querdenken - Geschichte und Politische Bildung 3, Schulbuch

80 Diversität Soziale Differenzierung Diversität Diversität bedeutet Vielfalt. Unter gesellschaftlicher Diversität versteht man kulturelle Vielfältigkeit (in Bezug auf Sprachen, Religionen etc.). Im 19. Jh. wur- den Unterschiede von den Menschen anders wahrgenommen als in früheren Jahrhunderten. Dies betraf beispielsweise die Verhältnisse von Mann und Frau. Arbeiterinnen in einer Teppich- manufaktur in Paris, Fotopostkarte, um 1900 (Paris, Frankreich) O Gewalt, Gefühle und Einstellungen, S. 158 P Proletarier: lat. proletarius = Angehöriger des Proletari- ats; Person, die als einzigen Besitz ihre Kinder (proles = Nachkomme) hat P Tagelohn: Lohn, der für tageweise Arbeit ausbezahlt wird; für Personen, die kein festes Arbeitsverhältnis haben, sondern bei verschie- denen Arbeitgebern tage- weise beschäftigt werden P Quantum: bestimmte Menge A1 Ermittelt die gesellschaftliche Diversität in eurer Klasse. Erfragt dazu z. B. Geburtsorte, Sprachen, religiöse Bekenntnisse. Finde mindestens eine Person in der Klasse, die sich in einem Punkt von dir unterscheidet. Diskutiert, inwiefern die verschiedenen Bedürfnisse aufgrund der Diversitäten an eurer Schule berücksichtigt werden. (PUK, PSK) T1 Geschlecht Die Beziehungen zwischen Mann und Frau veränderten sich im 19. Jh. Bis dahin teilten sich Frauen und Männer die Aufgaben im Leben eher partnerschaftlich auf. Lebens- und Arbeitsbereich waren dabei räumlich meist nicht voneinander getrennt. Das änderte sich jedoch wesentlich im 19. Jh. durch die Industriali- sierung, es kam zur Trennung von Wohnort und Arbeitsplatz. Frauen und ihre Arbeit wurden nicht mehr als gleichwertig angesehen. Die Auswirkungen sind bis in die heutige Zeit spürbar, beispielsweise bekommen Frauen und Männer nicht in allen Berufsgruppen gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Unter den Proletariern muss jeder arbeiten, der nicht verhungern will. Es heißt zwar immer und überall: Der Mann ist der Ernährer der Familie, der Erwerber, die Frau hat nur zu erhalten – aber wo […] der Mann oft kaum genug verdie- nen kann[, um] das eigene Leben zu fristen, da muss die Frau auch für das ihrige selbst sorgen […]. Die Frauen, welche für den Tagelohn die gröbsten Arbeiten verrichten, bekommen einen geringeren Tagelohn als die Männer, welche ebenfalls auf Tagelohn arbeiten. Man erklärt dies für angemessen, weil in vielen Fällen die naturgemäß geringeren Kräfte der Frauen auch nur zu geringeren Leistungen ausreichen und da der männliche Körper ein größeres Quantum von Nahrungsmitteln erfordern mag als der weibliche. Aber man kann gerade nicht behaupten, dass Holzspalten, Wassertragen und Scheuern, Waschen und Kehren […] leichte Arbeiten wären […] [Die] Redensart vom „zarten Geschlecht“ wendet man solchen Frauen gegenüber nicht an [… –] nur, […] wenn man die Frauen von irgendeinem Handwerk zurückschrecken oder die Unmöglichkeit dartun will, dass sie etwas, was Kraft und Ausdauer erfor- dert, üben könnten. Otto-Peters, Das Recht der Frauen auf Erwerb, 1997 (Original: 1866), S. 33 f. (bearbeitet) A2 Fasse den Text in eigenen Worten zusammen. Werte ihn im Hinblick auf Aussagen zur Frauen- bzw. Männerarbeit aus: Stelle diese einander gegenüber. Recherchiere im Internet zum Equal Pay Day. Nimm kritisch zur unter- schiedlichen Bezahlung von Frauen und Männern Stellung. Gestaltet in Kleingruppen Plakate oder Flyer für eine gerechte Entloh- nung beider Geschlechter heute. (HMK, HOK, LK) M7 T2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=