am Puls Biologie 5, Schulbuch

88 Resorption – die Nährstoffe gelangen ins Blut Ohne Resorption wäre die gesamte Verdauung sinnlos. Die Nahrung würde aufbereitet, fein zer­ legt … und dann ausgeschieden! Es ist nahelie­ gend, dass nach dem aufwändigen Verdauungs­ prozess die wertvollen Nährstoffe möglichst vollständig ins Blut überführt werden müssen, damit sie für den Körper nicht verloren sind. Wäre der Dünndarm ein glattes Rohr, könnte der Verdauungsbrei schnell und ungehindert hin­ durch strömen – und nur sehr wenige Nährstoffe könnten ins Blut aufgenommen werden. Deswe­ gen ist die innere Oberfläche des Dünndarms sehr stark strukturiert ( k Abb. 27). Der Dünndarm ist in zahlreiche Falten gegliedert, die Falten­ oberfläche selbst ist mit Zotten übersät. Damit nicht genug: Die Oberflächenvergrößerung setzt sich auf Ebene der Zellen fort: Die Oberfläche der Zellen der Darmschleimhaut trägt mikroskopisch kleine Membranzotten, so genannte Mikrovilli. Die gesamte Fläche des menschlichen Dünn­ darms beträgt dadurch 30 bis 40m 2 . Die Schleimhaut ist gut mit Gefäßen versorgt: Jede Zotte ist von Blut- und Lymphkapillaren durchzogen. Einfachzucker und Aminosäuren werden ins Blut aufgenommen, Lipide in die Lymphe ( k Abb. 26 auf voriger Seite). Insgesamt besitzt der Mensch 2 000 bis 4 000 Darmzotten auf jedem cm 2 des Darms – in Summe also 6 bis 7 Millionen Darmzotten. Die Venen, die vom Darm wegführen, gelangen über eine so genannte Pfortader 1 zur Leber. So ist gewährleistet, dass die im Darm aufgenom­ menen Nährstoffe (sowie allfällige Giftstoffe) zu­ erst die Leber erreichen. Dieses Organ entnimmt alle Stoffe, die nicht direkt in den Körper gelan­ gen sollen. Allerdings kann die Leber so auch durch ständige Zufuhr von Giftstoffen (Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch) stark geschä­ digt werden. Auch im Darm erfolgen – wie in der Speiseröhre – peristaltische Bewegungen. Der Nahrungsbrei wird dadurch weiterbewegt und umgewälzt. Au­ ßerdem fördert die Bewegung das Durchkneten der Zotten. Dadurch wird die Bewegung der Flüs­ sigkeiten in den Zwischenräumen sowie in den Gefäßen angeregt, was Stoffaustausch und Blut­ fluss fördert. Abb. 27: Oberflächenvergrößerung im Dünndarm. Durch die dreifache Vergrößerung über Falten, Zotten und Mikrovilli ist die Dünndarmoberfläche etwa 40m 2 groß. Unter der Darmschleimhaut liegen Blut- und Lymphgefäße. Arterie Pfortader Muskelschichten Zotten Zotten Dünndarm Dünndarmwand Falte Blutkapillaren Zellen der Schleimhaut Basalmembran Lymphkapillare Lymphgefäß Bindegewebe Zelle der Schleimhaut Mikrovilli Darmlumen Struktur und Funktion Die Oberfläche des Darms ist struktu- riert und dadurch stark vergrößert Glossar 1 Pfortader: Vene, die sich wieder in Kapilla- ren aufspaltet. Die Leberpfortader ist ein Ge- fäß, das Blut von den Darmkapillaren sam- melt und zu den Leberkapillaren führt. Da die Pfortader weder den Druck einer Arterie noch den Sog einer Vene spürt, herrscht in ihr ein niedriger Blutdruck. Neben der Leberpfort­ ader gibt es beim Menschen noch eine Hypo- physenpfortader, die aber viel kleiner als die Leberpfortader ist. Basiskonzept Struktur und Funktion: Das Prinzip der Oberflächenvergrößerung ist dir schon an mehreren Stellen begegnet, etwa in der Lunge des Menschen. Auch im Darm ist eine große Oberfläche nötig, damit die Stoffe möglichst vollständig resorbiert werden kön- nen. Durch die dreifache Vergrößerung durch Falten, Zotten und Mikrovilli ergibt sich eine gewaltige Fläche. In älteren Lehrbüchern wurden Werte von bis zu 300m 2 angegeben, eine neuere Forschungsarbeit hat aber ge- zeigt, dass die Fläche „nur“ bis zu 40m 2 be- trägt – immer noch das 20-Fache der mensch- lichen Körperoberfläche. (Quelle: H. F. Helander & L. Fändriks: Surface area of the digestive tract – revisited; Scandina- vian Journal of Gastroentorology, 49 (2014), S. 681–689.) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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