querdenken - Geschichte und Politische Bildung 2, Schulbuch
134 Politisches Handeln Protest der Zivilgesellschaft Einsatz für die Umwelt: Protest gegen das Kraftwerk bei Hainburg Die aktive Teilnahme an Protestversammlungen, Demonstrationen oder an Streiks ist eine Möglichkeit politischer Partizipation. Verschiedene Interessen- gruppen (z. B. Gewerkschaften, NGOs) nutzen diese Mittel, um auf soziale und gesellschaftspolitische Anliegen oder konkrete Missstände öffentlich aufmerk- sam zu machen. Zu Beginn der 1980er-Jahre plante die österreichische Bundesregierung den Ausbau der Wasserkraftwerke entlang der Donau. Gegen die Errichtung eines solchen Kraftwerkes in der Stopfenreuther Au bei Hainburg entwickelte sich 1984 massiver Widerstand aus Gründen des Natur- und Umweltschutzes. Zwischen Kraftwerksbetreibern, Bundesregierung und Au-Schützerinnen und Au-Schützern entwickelte sich ein Konflikt. Als das Land Niederösterreich den Bau beschloss, fand im Dezember 1984 ein Protestmarsch von 5.000 bis 8.000 Personen statt. P Protest: lat. „protestari, öffentlich bezeugen“; öffent- lich formulierter Widerspruch gegen politische Maßnahmen, Zustände oder Verhältnisse P Demonstration: öffentliche Bekundung einer Meinung; diese muss, wenn sie legal stattfinden soll, bei den Behörden angemeldet werden; grundsätzlich hat jede und jeder das Recht, eine Demonstration zu organisie- ren bzw. daran teilzunehmen › Der Nationalpark Donau- Auen wurde 1996 gegründet und ist die letzte große, weit- gehend intakte Flussauen- landschaft in Österreich. Das Augebiet dient den Menschen auch als Erholungsgebiet. Dieses erstreckt sich von Wien bis an die Staatsgrenze zur Slowakei. Bootsfahrt im Nationalpark Donau-Auen, Foto, 2016 Protestversammlung gegen das Donaukraftwerk Hainburg, Foto, 1984 Viele Demonstrantinnen und Demonstranten besetzten die Au, um die schon begonnenen Rodungsarbeiten zu stoppen. Trotz der winterlichen Kälte und mehrerer gewaltsamer Räumungsversuche durch die Polizei setzte sich die Protestbewegung gegen die Regierung durch. Kurz vor Weihnachten 1984 ord- nete die Bundesregierung den Stopp der Rodungsarbeiten an und verzichtete später gänzlich auf den Bau des Kraftwerkes. Seit 1996 ist die Hainburger Au Teil des Nationalparks Donau-Auen. Demokratie- und umweltpolitische Bedeutung der „Hainburg-Bewegung“ Durch gewaltfreien Widerstand erreichte die „Hainburg-Bewegung“ die Änderung der Energie- und Umweltschutzpolitik in Österreich. Die Zivilgesell- schaft erwirkte hier neue demokratische Prozesse. Hainburg war ein wichtiges Ereignis für einen neuen Umgang mit der Natur und dem Umweltschutz. Diese veränderte Sicht in der Gesellschaft trug zur Gründung einer neuen politischen Partei in Österreich bei (heute: Die Grünen). A10 Untersucht das Foto und charakterisiert die Form der Beteiligung am politischen Entscheidungsprozess. Ermittelt gemeinsam in der Klasse ein Umweltschutzproblem, das in eurer Schule bzw. in eurem Ort besteht. Verfasst eine Stellungnahme. Wählt eine passende Aktivität (Plakat, Brief/E-Mail, Gespräch, Versamm- lung etc.), um Mitschülerinnen und Mitschüler sowie Lehrerinnen und Lehrer über euer Anliegen zu informieren. (PHK, PMK) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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