am Puls Biologie 6, Schulbuch
5 Hier findest du die Basiskonzepte 41 Hormonsystem Bei Stress arbeiten Hormon- und Nervensystem eng zusammen Glossar 1 AdrenocorticotropesHormon: Hormon zur AktivierungderNebennierenrinde, vom lateinischen ad =neben, ren =Niere,Cortex= Rinde,und vomgriechischen tropein =wen- den,alsoaufdieNebennierenrindegewandt. Aufgabe E 1 Beim Joggen fängstdu recht schnell an zu schwitzenunddeinPulserhöht sich. Obwohldu vielEnergie verbrauchst, verspürst du keinenHunger.StelleeineVermutungan, wiedieseSymptome zustande kommen,und überprüfedeineHypothesemitHilfe von Literatur. Basiskonzept Variabilität,Verwandtschaft,Geschich- teundEvolution: InderEvolutiondes Menschen (bzw. seinerVorfahren)war diebeschriebeneStressreaktioneine lebens- wichtigeAnpassunganGefahrenderUmwelt, alsoeinepositiveReaktion. Inunsererheuti- genUmwelt istdieseReaktionnicht immer ganzangepasst,daStresssituationenoft nichtdurch körperliche Leistungsfähigkeit zu bewältigen sind.Ebenso istdienatürliche Abfolge vonStressundErholung inunserem Lebennicht immer indemAusmaßgewähr- leistet,andasderursprünglicheMenschan- gepasst ist. BeiStresswirdnebendemSympathicusauch dasHormonsystemüberdieNebennierenaktiv. Diese zweiHormondrüsen liegendenNierenauf undbestehenaus zweiunterschiedlichenAntei- len,dem zentralenNebennierenmarkundder umgebendenNebennierenrinde. InStresssituationenbeeinflusstderSympathicus auchdasHormonsystem.Sohemmterdie Insu- lin-Abgabe inderBauchspeicheldrüse,um für eineguteVerfügbarkeit vonGlukose imBlut zu sorgen.ZugleichaktivierterdasNebennieren- mark,dasdaraufhinAdrenalinundNoradrenalin freisetzt ( k Abb.10a).DiesebeidenHormoneer- höhendieStressreaktiondesKörpers, sie stei- gernHerzfrequenzundBlutdruck.Daneben fördern siedie Freisetzung vonGlukose. InunserermodernenWelt sindStresssituationen meistemotionalerbzw.geistigerNatur (zBeine Prüfung).FürunsereVorfahrenwaraberdie Mobilisierung sämtlicherKräfteoftüberlebens- wichtig.BedrohlicheSituationen ließen sich vielfachdurchKampfoder Flucht lösen.Daher sprichtmanbeieinerakutenStressreaktion vom Fight-or-Flight-Syndrome. ImGegensatz zuakutemStress – zBeiner Schrecksituation–wirdderMenschoftmit längeranhaltendemStress konfrontiert.Hier kommteinanderesSystem zumEinsatz:Der HypothalamusaktiviertdieHypophyse,diedar- aufhinadrenocorticotropesHormon 1 (ACTH) frei- setzt.DiesesHormonaktiviertdieNebennieren- rinde,welcheu.a.mitderAbgabedesHormons Cortisol reagiert ( k Abb.10b).Cortisolaktiviert abbauendeStoffwechselvorgängeund fördert so dieGlukosebildungausdemGlykogenderMus- kelzellen.GleichzeitighemmtCortisolauchdas Immunsystemundwirktentzündungshemmend (daherwirdesauchalsMedikamenteingesetzt). GenerellerhöhtCortisoldieWiderstandsfähig- keitdesKörpers,hatalsobeigelegentlicher StresseinwirkungeinepositiveAuswirkung.Man nenntdieseReaktionallgemeinesAnpassungs- syndrom. ChronischerStressdagegen führt zugesundheit- lichenSchäden:ErkrankungendesHerz-Kreis- laufsystems sowieerhöhteAnfälligkeit für Infek- tionskrankheiten könnendie Folge sein. AkuterStress führt zurAktivierungdes Nebennierenmarks undFreisetzung von Adrenalin (schnelle Reaktion) DauernderStress führt zurAktivierung derNebennieren- rindeundFreiset- zung vonCortisol (langsameReaktion) Variabilität,Verwandt- schaft,Geschichteund Evolution Abb.10:StressreaktionundNebennieren. BeiakutemStressaktiviertdas vegetativeNervensystemüberdenSympathicus dasNebennierenmark,dasmitderAbgabe vonAdrenalinundNoradrenalin reagiert.Dies führt zur schnellenReaktion (Fight-or-Flight-Syndrome).Bei längerdauerndenStressaktiviertdieHypophyseüberACTHdieNebennierenrinde. DiesegibtCortisolab,daseine langsameReaktionhat (allgemeinesAnpassungssyndrom). Fight-or-Flight-Syndrom (schnelleReaktion) AllgemeinesAnpassungssyndrom (langsameReaktion) Hypothalamus Hypophyse Sympathicus Nebennierenmark Nebennierenrinde Adrenalin Noradrenalin ACTH Cortisol Hypothalamus-Hormon ÜberNervenzellenaktiviert der Hypothalamusden Sympathicus ,… …derdas Nebennierenmark zur Hormonabgabe veranlasst. ÜbereinHormon steuert derHypothalamusdie Hypophyse ,… …dieüberdasHormon ACTHdie Nebennierenrinde zurHormonabgabe ver- anlasst. Basiskonzepte sind wichtige Grundprinzipien und Eigen- schaften lebendiger Systeme. Du wirst ihnen das ganze Jahr lang bei unterschied- lichen Themen begegnen. Eine Übersicht über die sie- ben Basiskonzepte findest du auf den Seiten 6 und 7. So werden die Basiskonzepte im Buch gekennzeichnet: Farbige Markierung im Text Basiskonzept-Symbole in der Randspalte Weitere Informationen zum Basis- konzept im unteren Bereich der Seite 41 Hormonsystem Glossar 1 Adrenocorticotropes Hormon: Hormon zur Aktivierung der Nebennierenrinde, vom lateinischen ad = neben, ren = Niere, Cortex = Rinde, und vom griechischen tropein = wen- den, also auf die Nebennierenrinde gewandt. Aufgabe E 1 Beim Joggen fängst du recht schnell an zu schwitzen und dein Puls erhöht sich. Obwohl du viel Energie verbrauchst, verspürst du keinen Hunger. Stelle eine Vermutung an, wie diese Symptome zustande kommen, und überprüfe deine Hypothese mit Hilfe von Literatur. Basiskonzept Variabilität, Verwandtschaft, Geschich- te und Evolution: In der Evolution des Menschen (bzw. seiner Vorfahren) war die beschriebene Stressreaktion eine lebens- wichtige Anpassung an Gefahren der Umwelt, also eine positive Reaktion. In unserer heuti- gen Umwelt ist diese Reaktion nicht immer ganz angepasst, da Stresssituationen oft nicht durch körperliche Leistungsfähigkeit zu bewältigen sind. Ebenso ist die natürliche Abfolge von Stress und Erholung in unserem Leben nicht immer in dem Ausmaß gewähr- leistet, an das der ursprüngliche Mensch an- gepasst ist. In Stresssituationen beeinflusst der Sympathicus auch das Hormonsystem. So hemmt er die Insu- lin-Abgabe in der Bauchspeicheldrüse, um für eine gute Verfügbarkeit von Glukose im Blut zu sorgen. Zugleich aktiviert er das Nebennieren- mark, das daraufhin Adrenalin und Noradrenalin freisetzt ( k Abb.10a). Diese beiden Hormone er- höhen die Stressreaktion des Körpers, sie stei- gern Herzfrequenz und Blutdruck. Daneben förd rn sie die Freisetzung von Glukose. In unserer modernen Welt sind Stresssituationen meist emotionaler bzw. geistiger Natur (zB eine Prüfung). Für unsere Vorfahren war aber die Mobilisierung sämtlich r Kräfte of überlebens- wichtig. Bedrohliche Situationen ließen sich vielfach durch Kampf oder Flucht lösen. Daher spricht man bei einer akuten Stressreaktion vom Fight-or-Flight-Syndrome. setzt. Dieses Hormon aktiviert die Nebennieren- rinde, welche u.a. mit der Abgabe des Hormons Cortisol reagiert ( k Abb.10b). Cortisol aktiviert abbauende Stoffwechselvorgänge und fördert so die Glukosebildung aus dem Glykogen der Mus- kelzellen. Gleichzeitig hemmt Cortisol auch das Immunsystem und wirkt entzündungshemmend (daher wird es auch als Medikament eingesetzt). Generell erhöht Cortisol die Widerstandsfähig- keit des Körpers, hat also bei gelegentlicher Stresseinwirkung eine positive Auswirkung. Man nennt diese Reaktion allgemeines Anpassungs- syndrom. Chronischer Stress dag gen führt zu gesundheit- lichen Schäden: Erkrankungen des Herz-Kreis- laufsystems sowie erhöhte Anfälligkeit für Infek- tionskrankheiten können die Folge sein. Dauernder Stress führt zur Aktivierung der Nebennieren- rinde und Freiset- zung von Cortisol (langsame Reaktion) Variabil tät, Verwandt- schaft, Geschichte und Evolution Abb.10: Stressreaktion und Nebennieren. Bei akutem Stress aktiviert das vegetative Nervensystem über den Sympathicus das Nebennierenmark, as mit der Abgabe von Adre alin u Noradrenalin reagiert. Di s führt zur schnellen Reaktion (Fight-or-Flight-Syndrome). Bei länger dauernden Stress aktiviert die Hypophyse über ACTH die Nebennierenrinde. Diese gibt Cortisol ab, das eine langsame Reaktion hat (allgemeines Anpassungssyndrom). Fight-or-Flight-Syndrom (schnelle Reaktion) Allgemeines Anpassungssyndrom (langsame Reaktion) Hypothalamus Hypophyse Sympathicus Nebennierenmark Nebennierenrinde Adrenalin Noradrenalin ACTH Cortisol Hypothalamus-Hormon Über Nervenzellen aktiviert der Hypothalamus den Sympathicus ,… …der das Nebennierenmark zur Hormonabgabe veranlasst. Über ein Hormon steuert der Hypothalamus die Hypophyse ,… …die über das Hormon ACTH die Nebennierenrinde zur Hormonabgabe ver- anlasst. 41 Hormonsystem Glossar 1 Adrenocorticotropes Hormon: Hormon zur Aktivierung der Nebennierenrinde, vom lateinischen ad = neben, ren = Niere, Cortex = Rinde, und vom griechischen tropein = wen- den, also auf die Nebennierenrinde gewandt. Aufgabe E 1 Beim Joggen fängst du recht schnell an zu schwitzen und dein Puls erhöht sich. Obwohl du viel Energie verbrauchst, verspürst du keinen Hunger. Stelle eine Vermutung an, wie diese Symptome zustande kommen, und überprüfe deine Hypothese mit Hilfe von Literatur. Basiskonzept Variabilität, Verwandtschaft, Geschich- te und Evolution: In der Evolution des Me schen (bzw. seiner Vorfahren) war ie b sc riebene Stressreaktion ein lebens- wichtige Anpassung an Gefahren der Umwelt, also eine positive Reaktion. In unserer heuti- gen Umwelt ist diese Reaktion nicht immer ganz angepasst, da Stresssituationen oft nicht durch körperliche Leistungsfähigkeit zu bewältigen sind. Ebenso ist die natürliche Abfolge von Stress und Erholung in unserem Leben nicht immer in dem Ausmaß gewähr- leistet, an das der ursprüngliche Mensch an- gepasst ist. höhen die Stressreaktion des Körpers, sie stei- gern Herzfrequenz und Blutdruck. Daneben fördern sie die Freisetzung von Glukose. In unserer modernen Welt sind Stresssituationen meist emotionaler bzw. geistiger Natur (zB eine Prüfung). Für unsere Vorfahren war aber die Mobilisierung sämtlicher Kräfte oft überlebens- wichtig. Bedrohliche Situationen ließen sich vielfach durch Kampf oder Flucht lösen. Daher spricht man bei einer akuten Stressreaktion vom Fight-or-Flight-Syndrom . (daher wird es auch als Medikament eingesetzt). Generell erhöht Cortisol die Widerstandsfähig- keit des Körpers, hat also bei gelegentlicher Stresseinwirkung eine positive Auswirkung. Man nennt diese Reaktion allgemeines Anpassungs- syndrom. Chronischer Stress dagegen führt zu gesundheit- lichen Schäden: Erkrankungen des Herz-Kreis- laufsystems sowie erhöhte Anfälligkeit für Infek- tionskrankheiten können die Folge sein. Variabilität, Verwandt- schaft, Geschichte und Evolution Abb.10: Stressreaktion und Nebennieren. Bei akutem Stress aktiviert das vegetative Nervensystem über den Sympathicus das Nebennierenmark, das mit der Abgabe von Adrenalin und Noradrenalin reagiert. Dies führt zur schnellen Reaktion (Fight-or-Flight-Syndrome). Bei länger dauernden Stress aktiviert die Hypophyse über ACTH die Nebennierenrinde. Diese gibt Cortisol ab, das eine langsame Reaktion hat (allgemeines Anpassungssyndrom). Fight-or-Flight-Syndrom (schnelle Reaktion) Allgemeines Anpassungssyndrom (langsame Reaktion) Hypothalamus Hypophyse Sympathicus Nebennierenmark Nebennierenrinde Adrenalin Noradrenalin ACTH Cortisol Hypothalamus-Hormon Über Nervenzellen aktiviert der Hypothalamus den Sympathicus ,… …der das Nebennierenmark zur Hormonabgabe veranlasst. Über ein Hormon steuert der Hypothala us die Hypophyse ,… …die über das Hormon ACTH die Nebennierenrinde zur Hormonabgabe ver- anlasst. 41 Hormonsystem Glossar 1 Adrenocorticotropes Hormon: Hormon zur Aktivierung der Nebennierenrinde, vom lateinischen ad = neben, ren = Niere, Cortex = Rinde, und vom griechischen tropein = wen- den, also auf die Nebennierenrinde gewandt. Aufgabe E 1 Beim Joggen fängst du recht schnell an zu schwitzen und dein Puls erhöht sich. Obwohl du viel Energie verbrauchst, verspürst du keinen Hunger. Stelle eine Vermutung an, wie diese Symptome zustande kommen, und überprüfe deine Hypothese mit Hilfe von Literatur. Basiskonzept Variabilität, Verwandtschaft, Geschich- te und Evolution: In der Evolution des Menschen (bzw. seiner Vorfahren) war die beschriebene Stressreaktion eine lebens- wichtige Anpassung an Gefahren der Umwelt, also eine positive Reaktion. In unserer heuti- gen Umwelt ist diese Reaktion nicht immer ganz angepasst, da Stresssituationen oft nicht durch körperliche Leistungsfähigkeit zu bewältigen sind. Ebenso ist die natürliche Abfolge von Stress und Erholung in unserem Leben nicht immer in dem Ausmaß gewähr- leistet, an das der ursprüngliche Mensch an- gepasst ist. Di e zwei Hormondrüsen lieg n den Nieren auf un bestehen au zwei unt rschiedliche Antei- len, dem zent alen Neb nni renmark und der umgebenden Neb nnierenrinde. In Stresssituationen beeinflusst der Sympathicus auch das Hormonsystem. So hemmt er die Insu- lin-Abgabe in der Bauchspeicheldrüse, um für eine gute Verfügbarkeit von Glukose im Blut zu sorgen. Zugleich aktiviert er das Nebennieren- mark, das daraufhin Adrenalin und Noradrenalin freisetzt ( k Abb.10a). Diese beiden Horm er- höhen die Stressreaktion des Körpers, si st i- gern Herzfrequenz und Blutdruck. Daneben fördern sie die Freis tzung von Glukos . In unserer modernen Welt sind Stresssituationen meist emotionaler bzw. geistiger Natur (zB eine Prüfung). Für unsere Vorfahren war aber die Mobilisi rung sämt ic er Kräfte oft überlebens- wichtig. Bedrohliche Situationen ließen sich vielfach durch Kampf oder Flucht lösen. Daher spricht man bei einer akuten Stressreaktion vom Fight-or-Flight-Syndrome. länger anhaltendem Stress konfrontiert. Hier kommt ein anderes System zum Einsatz: Der Hypothalamus aktiviert die Hypophyse, die dar- aufhin adrenocorticotropes Hormon 1 (ACTH) frei- setzt. Dieses Hormon aktiviert die Nebennieren- rinde, welche u.a. mit der Abgabe des Hormons Cortisol reagiert ( k Abb.10b). Cortisol aktiviert abbauende Stoffwechselvorgänge und fördert so die Glukosebildung aus dem Glykogen der Mus- kelzellen. Gleichzeitig h mmt Cortisol auch das Immunsystem und wirkt entzündungshemmend (daher wird es auch als M dikament einge etzt). Generell erhöht Cortisol die Widerstandsfähig- keit des Körpers, hat also bei gelegentlicher Stresseinwirkung eine positiv Auswirkung. Man nennt die e R aktion allgemeines Anpassungs- syndrom. Chronischer Stress dagegen führt zu gesundheit- lichen Schäden: Erkrankungen des Herz-Kreis- laufsystems sowie erhöhte Anfälligkeit für Infek- tionskrankheite können die Folge sein. N bennierenmarks und Freisetzung von Adrenalin (schnelle R aktion) Dauernder Stress führt zur Aktivierung der Nebennieren- rinde und Freiset- zung von Cortisol (langsame Reaktion) Variabilität, Verwandt- schaft, Geschichte und Evolution Abb.10: Stressreaktion und Nebennieren. Bei akutem Stress aktiviert das vegetative Nervensystem über den Sympathicus das Nebennierenmark, das mit der Abgabe von Adrenalin und Noradrenalin reagiert. Dies führt zur schnellen Reaktion (Fight-or-Flight-Syndrome). Bei länger dauernden Stress aktiviert die Hypophyse über ACTH die Nebennierenrinde. Diese gibt Cortisol ab, das eine langsame Reaktion hat (allgemeines Anpassungssyndrom). Fight-or-Flight-Sy drom (schnelle Reaktion) Allgemeines Anpassungssyndrom (langsame Reaktion) Hypothalamus Hypophyse Sympathicus Nebennierenmark Nebennierenrinde Adrenalin Noradrenalin ACTH Cortisol Hypothalamus-Hormon Über Nervenzellen aktiviert der Hypothalamus den Sympathicus ,… …der das Nebennierenmark zur Hormonabgabe veranlasst. Über ein Hormon steuert der Hypothalamus die Hypophyse ,… …die über das Hormon ACTH die Nebennierenrinde zur Hormonabgabe ver- anlasst. Sonderseiten „Methoden in der Praxis“ Auf diesen Seiten lernst du wichtige Methoden kennen, die in der Wissenschaft oder in der Medizin angewendet werden. Es werden spannen- de Beispiele vorgestellt, wie die eben gelernte Therorie in der Praxis angewendet wer- den kann. „Blick in die Forschung“ Auf diesen Seiten werfen wir einen Blick in die aktuelle Forschung. Welche Fragen stellen sich Wissenschafte- rinnen und Wissenschafter? Wie versuchen sie Antworten zu finden? 28 Methoden in der Praxis Messung der Gehirnaktivität DasEEG–MessungderGehirnströme Wiedirbekannt ist, läuftdieÜbertragungder Informationen imGehirnaufelektrischemWeg,nämlichüberAktionspoten- ziale. JedesAktionspotenzial lösteineVeränderungdeselekt- rischen Feldesaus,und jemehrAktionspotenziale ineinem Bereichausgelöstwerden,umso stärkerdie Feldänderungen. DiesesPhänomen lässt sichmessen.Die sogenannten Gehirnströme,genauer:dieSpannungsschwankungenan derKopfoberfläche,können vonElektroden registriertwerden undgrafischdargestelltwerden.DieseMethodeheißtElektro- enzephalografie (EEG,nachdemGriechischenWort encepha- lon =Gehirn). DieMethodewurde inden 20er Jahrendes20. Jahrhunderts entwickeltund liefertwellenartigeBilder,die sichnachAktivi- tät verändern.EineAnalysederWellen lässtAussagenüber denBewusstseinszustand zu,auchneurologischeStörungen wie zBEpilepsie könnendamitdiagnostiziertwerden.Beim HirntoderlöschendieGehirnströme vollständig. Abb.23:Elektroenzephalografie (EEG). Elektroden zeichnen SpannungsschwankungenanderKopfoberflächeauf. Abb.24:Elektroenzephalografie (EEG). Oben:TypischeBeta-Hirn- wellen,diebeierhöhterAktivitätauftreten;Unten:Alpha-Wellen, diebeiEntspannungauftreten; (Messdauer 1Sekunde) DiePET –MessungderStoffwechselaktivität EineneuereUntersuchungsmethode istdiePositronen-Emis- sions-Tomographie (derersteEinsatzerfolgte 1975).Hierbei wirdderVersuchspersoneine schwach radioaktiveSubstanz injiziert (zB radioaktiveGlukose).Diesegelangt indieBlut- bahnenund insGehirnund reichert sich inRegionenhoher Stoffwechselaktivitätan. BeimZerfallderRadioisotope inderSubstanzwerdenPositro- nen frei,diemitElektronen imKörperwechselwirken.Dabei werden jeweils zweihochenergetischePhotonen frei,dieden Körper inentgegengesetzterRichtung verlassen.Rundumdie Person sind ringförmigDetektorenangeordnet,welchedie Strahlungmessen.AusdenMessungen lässt sicheineSerie vonSchnittbildernerrechnen ( k Abb.25).Darausentstehen Bilderwie zBAbbildung7aufS. 15,ausdenenman sehrge- naudieAktivitätbestimmterGehirnbereichebestimmen kann. DieseMethodebeschränkt sichnichtaufdieUntersuchung desGehirns,vielmehr könnenalleKörperbereiche (zBauf Tumore)untersuchtwerden. Tropfmit radioaktiv markierterGlukose ausgesendete Strahlung Detektoren Abb.25:Positronen-Emissions-Tomographie (PET). Kreisförmig angeordneteDetektoren registrierendieStrahlung,einComputer errechnetdarauseineSerie vonBildern. 153 Verhaltensbiologie Blick in die Forschung Werkzeuggebrauch bei Tieren NichtnurMenschenaffenkönnenWerkzeuge verwe den! UnterdenPrimaten istdasVerwenden von verschiedenen Werkzeugen recht verbreitet.Schimpansen,Orang-Utans, GorillasundauchanderePri aten sind imstande,Werkzeuge zubenutzen.Diebritische Forscherin JaneGoodall verbrachte viele Jahredamit,dasVerhaltenderSchimpansen imGombe StreamNationalpark inTanzania inAfrika zu studieren.Sie erforschtedas „Termitenfischen“beiSchimpansen ( k Abb.18), einVerhaltenbeidem sichdieTierepassendeÄstchenund Grashalme zurechtmachen,umdamitanschließendTermiten ausdemBau zuholen. Nochüberraschender klingtes,dassauchDelfineWerkzeuge benutzen! InAustralienwurden 1997Delfineentdeckt,die Schwämmedazunutzen,umbesser jagen zu können. DieTiere lösendazuersteinenSchwamm vomMeeresgrund und stülpen ihnüber ihrenSchnabel.Vermutlich schütz ndi Delfinedamit ihreSchnäbel vorSchnittenundStichen,wäh- rend sieamMeeresgrundnach Fischen jagen.Forscherhaben außerdemherausgefunden,dassdieseVerhaltensweisenicht vonallenDelfinenbeherrschtwird, sonderndassdieTieredas Verhalten von ihrenMüttern lernenmüssen. Rabenvögel sindbesonders intelligenteVögel,die sicheben- fallsWerkzeuge zunutzemachen.AnderUniversitätWienbe- schäftigen sich Forscherund Forscherinnendamit,wiediese VögelProbleme lösenundwie siediese Fähigkeitenerlernen u dweit rgeben kön en.ÄhnlichwiedieSchimpansen,die nachTermiten fisch n, sindmancheKrähen imstande,Stöck- chen zubenutzen,um InsektenausderBaumrinde zuholen ( k Abb.19). Abb.18: Links: JaneGoodallerforschte inden 1960er Jahren inTanzaniadasVerhalten vonSchimpansen.Rechts: IhreEntdeckung,dassSchimpansenmit kleinenÄstennach Termiten „fischen“warbahnbrechend.Bisdahindachteman,alleinderMenschwäre imstande,Werkzeuge zubenutzen. Abb.19: NeukaledonischeKrähen verwenden Stöckchen zurNahrungssuche. Aufgaben E 1 Krähen in Japanwurdendabeibeob- achtet,wie sieNüsseaufderStraßeauf Fuß- gängerübergängen fallen ließen,unddann daraufwarteten,dassdiese vonden vorbei- fahrendenAutosaufgeknacktwurden.Sobald dieAutosanhielten,um Fußgänger vorbei zu lassen,musstendieVögeldiegeknackten Nüssenurmehreinsammeln.VondiesenKrä- hengibteseinigeVideos im Internet, zBauf youtube vonBBCNaturalHistory.Beobachte dasVerhaltenderTiere indenVideos.Stelle eineVermutungan,wiedieKrähendieses Verhaltengelernthaben könnten.Diskutiert eure Ideenanschließendgemeinsam inder Klasse. W 2 NichtnurSäugetiereundVögel kön- nenWerkzeugebenutzen!Oktopussebenut- zenKokosnussschalenaufeineganzbeson- dereArtundWeise.Recherchierewozu sie sichdieseaneignen! W 3 Wie imTextdieses „Blicks indieFor- schung“beschrieben lernenDelfine von ihren Müttern, ihreSchnäbelmitSchwämmen zu schützen.Erläutere,umwelcheArtdes Ler- nenses sichdabeihandelt.Liesdazu inden Themenseitennach. Literatur: Rutz,C.;Bluff,L.A.;Reed,N.;Troscianko, J.;Newton, J.; Inger,R.;Kacelnik,A.;Bearhop,S.:TheEcologicalSignificanceofToolUse in NewCaledonianCrows. In:Science.2010, Jg.329,Nr.5998,S. 1523–1526. Handlungskompetenzbereiche Mit jeder Aufgabe in die- sem Buch wird eine der drei Handlungskompetenzen trainiert. Die Buchstaben vor der Auf- gabennummer zeigen diese Handlungskompetenzen an. W …Wissen organisieren Du lernst dir Fachwissen anzueignen, biologische Vorgänge zu benennen und zu erklären. E …Erkenntnisse gewinnen Du lernst duch Beobachten und Experimentieren selbst Erkenntnisse zu gewinnen und eigene Fragen und Hypothesen zu formulieren. S …Schlüsse ziehen Du lernst fachlich Stand- punkte zu begründen und die Bedeutung, Chancen und Risiken der erlernten Inhalte für deinen Alltag und für die Gesellschaft abzuschätzen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum G G des Verlags öbv
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=