am Puls Biologie 5, Schulbuch
116 Methoden in der Praxis Blutwäsche durch Dialyse Was ist Dialyse? Wie du in Kapitel 4.3 gelernt hast, ist die Reinigung des Blutes durch die Nieren ein lebenswichtiger Vorgang. Durch den Stoffwechsel sammeln sich im Körper laufend Schadstoffe an (v. a. Harnstoff), die entfernt werden müssen. Arbeitet die Niere unzureichend ( Niereninsuffizienz ) oder gar nicht ( Nierenversagen ), führen die sich ansammelnden Schad- stoffe rasch zu einer so genannten Urämie , die unbehandelt zum Tod führt. In Österreich leiden gegenwärtig zirka 6 000 Menschen an Nierenversagen und sind daher dauerhaft auf Dialyse angewiesen. Dabei wird das Blut durch ein Dialysege- rät („künstliche Niere“) geleitet und somit außerhalb des Körpers gereinigt. In Österreich gibt es etwa 60 Dialysezentren, wo Betroffene behandelt werden können. Da die Schadstoffe laufend aus dem Blut entfernt werden müssen, ist es im Regelfall nötig, dreimal pro Woche eine Dialysesitzung durchzuführen. Jede Sitzung dauert mehrere Stunden, so dass das Leben der Be- troffenen durch die Dialyse stark eingeschränkt ist. Die meisten Patientinnen und Patienten sind über 60 Jahre alt, da Nierenversagen sehr oft als Folge langwieriger, chronischer Erkrankungen auftritt. Häufigste Ursachen sind Diabetes mel- litus (Zuckerkrankheit) oder Bluthochdruck. Eine alternative Therapie ist eine Nierentransplantation . Bei diesem Verfahren wird der betroffenen Person eine funktionierende Niere eines gesunden Spenders eingesetzt. Methode der Dialyse Bei der Blutwäsche (Hämodialyse) wird Blut aus einer Arterie über einen künstlichen Kurzschluss (Shunt) in eine Vene gelei- tet. Von dort wird das Blut über eine Pumpe zu einem Gerät geführt. Zuvor erfolgt die Anreicherung mit einem Stoff, der die Blutgerinnung verhindert. Im Gerät selbst wird das Blut von Harnstoff und anderen schädlichen Stoffen („harnpflichtigen Substanzen“) gereinigt. Je nach Bedarf wird das Blut mit Salzen und Glukose angerei- chert, da diese Stoffe dem Blut bei der Reinigung (neben dem Harnstoff) entzogen werden. Danach wird das Blut wieder der Vene zugeführt. Wie werden die Schadstoffe dem Blut entzogen? Bei dem Rei- nigungsverfahren, der Dialyse , trennt eine selektiv permeable Membran (siehe S. 23) das Blut von der Reinigungslösung, dem Dialysat, welches am Blut vorbeifließt (Gegenstromprin- zip, siehe S. 101). Selektiv permeabel bedeutet, dass die Mem- bran nur für bestimmte Stoffe durchlässig (permeabel) ist. Dabei diffundieren die Stoffe aus kleinen Molekülen (zB Harn- stoff) durch die Membran, während große Moleküle (zB Pro- teine) oder Zellen zurückgehalten werden. Das Dialysat wird laufend erneuert, dadurch bleibt der Konzentrationsunter- schied stets erhalten. Entwicklung der Dialyse Die Entwicklung der Dialyse lässt sich nicht auf einen einzel- nen Zeitpunkt reduzieren. Nach vielen grundlegenden Studien zu Diffusion und semipermeablen Membranen gelang dem US.-Amerikaner John Abel 1913 eine erste Dialyse an Hunden. Die erste Dialyse am Mensch versuchte 1924 der deutsche Arzt Georg Haas. Leider überlebte keiner der Patienten, was wahr- scheinlich auf den schlechten Gesundheitszustand und die geringe Effektivität der Apparatur zurückzuführen war. Erst 1945 gelang dem Niederländer Willem Kolff die erste erfolgrei- che Dialyse an einem Menschen. In den folgenden Jahren wur- den die Geräte laufend verbessert, heute ist die Dialyse aus der Medizin nicht mehr wegzudenken. Abb. 24: Ablauf der Dialyse. Das Blut wird durch ein Gerät geführt, wo Harnstoff und andere Stoffe entzogen werden. Um der Blutgerinnung vorzubeugen, wird vor der eigentlichen Reinigung Heparin zugeführt. Nach der Reinigung werden Glukose und Salze ergänzt, die bei der Dialyse (neben dem Harnstoff) dem Blut entzogen werden. Heparin (verhindert Gerinnung) Luftfänger Glucose und Salze Dialysat- ausfluss Pumpe Arterie Shunt Vene Dialysat- einfluss selektiv perme- able Membran hoch- molekulare Stoffe nieder- molekulare Stoffe Nur zu P üfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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