querdenken - Geschichte und Politische Bildung 3, Schulbuch
84 Diversität Industrielle Revolution | extra Der Beginn des Industriezeitalters Fortschritte in Medizin bzw. Hygiene und Verbesserungen in der Landwirt- schaft (z. B. Düngemittel) führten im 18. Jh. zu einem starken Bevölkerungs- anstieg. Dadurch stieg auch der Bedarf an zahlreichen Produkten. Um die gesteigerte Nachfrage decken zu können, wurden Maschinen entwickelt. 1764 erfand der Engländer James Hargreaves eine Spinnmaschine („Spinning Jenny“) mit anfangs acht (später sogar bis zu 100) Spindeln nebeneinander. In großen Räumen wurden mehrere dieser Maschinen nebeneinander auf- gestellt. Die ersten Fabriken waren entstanden. Zunächst wurden die Spinnmaschinen mit der Hand betrieben, später mit Wasserkraft. Diese Methode hatte jedoch einige Nachteile: So mussten die Fabriken an Flüssen gebaut werden, und die Maschinen standen bei Frost oder Hochwasser still. Anfang des 18. Jh. erfand Thomas Newcomen eine der ersten Dampfmaschinen. James Watt gelang eine wesentliche Weiterentwicklung dieser durch Kohle angetriebenen Maschinen. Sie wurden im Kohlebergbau oder in der Textil- industrie eingesetzt. Der Antrieb der Spinnmaschinen war dadurch nicht mehr vom Wetter abhängig. Neue Möglichkeiten der Fortbewegung Eine wichtige Voraussetzung für die Industrialisierung war der Ausbau der Verkehrswege (Straßen, Kanäle, Eisenbahnlinien). Dafür war die Erfindung von George Stephenson sehr wichtig. Die von ihm 1829 entwickelte Lokomotive „Rocket“ konnte das Fünffache ihres eigenen Gewichts ziehen und erreichte Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h. Heute erreichen Hochgeschwindigkeits- züge über 250 km/h. Anfangs stand man den neuen Fortbewegungsmitteln noch misstrauisch gegenüber, bald jedoch nützte man sie zur Personenbeför- derung oder für den Handel. Größere Warenmengen konnten in kürzerer Zeit als bisher transportiert werden. Das Schienennetz wurde ausge- baut. Umfasste es 1830 weltweit erst 332 Bahnkilometer, waren es vor dem Ausbruch des Ersten Welt- krieges bereits über eine Million Bahnkilometer. Man wagte auch neue technische Herausforderungen. Der Öster- reicher Karl Ritter von Ghega baute beispielsweise über den Semmering die erste Gebirgsbahn der Welt. Ab 1800 wurden auch Dampfschiffe eingesetzt. Der österreichische Ingenieur Joseph Ressl entwarf 1829 die erste Schiffsschraube, die Schiffe auch bei unruhigem Seegang gleich- mäßig antreiben konnte. 1852 wurde das erste von einer Dampfmaschine angetriebene Luftschiff entwickelt. P Industrielle Revolution: bezeichnet den Übergang von der Landwirtschafts- zur Industriegesellschaft im 18. Jh.; begann in Großbritan- nien; veränderte Lebens- und Arbeitswelt grundlegend; gilt neben der Neolithischen Revolution (Sesshaftwerdung in der Jungsteinzeit) als bedeutendster Schritt in der Entwicklung der Menschheit Dampfmaschine von James Watt, 1788, Victoria and Albert Museum (London, England) Von Stephenson konstruierte Loko- motive „Rocket“, nach Zeichnung von Prof. Beik, nachkoloriert, 1829 Lenkbares Luftschiff von Ernest Pétin, Holzstich, nachkoloriert, 1876 Bau der Semmeringbahn, Lithografie, 1850, Technisches Museum (Wien) A6 Erkläre die Funktionsweise von einer auf dieser Seite genannten Erfindung. Recherchiere dazu im Internet, in Sachbüchern oder Lexika. Stelle den Einfluss dieser Neuerung auf das Leben der Menschen damals sowie für uns heute dar. (HMK, HOK) T2 Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv
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