am Puls Biologie 5, Schulbuch
154 Landwirtschaft kann viele Formen annehmen In vielen Regionen der Welt dominiert heute eine intensive Landwirtschaft , die wegen ihres hohen Einsatzes an Kapital, Maschinen, Dünger und chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln auch industrielle Landwirtschaft genannt. Von agroindustriellen Betrieben spricht man ab einer Größe von zB 500 Rindern oder 500ha Nutzflä che. In Österreich betreiben zwar viele Höfe in tensive Landwirtschaft. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt allerdings nur bei ca. 20ha. Sie ist auf Massenproduktion ausgerichtet ( k Abb. 7). Häufig wird großflächig nur eine einzige Kultur sorte angebaut ( Monokultur ). Dadurch kann eine größere Ernte eingefahren werden. Es gibt aber auch negative Folgen: Bei einer intensiven Be wirtschaftung nimmt die Artenvielfalt ab. Der starke Einsatz von Pestiziden 1 und Dünger im Ackerbau und von Antibiotika in der Tierzucht belastet das Grundwasser. Massentierhaltung ist zudem nicht artgerecht und daher ethisch pro blematisch. Bei extensiver Landwirtschaft wird wesentlich weniger Aufwand betrieben und Kapital einge setzt. In der Viehzucht haben die Tiere größere Flächen zur Verfügung, statt dichtgedrängt in Ställen zu stehen. Die Rentierzucht in Nordeuro pa mag hier als Beispiel dienen ( k Abb. 8). Allerdings ist darauf zu achten, dass die Anzahl der Tiere die natürliche Vegetation nicht über lastet. Sonst kommt es zu einer Überweidung, die Pflanzen wachsen nicht mehr nach, die frucht bare oberste Bodenschicht wird weggeweht und das Land nimmt durch diese Erosion 2 unwider ruflich Schaden. Auch eine Überdüngung durch tierische Ausscheidungen kann die Folge sein. Abb. 8: Extensive Landwirtschaft. Rentierhaltung in Norwegen. Ein Spezialfall ist die ökologische Landwirtschaft ( k Abb. 9). Hier wird versucht, auf künstlichen Dünger, chemische Schädlingsbekämpfungs mittel und Antibiotika weitgehend zu verzichten. Öko- oder Biobetriebe produzieren daher weitaus weniger. So wird geschätzt, dass je nach örtlichen Bedingungen (Boden, Niederschlag) und Produkt die Ernte nur drei (zB Obst, Sauboh nengewächse) bis etwa 34% (Getreide) unter der von konventionellen Methoden liegt (Seufert ua.: Comparing the yields of organic and conventio nal agriculture. In: Nature. 2012, Jg. 485, S. 229– 232). Dafür können Biohöfe ihr Getreide und ihr Fleisch meist aber zu deutlich höheren Preisen verkaufen. Denn viele Verbraucherinnen und Ver braucher schätzen, dass Boden und Wasser bei dieser Form der Bewirtschaftung geschont und die Tiere artgerechter gehalten werden. Unser eigenes Konsumverhalten hat einen er heblichen Einfluss darauf, wie die Landwirtschaft unseres Landes aussieht. Der Umgang mit Nahrungsmitteln spielt dabei eine wichtige Rolle. In Wien landet täglich so viel Brot in den Mist kübeln, wie in ganz Graz gegessen wird. Wesent lich weniger Getreide würde notwendig sein, um Österreich ausreichend zu versorgen, wenn wir sorgfältiger mit unseren Lebensmitteln umgingen. Dazu gehört auch ein geringerer Fleischkonsum. Intensive Landwirt schaft ermöglicht eine höhere Produk tion als extensive Landwirtschaft, belastet aber die Natur stärker Abb. 7: Intensive Landwirtschaft. Steuerung und Regelung Abb. 9: Ökologische Landwirtschaft. Glossar 1 Pestizide: Agrochemikalien zur Bekämpfung von Unkräutern (Herbizide), Insekten (Insek tizide) oder Pilzen (Fungizide) 2 Erosion: Verlust von Boden durch Wind oder Wasser Basiskonzept Steuerung und Regelung: Durch unser eigenes Verhalten können wir beein flussen, welche Form von Landwirtschaft wir in Österreich wollen. Aufgabe W 1 Während viele konventionelle land wirtschaftliche Kleinbetriebe aufgeben mussten, nimmt die Zahl derjenigen, die öko logischen Landbau betreiben, kontinuierlich zu. Recherchiere aktuelle Zahlen dazu und suche Gründe dafür. W 2 Zählen Österreichs Almen zu inten siver oder extensiver Landwirtschaft? Begründe deine Meinung anhand von Bei spielen. S 3 Diskutiert in der Klasse Vor- und Nachteile der oben beschriebenen Formen. Wie könntest du mit deinem Einkaufsver halten beeinflussen, welche Art der Landwirt schaft auf den Äckern deiner Umgebung betrieben wird? Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verlags öbv
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