstützen Menschen häufig radikale Parteien. Die Folge davon kann die Errichtung einer diktatorischen Herrschaftsform (eines Regimes) sein. Totalitäre Regime sind Diktaturen mit starken Ideologien, die in alle Lebensbereiche eingreifen. Es soll ein „neuer Mensch“ geschaffen werden. Der Stalinismus in der Sowjetunion* oder der Nationalsozialismus im Deutschen Reich sind Beispiele dafür. Autoritäre Regime sind diktatorisch und fordern unbedingten Gehorsam. In einer autoritären Verfassung sind die demokratischen Rechte sehr stark eingeschränkt. Einzelne Personen (= Diktator) oder Gruppen (Militär, Partei…) stehen an der Spitze. Ein autoritäres System ist nicht automatisch an eine bestimmte Ideologie gebunden. Österreich von 1933 bis zum Anschluss an das Deutsche Reich 1938 oder Italien unter Mussolini sind Beispiele für autoritäre Regime. Österreich Die „Vaterländische Front“ regierte von 1933 bis 1938 ohne Parlament. Sie sollte die einzige politische Organisation sein. Ihr Symbol war das Kruckenkreuz. Im Mai 1934 wurde eine autoritäre Verfassung beschlossen und der „Ständestaat“ ausgerufen. Vertreter der verschiedenen Berufsgruppen (Stände) sollten die Interessen der Bevölkerung wahrnehmen. Andere politische Parteien wurden verboten, so auch die Sozialdemokraten. Viele Sozialdemokraten bezeichnen die Zeit des Ständestaates als „Austro-Faschismus“, weil in dieser Zeit die bis dahin gültige demokratische Verfassung von 1920 abgeschafft wurde. Bis heute ist die Bewertung dieser Zeit umstritten. A B Bundeskanzler Dollfuß mit der neuen, autoritären Verfassung vom 1. Mai 1934 (Propagandaplakat 1934) 1 Quelle: Auszug aus der Rede von Engelbert Dollfuß am Trabrennplatz im Wiener Prater (11.9.1933) „[…] wir wollen den sozialen, christlichen, deutschen Staat Österreich auf ständischer Grundlage, unter starker, autoritärer Führung! Autorität heißt nicht Willkür, Autorität heißt geordnete Macht, heißt Führung durch verantwortungsbewusste, selbstlose, opferbereite Männer. […] so wollen wir […] die wir der Kriegsgeneration angehören, selbstlos in der Führung des österreichischen Staates nichts als unsere Pflicht ausfüllen […]“ 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

15 AH S. 7 Lex i kon Sowjetunion Die Sowjetunion ist der Nachfolgestaat des russischen Zarenreiches nach der Russischen Revolution. Sie existierte von 1922 bis 1991 und wurde auch als „Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken“, kurz UdSSR, bezeichnet. 1 Erkläre die Begriffe „Ständestaat“ und „Austro‑Faschismus“. Begründe, warum verschiedene Begriffe verwendet wurden. B 1–2 hp 2 Stelle fest, welche Merkmale ein autoritäres Regime hat. Kreuze in 4 die passenden Merkmale an. A–B 3, 5 hp 3 Interpretiere und vergleiche 1 und 3 nach der Methode „Plakate analysieren“ auf Seite 131. h 4 Untersuche die Rede in 2 . Wen spricht Dollfuß damit an? h Au f gab e n Mussolini, Führer der Faschisten (1922–1945) (Ausschnitt aus einem Propagandaplakat um 1930) Benito Mussolini war nicht nur der Führer (= „Duce“) der einzigen erlaubten Partei. Er war auch der Chef der Regierung und oberster Befehlshaber der Armee. Mussolini und seine Anhängerschaft waren gegen die Demokratie eingestellt. Propaganda bei Veranstaltungen, auf Plakaten, in Zeitungen und Filmen sollte Werbung für die faschistischen Ideen machen. Die italienischen Faschisten übten massiven Terror und Gewalt gegen Andersdenkende aus. Politische Gegnerinnen und Gegner wurden von der Geheimpolizei eingesperrt, gefoltert und ermordet. Von der Bevölkerung wurde bedingungsloser Gehorsam gefordert. Faschisten sind Nationalisten. Nur Mitglieder des eigenen Volkes werden akzeptiert, andere Volksgruppen werden als minderwertig betrachtet. 3 Foto Massenveranstaltung (Propagandafoto, Fotograf Roger Viollet, Rom, 1925) Die Faschisten nutzten Massenveranstaltungen, um beim Volk das Gefühl von Zusammengehörigkeit und Stärke hervorzurufen. Vorbilder für ihren Staat waren die Größe des antiken Römischen Reiches und der Imperialismus des 19. Jahrhunderts. 5 Was sind Merkmale autoritärer Regime? Gewaltenteilung Demokratie Menschenrechte werden geachtet extremer Nationalismus Diktatur gegen Sozialismus gegen Kommunismus gegen Liberalismus Herrschaft durch Angst, Terror, Mord Pressefreiheit und Versammlungsfreiheit Verbot anderer Parteien Einheitspartei demokratische Wahlen Massenveranstaltungen Symbole Parlament 4 Zusatzmaterial 9xf3nc D i ktaturen i n Europa 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

16 Diktatur der Armen? Die Sowjetunion wird zur Industrienation. Stalinismus Mit der Lehre von Karl Marx rechtfertigten die russischen Diktatoren Lenin (1917–1924) und Stalin (1922–1953) einen absoluten Herrschaftsanspruch. Keine andere Meinung wurde geduldet. Wer in Verdacht geriet, gegen die Herrschaft der KP (= Kommunistischen Partei) zu sein, wurde zum Staatsfeind erklärt und verhaftet. Millionen Menschen starben in den Arbeitslagern. Der Staat kontrollierte Zeitungen, den Rundfunk und später das Fernsehen. Stalin wurde als fürsorglicher Staatsmann dargestellt. Wer seine Person anzweifelte, wurde verfolgt. Sogar viele ehemalige Weggefährten wurden verbannt oder ermordet. Verdächtige wurden oft aufgrund gefälschter Beweise angeklagt und verurteilt. Die Zahl der Häftlinge während der Regierungszeit Stalins wird auf 20 Millionen geschätzt. So wurde das Volk ständig in Angst gehalten. Alles nach Plan? Um die Sowjetunion so rasch wie möglich zu einer Industrienation zu machen, wurde die absolute Kontrolle des Staates über die Wirtschaft eingeführt. In Fünfjahresplänen wurden wirtschaftliche Ziele vorgeschrieben. Deshalb nennt man dieses Wirtschaftssystem Planwirtschaft. Mit tausenden Zwangsarbeiterinnen* und Zwangsarbeitern, aber auch vielen Freiwilligen, schaffte die Sowjetunion den Aufbau der Industrie. Straßen, Kanäle und Eisenbahnen wurden gebaut, Hochöfen und riesige Wasserkraftwerke errichtet. Besonders in Sibirien wurden Erdölfelder und Kohlelagerstätten erschlossen. In wenigen Jahrzehnten wurde die Sowjetunion zur zweitgrößten Industrienation der Welt. Planvoll wurde auch die Bevölkerung im Sinne Stalins beeinflusst. In der Schule, in den Staatsbetrieben, bei Theateraufführungen, Kundgebungen und Sportveranstaltungen, überall wurde Propaganda betrieben. A B „Väterchen“ Stalin (Propagandaplakat von Hellmich/ Weber, Leipzig 1952) Josef Stalin war ab 1922 Führer der KP und blieb bis 1953 Diktator in der Sowjetunion. Er ließ sich aus Propagandagründen häufig mit Kindern abbilden. Russische Zivilbevölkerung auf der Suche nach Essen (gesprengtes, deutsches Heeresverpflegungslager, Pressefoto, Fotograf Paul Botzenhardt, 1942) Unter Stalin wurden die landwirtschaftlichen Flächen verstaatlicht. Die Bauern wurden enteignet und landwirtschaftliche Betriebe (Kolchosen) gegründet. Das nannte man „Zwangskollektivierung“. Dies führte zu einem enormen Rückgang in der Produktion. 2 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

17 AH S. 8 Schätzungen des Ausmaßes stalinistischer Gewalt 1937/38 (nach Forschungen des Historikers M. Hildermeier, 1998) Die Zahl der Opfer des stalinistischen Terrors kann nur geschätzt werden. Historiker versuchten, aufgrund von Augenzeugenberichten die Zahl der Opfer anzugeben. Erst nach dem Sturz der kommunistischen Regierung konnten die Dokumente der Geheimpolizei veröffentlicht werden. VI. Parteitag der SED 1963 in Ost-Berlin (im Vordergrund: der Erste Sekretär des ZK der SED, Walter Ulbricht, 2. Reihe, 2. v. li.: Nikita Chruschtschow, Regierungschef der Sowjetunion, Foto, 18.1.1963) Die Deutsche Demokratische Republik, kurz DDR, existierte von 1949 bis 1990. Regiert wurde sie von Angehörigen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Gewaltenteilung oder unabhängige Gerichte existierten in dieser Diktatur nicht. Die Wirtschaft wurde auf Planwirtschaft umgestellt. Die DDR war wirtschaftlich eng an die Sowjetunion gebunden und von ihr abhängig. Bodenreformen sorgten für die Enteignung von Großgrundbesitzern. Kleinbäuerinnen und Kleinbauern wurden in landwirtschaftliche Genossenschaften gezwungen. 3 Festnahmen gesamt 1937/38 Häftlinge in Lagern + Gefängnissen 1938 Anton Antonov-­ Ovseenko 18,8 Mio 16 Mio Robert Conquest 7–8 Mio Ca. 8 Mio wissenschaftlich erforscht ca. 2,5 Mio 2,0 Mio Tote in Lagern 1938 Exekutionen 1937/38 Anton Antonov-­ Ovseenko k. A. k. A. Robert Conquest 2 Mio 1 Mio wissenschaftlich erforscht 160 084 681 692 4 1 Nenne die Merkmale des Stalinismus. A h 2 Vergleiche die Sowjetunion unter Stalin und die DDR in Bezug auf Wirtschaft und Politik. A–B 2–4 h 3 Interpretiere 1 oder 2 nach der Methode „Bilder lesen“ auf Seite 128. h 4 Erkläre die unterschiedlichen Zahlenangaben in 4 . Schreibe deine Vermutungen auf. h 5 Interpretiere 4 nach der Methode „Statistiken auswerten“ auf Seite 131. h 6 Nimm Stellung zum Titel „Diktatur der Armen?“ Vergleiche dazu die Theorie des Kommunismus mit der Praxis des Stalinismus. A–B hp Au f gab e n Lex i kon Zwangsarbeiter/Zwangsarbeiterin Ein Mensch muss unter Androhung von Gewalt arbeiten, in vielen Fällen sogar sehr schwere Arbeiten verrichten. D i ktaturen i n Europa 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

18 Ideologie der Unmenschlichkeit Für die Nationalsozialisten waren nicht alle Menschen gleichwertig. Nationalsozialismus* Die Grundsätze des Nationalsozialismus veröffentlichte Adolf Hitler (1933–1945) in seinem Buch „Mein Kampf“ bereits 1925. Alle Deutschen sollten in einem Staat leben und sich dem Willen ihres „Führers“ unterwerfen. Menschen mit Behinderung, Andersdenkende und als „Fremdrassige*“ bezeichnete Personen waren vollkommen ausgeschlossen. In seinen Reden forderte Hitler die Erziehung des Volkes zu fanatischem Nationalismus. Für ihn war der Glaube an die Überlegenheit der „arischen Rasse*“ entscheidend. Er glaubte, dass die Geschichte ein ständiger Kampf um die „Vergrößerung des Lebensraumes“ sei. Vor allem Osteuropa wurde deshalb zum Ziel für Eroberungen. Feindbild: Demokratie Für die Nationalsozialisten waren die demokratischen Parteien schuld an der Niederlage im Ersten Weltkrieg und an der Wirtschaftskrise. Daher sollten demokratische Wahlen, demokratische Parteien und Parlamente abgeschafft werden. Feindbild: Jüdinnen und Juden Personen, die jüdische Menschen hassen und verachten, nennt man Antisemitinnen und Antisemiten. Hitler und seine Gefolgsleute waren fanatische Antisemitinnen und Antisemiten. Die jüdische Bevölkerung war für sie der willkommene Sündenbock, dem man die Schuld an allen Problemen gab. Die Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten verfolgten Jüdinnen und Juden als die größten Feindinnen und Feinde des deutschen Volkes. A B C Rat und Hilfe (Propagendaplakat der NSDAP von René Ahrlé, April 1933) Auf dem Plakat verkörpert der Adler Macht und Kampfbereitschaft. Er schützt die Familie. Mit diesem Bild sollte bei den Deutschen ein Gefühl des Vertrauens in die NSDAP erzeugt werden. Genau geplante Hetze gegen jüdische Kaufleute (Propagandafoto, 1. April 1933, nachträglich gefärbt) Der Mann in nationalsozialistischer Uniform und die Plakate verdeutlichen, wie die jüdische Bevölkerung ausgegrenzt und boykottiert wurde. Niemand sollte in jüdischen Geschäften einkaufen. 1 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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