querdenken - Geschichte und Politische Bildung 2, Schulbuch
158 Religionen Diesseits und Jenseits Urgeschichte Wir wissen heute nur wenig darüber, woran die Menschen in der Frühzeit glaubten, welche Gottheiten sie verehrten oder welche religiösen Bräuche sie pflegten. Mithilfe von Funden (z. B. Figuren, Grabbeigaben) können Historike- rinnen und Historiker diese Fragen näher erforschen. Sicher ist: Der Tod und die Bestattungsriten spielten – und spielen bis heute – in allen Kulturen eine wichtige Rolle. Bereits die Menschen der Altsteinzeit bestatteten ihre Toten. Sie wurden in Gruben gelegt. Schwere Steine schützten die Leichname vor wilden Tieren. Ab der Jungsteinzeit begrub man die Toten oft in seitlicher Körperhaltung mit angezogenen Beinen (Hockergrab). In der Bronzezeit verbrannte man die Toten. Ihre Asche wurde in Urnen gefüllt, die man dann beisetzte (Urnenfelder- kultur). In der Eisenzeit baute man verstorbenen Fürstinnen und Fürsten riesige Hügelgräber. In fast allen Gräbern wurden Grabbei- gaben (Werkzeuge, Waffen, Gefäße, Schmuck, Nahrungsmittel etc.) gefun- den. Daraus schließt man, dass die Men- schen an ein Weiterleben nach dem Tod glaubten. Die teilweise sehr wertvollen Gegenstände sollten den Toten ein gutes Leben im Jenseits ermöglichen. Altes Ägypten Das Leben der Menschen im Alten Ägypten war stark von religiösen Vorstel- lungen bestimmt. Naturkatastrophen sowie Glück und Unglück galten als göttliche Entscheidungen. Man glaubte auch, dass Göttinnen und Götter über ein Weiterleben nach dem Tod im Reich des Osiris entschieden. Man nahm an, dass sich Tote nach der Bestattung vor einem Totengericht für ihr Leben rechtfertigen mussten. O Quellenkunde, S. 16 P Diesseits: Welt, in der wir leben P Jenseits: in der religiösen Vorstellung bestehender Ort, an den Menschen nach ihrem Tod gelangen O Alte Kulturen, S. 28–29 P Osiris: Gott der Toten; wird meist mit grünem Gesicht und den Symbolen des Pharaos dargestellt › Die Toten werden vom schakalköpfigen Gott Anubis vor das Totengericht geführt, wo ihre Herzen auf die Waag- schale gelegt werden. Ist das Herz leichter als eine Feder, darf man ins Jenseits. Ist das Herz schwerer, ist es mit Sünden beladen. Die Toten werden von der krokodilsköp- figen Ammut gefressen. Der ibisköpfige Thot notiert das Ergebnis, Osiris verkündet das Urteil. „Glockenbechermann“, ca. 2300 v. Chr., Archäologisches Museum Königsbrunn (Deutschland) Spätbronzezeitliche Hügelgräber im Schussenwald (nördl. Burgenland), Foto, 2015 Gott Thot beim Totengericht, Ausschnitt aus dem Papyrus Hunefer, British Museum (London, Großbritannien) A6 Erzähle von Gräbern und Bestattungsritualen, die du schon einmal gesehen hast. Vergleiche sie mit den auf dieser Seite beschriebenen Formen. Arbeite Elemente heraus, die heute eine ähnliche Bedeutung haben. (HOK) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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