am Puls Biologie 5, Schulbuch
157 Humanökologie Bevölkerungswachstum und Klimawandel Das Handy soll stets dem neuesten Stand der Technik entsprechen. Anstelle eines Radausflugs an der Donau fliegt so mancher am Wochenende nach Mallorca. Das alles braucht Bodenschätze, die oft von weither kommen: Aluminium aus Bra silien, Erdöl aus Saudi-Arabien, Kohle aus Austra lien. Für unseren Bedarf wird anderswo die Erde aufgewühlt. Was aber, wenn alle Menschen, auch in China, Indien und Zentralafrika, so leben wollten wie wir? Wenn jede Familie ein oder mehrere Autos besitzt? Schon jetzt ist der Ausstoß an Ver brennungsgasen zu hoch und treibt die globale Erwärmung voran. Deshalb beschlossen 195 Staaten im Jahr 2015 bei der Weltklimakonferenz in Paris, Maßnahmen zu ergreifen, damit die durchschnittliche Tempera tur der Atmosphäre nicht weiter steigt. Das hätte nämlich katastrophale Folgen, etwa ein weite res Abschmelzen der Gletscher und des Polar eises verbunden mit einem Anstieg des Meeres spiegels und eine Zunahme von extremen Wetterereignissen . Das aufgrund seiner Menge wichtigste Verbren- nungs- und Treibhausgas ist Kohlenstoffdioxid. Aktuell erzeugen Industrieländer 1 wie Österreich zusammen mit den Schwellenländern 2 China, Brasilien, Russland und Indien ein Vielfaches mehr an Kohlenstoffdioxid als die so genannten Entwicklungsländer 3 . Diese werden aber von den Folgen des Klimawandels am stärksten betrof fen sein. Wenn der Meeresspiegel steigt, werden Inseln besonders leiden. Die höchste Erhebung der Malediven ist nur 2,40 m hoch. Schon jetzt lässt deren Regierung daher Unmengen an Sand aufschütten, um künstlich Land zu schaffen. Aus dem früher allein auf wirtschaftliche Unter schiede bezogenen Nord-Süd-Konflikt könnte in naher Zukunft ein Klima-Konflikt werden. Auch hierzulande ist der Klimawandel merkbar: Unser größter Gletscher, die Pasterze in den Ho hen Tauern, verlor 2012 im Vergleich zum Vorjahr fast 100m an Länge. Und 2014 war das wärmste Jahr in Österreich seit Beginn der Temperaturauf zeichnungen im Jahr 1767 im Stift Kremsmünster. Zwar zeigen Funde im Gletscheruntergrund (zB Zirbenholz), dass dessen Ausdehnung in den letzten Jahrtausenden immer wieder stark schwankte. Eine derartig rasche Abnahme wie in den letzten Jahrzehnten ist allerdings neu. Die Erwärmung der Atmosphäre soll auf unter 2 °C begrenzt werden Abb.15: Gletscherrückgang bei der Pasterze. Das Schild rechts im Bild markiert den Gletscherrand im Jahr 1985. Seit damals hat sich die Pasterze, Österreichs größter Gletscher, sehr weit zurückgezogen – eine deutlich sichtbare Folge des Klimawandels. Glossar 1 Industrieländer: Länder (wie zB Österreich), deren Wirtschaftskraft überwiegend auf industrieller Produktion und weniger auf landwirtschaftlicher Produktion beruht. 2 Schwellenländer: Diese Länder werden traditionell noch zu den Entwicklungsländern gezählt. Schwellenländer befinden sich aber in einem Prozess eines weitgehenden wirt schaftlichen Umbaus von der Agrarwirtschaft zur Industrialisierung. 3 Entwicklungsländer: Länder mit einem gro ßen Rückstand in der wirtschaftlichen Ent wicklung und relativ geringer sozialer und politischer Entwicklung. Aufgaben S 1 Schreibe auf, wie du im Alltag dazu beitragen könntest, dass Österreichs Kohlen stoffdioxid-Ausstoß sinkt. S 2 Recherchiere auf den Internetseiten des Österreichischen Alpenvereins den Rück gang der Gletscher in den letzten Jahren. Stelle einen Bezug her zu den durchschnitt lich gemessenen Temperaturen. Schreibe eine Bewertung, was es bedeuten könnte, wenn es die Weltgemeinschaft schafft, die durch schnittliche globale Temperaturerhöhung auf 2 °C zu begrenzen – und was geschehen könnte, wenn dieses Ziel nicht erreicht würde. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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