querdenken - Geschichte und Politische Bildung 2, Schulbuch
162 Religionen Religionskonflikte und Religionskriege Im Namen von Religionen und Kirchen wurden im Laufe der Geschichte immer wieder Kriege geführt. Bis heute werden Religionen als Begründung oder Vorwand für Kriege missbraucht. Macht, Einfluss in einem bestimmten Gebiet sowie Reichtümer (z. B. Bodenschätze) spielen häufig eine viel größere Rolle als die Vorherrschaft eines Glaubens. Um die Kämpfenden zu motivieren, wer- den dabei oft religiöse Versprechungen gemacht. Religiöser Fundamentalismus Religionskonflikte und Religionskriege werden in der Regel durch fehlende Toleranz gegenüber Andersgläubigen oder Nichtgläubigen verursacht. Immer wieder gibt es innerhalb von Religionsgemeinschaften Gruppen, die nur die eigene Glaubensmeinung gelten lassen. Alle anderen Religionen und Anders- denkende innerhalb der eigenen Glaubensrichtung werden abgelehnt. Fun- damentalistinnen und Fundamentalisten nehmen Teile aus religiösen Texten oft wortwörtlich und lassen andere Auslegungen nicht zu. Dabei wird Gewalt vielfach als rechtmäßiges Mittel angesehen, um Überzeugungen durchzuset- zen. Fundamentalistische Gruppen gibt es in allen Religionsgemeinschaften. Religionskriege im Verlauf der Geschichte Es gab in der Geschichte zahlreiche Konflikte und Kriege, die mit Fragen der Religion gerechtfertigt wurden. Auch heute noch wird im Namen von Reli- gionen gekämpft, oft mit Gewaltaktionen, die wir als „ Terrorismus “ kennen. So be- gründen etwa der sogenannte Islamische Staat (IS) und Al-Qaida ihr Handeln mit den Lehren des Islam. Beide Gruppen werden zahlreicher Kriegsverbrechen beschuldigt und bekennen sich selbst zu verschiedenen Terroranschlägen, bei denen viele Unschul- dige starben. Der Islam wird dabei, wie Religionswissenschaftlerinnen und Religionswissenschaftler betonen, nur als Vorwand benutzt. Er dient speziell dazu, junge Gläubige als Kämpferinnen und Kämpfer zu gewinnen. Nach Anschlägen in Paris im Jänner 2015 erklärte der Islamwissenschaftler Zekirija Sejdini: P Fundamentalismus: bein- haltet das Wort „Fundament“ (Grundlage, Basis); ist eine po- litische, religiöse oder gesell- schaftliche Anschauung, die an bestimmten Grundsätzen und Traditionen kompromiss- los festhält und Neuerungen ablehnt; in manchen Fällen kommt auch Gewalt zum Ein- satz, um fundamentalistische Haltungen durchzusetzen › Wichtige Religionskriege waren: • Christenverfolgungen in der Antike (v. a. 3. Jh.) • Expansion des Islam (7./8. Jh.) • Kreuzzüge (11.–13. Jh.) • Dreißigjähriger Krieg (1618–1648) P Terrorismus: beinhaltet das lateinische Wort „terror“, das übersetzt „Schrecken“ bedeutet; Gewalt wird ange- droht oder angewendet, um bestimmte Ziele zu erreichen Verhältnis Religion und Krieg, Karikatur Terroristen, die Unschuldige im Namen Gottes töten, sprechen sich bewusst oder unbewusst göttliche Kompetenzen zu und begehen dadurch die größt- mögliche Sünde, indem sie sich an die Stelle Gottes setzen, sich im Besitz der göttlichen Wahrheit fühlen und sich so Gerichtsbarkeit anmaßen. […] So kommt es, dass diese Mörder in der Annahme, Gott zu dienen und seinen Na- men zu beschützen, in Wahrheit dem Bösen dienen und sich selbst und ihrer Religion […] Schaden zufügen. Zekirija Sejdini: Teuflische Werke im Namen Gottes, in: Der Standard, 13. Jänner 2015, S. 23 A11 Vergleiche die zentralen Aussagen von Zekirija Sejdini mit der Botschaft der oben abgebildeten Karikatur. Nimm zu Auseinandersetzungen im Namen der Religion kritisch Stellung. (PUK) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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