am Puls Biologie 5, Schulbuch
115 Tierphysiologie Die Blutgerinnung: ein Schutzmechanismus bei Gefäßverletzung Basiskonzept Steuerung und Regelung: Das Zusam- menspiel von verschiedenen Substan- zen im Rahmen der Gerinnungskaskade ist ein Beispiel für ein kompliziertes Regulations- system. Dadurch wird sichergestellt, dass dieser lebensrettende Mechanismus nicht in unverletztem Gewebe abläuft, wo er ein töd- liches Risiko darstellen kann. Aufgabe W 1 Im Text wird beschrieben, wie ein Gerinnsel zu Embolien, Herzinfarkten und Schlaganfällen führen kann. Manchmal blei- ben diese Erkrankungen unbemerkt, in ande- ren Fällen führen sie zum Tod. Überlege eine Begründung für diesen Sachverhalt. Du hast dir sicherlich schon oft kleine Verletzun- gen zugezogen, die eine blutende Wunde zur Fol- ge hatten. Unser Körper besitzt ein kompliziertes System, damit solche Wunden schnell verschlos- sen werden, um sowohl Blutverlust als auch In- fektionen möglichst zu verhindern. Dieser Me- chanismus wird als Blutgerinnung bezeichnet. Bei der Gerinnung spielen die Blutplättchen (Thrombozyten, siehe S. 112) zusammen mit den Gerinnungsproteinen eine entscheidende Rolle. Zunächst zieht sich das verletzte Gefäß zusam- men und Blutplättchen beginnen die Wunde zu verstopfen ( k Abb. 23 a und b). Gerinnungsfakto- ren aus dem verletzten Gewebe setzen eine Ge- rinnungskaskade in Gang, in der ein Gerinnungs- protein das nächste aktiviert. Am Ende spaltet ein Enzym, das Thrombin, ein Stück vom Plas- maprotein Fibrinogen ab. Dadurch wird das was- serlösliche Fibrinogen zum wasserunlöslichen Fibrin ( k Abb. 23 c). Die Fibrinfasern vernetzen die Blutplättchen und eingefangene rote Blutzel- len zu einem Wundverschluss, einer Wundkruste ( k Abb. 23d). Darunter entsteht innerhalb von einigen Tagen durch Zellteilungen frisches Gewebe. Diese Kaskade ist kompliziert, damit sie nur bei einer Gefäßverletzung abläuft. Bildet sich in einem unverletzten Gefäß ein Gerinnsel oder Thrombus , kann das zu einer Thrombose , dem Verschluss eines Blutgefäßes, führen. Dadurch kann es zu einer tödlichen Gefahr werden (siehe unten). Bei verletzten Gefä- ßen erfolgt durch die Gerinnungskas- kade die Bildung ei- ner Wundkruste Steuerung und Regelung Rote Blutzelle Blutplättchen Weiße Blutzelle Fibrinnetz Gefäßwand Rote Blutzelle Blutplättchen Weiße Blutzelle Fibrinnetz Gefäßwand Rote Blutzelle Blutplättchen Weiße Blutzelle Fibrinnetz Gefäßwand Abb. 23: Die Blutgerinnung. Bei einer Gefäßverletzung läuft eine Gerinnungskaskade ab, die zum Verschluss der Wunde führt. Verletzte Gefäße ziehen sich in Sekunden zusammen, was den Blutfluss der Wunde hemmt. Die Blutplättchen bilden Fortsätze, wodruch sie sich in der Wunde fangen. Am Schluss einer Kaskade vom Gerinnungsproteinen entsteht am Wundfropf das Faserprotein Fibrin. Das Fibrin vernetzt die schon ein- gelagerten Blutplättchen. Einge- fangene Rote Blutzellen verstärken den Wundverschluss. a b c d Erkrankungen des Herzens und des Kreislaufsystems In Österreich (ebenso wie in anderen Industrie- ländern) stellen Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache dar. Die Ursache dafür sind vielfältig: Abgesehen von einer möglichen genetischen Veranlagung gibt es auch viele Risi- kofaktoren , die jede und jeder von uns selbst be- einflussen können. Dazu gehören Übergewicht, Bewegungsmangel, Alkohol- und Nikotinkonsum und ungesunde Ernährung. Die häufigste krankhafte Veränderung der Arte- rien ist die Arteriosklerose . Dabei handelt es sich um eine an sich natürliche Alterserscheinung: Blutfette und Blutzellen lagern sich als Plaques an Arterienwänden an und führen dadurch zu ei- ner Verengung der Gefäße. Durch die oben ge- nannten Risikofaktoren kann die Bildung von Plaques gefördert werden. Dieselben Risikofaktoren begünstigen auch die Entstehung von Bluthochdruck (Hypertonie). Bei bestimmten Situationen ist eine Erhöhung des Blutdrucks normal, liegt der Blutdruck allerdings häufig oder ständig über dem Normalbereich, liegt diese Erkrankung vor. Bluthochdruck ist ebenfalls sehr häufig: etwa 25% aller erwachse- nen Österreicherinnen und Österreicher ist be- troffen. Arteriosklerose und Bluthochdruck verlaufen meist über viele Jahre unbemerkt, da sich keine oder nur sehr unspezifische Symptome zeigen. Beide Erkrankungen erhöhen aber u.a. das Risiko einer Thrombose und damit auch von lebensge- fährlichen Krankheiten. Wenn sich ein Thrombus löst (das freie Gerinnsel wird dann als Embolus bezeichnet) und in Folge ein Gefäß verstopft, kann das zu O 2 -Mangel und damit zum Abster- ben eines Gefäßbereichs führen. Betrifft diese Thrombose ein Gefäß in der Lunge, spricht man von einer Lungenembolie . Bei Ver- stopfung von Herzkranzgefäßen kann es zu ei- nem Herzinfarkt kommen, sind Gefäße im Gehirn betroffen, kann ein Schlaganfall die Folge sein. Verschiedene Risiko- faktoren begünsti- gen Arteriosklerose, Bluthochdruck und Thrombosen Thrombosen können zu Embolien, Herzin- farkt oder Schlagan- fall führen Nur zu Prüfzwecken – Eigent m des Verlags öbv
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